Commerzbank: Börsenbericht für die Woche vom 21.04. bis 25.04.2008

Nach einem verhaltenen Auftakt zu Wochenbeginn legten die Börsenindizes dann im Verlauf zu und schlossen im Plus – angesichts der Rekorde bei Euro und Öl, der stärkeren Inflation und der schwächeren US-Wirtschaft ist es bemerkenswert, wie robust sich die Märkte in der abgelaufenen Woche präsentierten.

Zudem setzte sich am Markt nach der Vorlage hoher Verluste seitens Merrill Lynch und Citigroup die Einschätzung durch, dass im Finanzsektor das Schlimmste überstanden sein könnte. Der deutsche Leitindex Dax gewann binnen 5 Handelstagen 3,6%, der EuroStoxx50 zog um knapp 3% an. Auch an der Wall Street griffen Investoren wieder zu – breit angelegte Kurszuwächse standen auf der Agenda. Der Dow Jones Index gewann 4,3%, der technologielastige Nasdaq Composite legte sogar knapp 5% zu.

An den internationalen Rentenmärkten waren in der vergangenen Woche deutliche Kursverluste zu verzeichnen. Der für den deutschen Rentenmarkt richtungweisende Bund Future verlor 171 Basispunkte auf 114,24 Punkte, den tiefsten Stand seit Anfang Januar 2008. Die Rendite von 10-jährigen Bundesanleihen stieg um 22 Basispunkte auf 4,13%. 10-jährige US-Staatsanleihen rentierten zum Wochenschluss mit 3,71% gegenüber 3,47% eine Woche zuvor. In den kürzeren Laufzeitenbereichen war ein noch stärkerer Renditeanstieg zu verzeichnen, was zu einer Verflachung der Zinsstrukturkurve führte.

Belastet wurden die Rentenmärkte insbesondere durch eine abnehmende Risikoaversion vieler Marktteilnehmer, die zu einer verstärkten Umschichtung von sicheren Staatsanleihen in riskantere Wertpapiere führte. Zudem belasteten Inflationsdaten sowohl aus den USA als auch aus dem Euroraum. So sind die US-Erzeugerpreise im März gegenüber dem Vormonat um 1,1% gestiegen – etwa doppelt so stark wie erwartet. Im Euroraum wurde die Inflationsrate im März von 3,5% auf 3,6% revidiert, den höchsten Wert seit Einführung der Währungsunion. Zudem haben sich die Zinssenkungserwartungen durch den steigenden Preisdruck reduziert. Die veröffentlichten Konjunkturdaten hatten kaum Einfluss auf die Kursentwicklung.

Der Rückgang der Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen und die freundliche Stimmung an den Aktienmärkten lässt darauf schließen, dass die wirtschaftliche Lage von vielen Marktteilnehmern nun weniger bedrohlich als noch vor einigen Wochen angesehen wird. Andererseits scheint kaum noch jemand daran zu zweifeln, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleitet oder sich bereits in einer Rezession befindet. Die in der kommenden Woche anstehenden Daten werden wohl zeigen, dass es keine Anzeichen für eine Besserung der Situation in naher Zukunft gibt. Dies könnte nach der Korrektur an den Staatsanleihenmärkten in der letzten Woche wider für etwas steigende Kurse sorgen. In den USA werden einerseits die Immobilienmarktdaten im Fokus der Marktteilnehmer stehen. Sowohl die Verkäufe von Neubauten als auch von bestehenden Häusern sollten nicht auf eine Wende am US-Immobilienmarkt hinweisen. Andererseits werden die Auftragseingänge für langlebige Güter von großem Interesse sein. Sie stellen einen Indikator für die Investitionstätigkeit der amerikanischen Unternehmen dar. Bisher war die Investitionsnachfrage noch recht robust, was gegen eine Rezession spricht.

Sollte es zu einem deutlichen Einbruch dieser Kenngröße kommen wird wohl kaum noch jemand an einer Rezession in den USA zweifeln, was die Rentenmärkte stützten dürfte. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Märkte häufig schon drehen, bevor der wirtschaftliche Tiefpunkt erreicht ist. Auch das ist eine Erklärung für die nachlassende Risikoaversion an den Märkten. Im Euroraum und Deutschland werden die Stimmungsindikatoren im Mittelpunkt stehen, die insgesamt ihren Abwärtstrend fortsetzten dürften, wenngleich sie weiterhin auf eine moderate Expansion der Wirtschaft hinweisen. Mit Spannung bleibt abzuwarten, ob sich Deutschland, das sich bislang deutlich vom Euroraum abkoppeln konnte, was sowohl die Stimmungsindikatoren als auch die harte Konjunkturdaten betrifft, seine Outperformance fortsetzen kann.

Zurzeit treibt insbesondere die Sorge, dass die wirtschaftliche Abkühlung in den Bilanzen außerhalb des Finanzsektors deutliche Spuren hinterlassen wird, die Investoren um. In den USA werden 167 der S&P 500-Unternehmen Quartalsdaten präsentieren wie z.B. Bank of America oder Micosoft. In Deutschland eröffnen Infineon und Merck am Mittwoch den Reigen der 30 Dax-Konzerne gefolgt von BASF, Bayer und Lufthansa.

Angesichts der weiter präsenten Belastungsfaktoren – u.a. Ölpreis über 117 US-Dollar, starker Euro bei 1,5860, nachlassende Kreditvergabeneigung – dürften temporäre kleinere Rückschläge jederzeit möglich sein, diese sollten dann aber zum Positionsaufbau bei Aktien genutzt werden. Insgesamt ist die Stimmung deutlich aufgehellter und auch die Antizipation eines stärkeren wirtschaftlichen 2. Halbjahres ist merklich an den Börsen zu spüren. Sollten von der Gewinnberichterstattung der Unternehmen weiterhin positive Nachrichten kommen, dürfte die Woche freundlich verlaufen.

Technisch betrachtet hat der Dow Jones am vergangenen Freitag einen wichtigen Schritt in Richtung Stabilisierung getan. Nicht nur, dass der Markt nach einer freundlichen Woche die Kraft hatte, zum Wochenschluss noch zuzulegen, sondern auch, weil er den Kreuzwiderstand nach oben brechen konnte. Dies ist ein sehr positives Zeichen, was Anschlusskäufe nach sich ziehen sollte. Im Laufe der Woche dürften Notierungen über der Marke von 13.000 Punkten möglich sein. Ein anschließendes „Pull Back“ an die Ausbruchslinie sollte eine Bestätigung der verbesserten Lage darstellen. Der DAX hat am vergangenen Freitag im Sog der positiven Wall Street die Marke von 6.800 Punkten überspringen können. Dabei konnten die Umsätze leicht anziehen, ohne jedoch an das höhere Umsatzniveau vom März heranzureichen. Trotzdem hat sich die Lage dahingehend verbessert, als dass sich nun weiteres Aufwärtspotenzial bis in den Bereich von 7.000 Punkten eröffnet. Privatanlegern wird die Aktie der HHLA zum Kauf empfohlen.

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