Programme für Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger in anderen Ländern: Aktivierung ist auch kein Wundermittel
Von 100 ehemaligen Teilnehmern, die eine Beschäftigung aufnahmen, hätten durchschnittlich 90 bis 95 ohnehin Arbeit gefunden, so eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Die Eingliederungseffekte dieser Programme sind damit ähnlich wie bei anderen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen für Arbeitslose, die näher am Arbeitsmarkt sind. „Für das weiter gefasste Ziel der Aktivierung – den Abbau sozialer Exklusion – können jedoch positive Effekte beobachtet werden“, schreiben die Arbeitsmarktforscherinnen Sabine Fromm und Cornelia Sproß.
Nachweisbar sei, dass die Lebenszufriedenheit und das Selbstvertrauen der Teilnehmer an solchen Programmen steigen – wenn diese nicht als Zwangsinstrumente empfunden werden.
Aktivierung sieht im Kern vor, finanzielle Unterstützung an die Bereitschaft der Betroffenen zu knüpfen, sich selbst um Arbeit zu bemühen und angebotene Hilfen anzunehmen. Dieses Prinzip war auch die Richtschnur für die Hartz-IV-Reform in Deutschland.
Dabei zielt Aktivierung nicht nur auf den unmittelbaren Übergang in reguläre Beschäftigung. Oft gilt es zunächst, die soziale Integration von Langzeitarbeitslosen zu fördern. Manchmal kommen auch Probleme wie Wohnungsnot, Überschuldung oder Suchterkrankung hinzu. In solchen Fällen ist eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt häufig erst mittel- oder langfristig möglich.
Die meisten modernen Wohlfahrtsstaaten haben in den vergangenen Jahren Aktivierungsprogramme eingeführt. In allen Ländern sind Jugendliche und Langzeitarbeitslose die wichtigsten Zielgruppen.
Anders als in Deutschland wird der Begriff „Aktivierung“ im internationalen Kontext allerdings sehr weit gefasst und weniger präzise verwendet. In der Regel bezeichnet er die Gesamtheit aller arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen für Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger.
Professionelles Fallmanagement ist entscheidend
Als besonders wirksam erweise sich in allen Ländern ein professionelles Fallmanagement mit intensiver Betreuung der Arbeitsuche und qualifizierter Beratung, stellen die IAB-Arbeitsmarktforscherinnen fest. Die Qualität des Fallmanagements sei auch eine der wichtigsten Einflussgrößen auf die Zufriedenheit der Teilnehmer.
Die große Mehrheit der Teilnehmer bewertet Aktivierungsprogramme selbst dann positiv, wenn sie nicht unmittelbar zu Beschäftigung und Unabhängigkeit von staatlichen Unterstützungsleistungen führen. „Die Teilnahme an Aktivierungsprogrammen kann die Zunahme von Selbstvertrauen bewirken und durch das Erlernen neuer Fähigkeiten Handlungsmöglichkeiten erweitern. Dies gilt jedoch nur dann, wenn die Programme auch als sinnvoll und nicht als Instrument der Repression erlebt werden“, so Fromm und Sproß.
Die Studie von Sabine Fromm und Cornelia Sproß im Internet: http://doku.iab.de/kurzber/2008/kb0408.pdf.
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