Ein-Euro-Jobs bringen nur einigen bessere Jobchancen

Vor allem bei westdeutschen Frauen wirkt sich die Teilnahme positiv auf die Beschäftigungswahrscheinlichkeit aus, geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Allerdings trägt der Ein-Euro-Job nicht zur Beendigung der Bedürftigkeit bei. Die Wahrscheinlichkeit, den Hilfebezug zu beenden, ist sogar geringer als bei vergleichbaren Arbeitslosen ohne Ein-Euro-Job. Wer an der Maßnahme teilgenommen hat, akzeptiere eher auch schlecht bezahlte Tätigkeiten und erhalte somit häufig ergänzende Hartz-IV-Leistungen, schreiben die IAB-Arbeitsmarktforscher Katrin Hohmeyer und Joachim Wolff.

Die Wahrscheinlichkeit, eine Stelle zu finden, steigt durch Ein-Euro-Jobs kurzfristig nur für einige Teilnehmergruppen. Dazu gehören insbesondere Personen, die lange nicht beschäftigt waren. Am stärksten aber profitieren westdeutsche Frauen. Sie haben 20 Monate nach dem Beginn ihres Ein-Euro-Jobs eine um immerhin drei Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auszuüben, als vergleichbare Nichtteilnehmerinnen.

„Einsperreffekt“ in den ersten sechs Monaten

Während des Ein-Euro-Jobs nehmen Maßnahmeteilnehmer seltener eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf als die Mitglieder der Vergleichsgruppe. Dieser „Einsperreffekt“ tritt auf, weil Ein-Euro-Jobbern weniger Zeit für Bewerbungen bleibt und weil sie häufig den Ein-Euro-Job als Alternative zur regulären Beschäftigung sehen. Erst nach der Teilnahme an der Maßnahme zeigen sich die positiven Effekte.

Keine Eingliederungswirkungen bei Jüngeren

Ein-Euro-Jobs werden sehr oft bei jüngeren Arbeitslosen unter 25 eingesetzt. Sie machen ein Viertel aller Teilnehmer aus, stellen aber nur gut 10 Prozent der arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger. Bezogen auf die Wahrscheinlichkeit, im Anschluss einer regulären Beschäftigung nachzugehen, sind hier keine Erfolge messbar. Das IAB warnt aber davor, daraus zu schließen, dass Ein-Euro-Jobs grundsätzlich nutzlos seien. Gerade Jüngere würden Ein-Euro-Jobs häufig vermeiden wollen und sich daher verstärkt um einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz bemühen, solange sie keinen Ein-Euro-Job haben. Dies könnte erklären, warum die Vergleichsgruppe erheblich höhere Eingliederungszahlen aufweist als die Teilnehmergruppe.

Auswahl der Teilnehmer verbessern

Da Ein-Euro-Jobs nicht bei allen Gruppen die Jobchancen erhöht haben, empfehlen die IAB-Forscher grundsätzlich, die Teilnehmer gezielter auszuwählen.

Zu bedenken sei aber auch, dass Ein-Euro-Jobs nicht nur zur Verbesserung der unmittelbaren Jobchancen dienen. Vielmehr würden sie ebenso genutzt, um die Arbeitsbereitschaft von Arbeitslosen zu prüfen oder die soziale Integration zu fördern. Der Erfolg von Ein-Euro-Jobs lasse sich daher nicht ausschließlich anhand der Beschäftigungswahrscheinlichkeit im Beobachtungszeitraum von 20 Monaten beurteilen, betonen die Nürnberger Arbeitsmarktforscher.

Im Jahr 2007 haben mehr als 750.000 Personen einen Ein-Euro-Job angetreten. In der Regel beträgt die Dauer 6 Monate.

Die IAB-Studie kann unter http://doku.iab.de/kurzber/2008/kb0208.pdf abgerufen werden.

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Wolfgang Braun idw

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