Gute Konjunktur lässt Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der Wirtschaft kräftig wachsen

„Die Wirtschaft mit ihrer Innovationskraft erbringt einen Riesenbeitrag, um dieses Land voranzubringen. 2008 werden die Forschungs- und Entwicklungsausgaben (FuE) der Unternehmen voraussichtlich erstmals die Schwelle von 55 Milliarden Euro durchbrechen“, sagte Jürgen Hambrecht, Vizepräsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und Vorsitzender des Vorstandes der BASF SE, heute in Berlin.

Nach Jahren der Stagnation sind die FuE-Gesamtaufwendungen der Wirtschaft 2006 gegenüber 2005 deutlich gestiegen, und zwar um 7,4 Prozent von 48,4 Mrd. Euro auf 52,0 Mrd. Euro. Das ergibt die neueste Erhebung des Stifterverbandes, der regelmäßig die Daten über die FuE-Tätigkeit der Wirtschaft ermittelt. „Wir sehen hier unmittelbare Auswirkungen der guten Konjunktur und die Effekte von neuer Zuversicht und Optimismus der Unternehmen am Standort Deutschland“, sagte Hambrecht.

2007 wuchsen die FuE-Ausgaben weiter, nach den letzten Schätzungen auf 54,2 Mrd. Euro, das wäre ein weiterer deutlicher Anstieg um 4,2 Prozent gegenüber 2006. Für 2008 rechnen die Unternehmen mit einer weiteren Anhebung um 2,2 Prozent auf 55,4 Mrd. Euro.

Die Steigerungsraten der Jahre 2006 und 2007 von 7,4 Prozent und 4,2 Prozent übertreffen die allgemeinen Preissteigerungsraten sowie die Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,5 Prozent und 2,2 Prozent deutlich. Deutsche und ausländische Unternehmen haben am Standort in den vergangenen zwei Jahren nicht nur nominell, sondern real mehr Geld in Forschung und Entwicklung eingesetzt.

Erstmals seit 2003 ist der Anteil der FuE-Aufwendungen am Bruttoinlandsprodukt damit 2006 wieder angestiegen, und zwar auf 2,53 Prozent. Der Anteil des Wirtschaftssektors stieg von 1,72 Prozent am BIP 2005 auf 1,77 Prozent im Jahr 2006 und erreicht nach den Prognosen 2007 einen Anteil von ebenfalls 1,77 Prozent.

Hambrecht betonte die Notwendigkeit eines deutlich stärkeren Engagements von Staat und Wirtschaft für Forschung und Entwicklung: „Wir wollen am 'Drei-Prozent-Ziel` festhalten.“ Amtierende und vorherige Bundesregierung hatten das Ziel ausgegeben, bis 2010 drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für FuE einzusetzen. Die aktuellen FuE-Initiativen der Politik gingen in die richtige Richtung, so Hambrecht. Der BASF-Vorstandsvorsitzende lobte die Hightech-Strategie der Bundesregierung und den Cluster-Wettbewerb des Bundesforschungsministeriums. Hambrecht zeigte sich dennoch besorgt, Deutschland betreibe „zu viel Aufwand für die Gegenwart, anstatt in die Zukunft zu investieren“. Die Politik lasse nachhaltige Strategien vermissen, die nicht das Bewahren, sondern das Gestalten im Visier haben. Hambrecht: „Was passiert, wenn die Politik vorrangig auf die Verteidigung des Status quo setzt, mussten wir schmerzhaft in Bochum erleben. Dabei wissen wir schon lange, dass einfache Fertigungstätigkeiten nicht die Zukunftssicherung für Deutschland sind. Subventionen für solche Produktionen sind vergeudetes Geld, das an anderer Stelle fehlt. Wir müssen in Bildung und Forschung investieren – das ist die einzige Chance, die wir haben.“

Mit den gestiegenen FuE-Aufwendungen wuchs 2006 und 2007 auch die Zahl der Forscher, Laboranten und Techniker in den Entwicklungslabors der Wirtschaft. Im Jahr 2006 waren rund 312 000 Personen in Unternehmen und Institutionen für Gemeinschaftsforschung (gemessen im sogenannten „Vollzeitäquivalent“) im FuE-Bereich tätig, ein Zuwachs um 2,5 Prozent gegenüber 2005. Da waren es knapp 305.000, 2004 erst 299.000 Personen. Für 2007 erwarten die Experten der Stifterverband-Wissenschaftsstatistik einen weiteren Anstieg um 2,2 Prozent auf 320.000.

Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes, kommentierte die Beschäftigtenzahlen: „Die Verfügbarkeit von Fachkräften begrenzt das Wachstum des FuE-Sektors.“ Der Fachkräftemangel könne sich bald als Wachstumsbremse erweisen, warnte Schlüter. Der Stifterverbandsgeneralsekretär forderte eine bessere Betreuung der Studenten an den Hochschulen und mehr Qualität in der Lehre. „Die Abbrecherquoten in den MINT-Fächern Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik liegen bei 30 bis 40 Prozent. Gelänge es, diesen Missstand zu beseitigen, hätten wir auf einen Schlag fast ein Drittel mehr Ingenieure pro Jahr,“ sagte Schlüter. Der Stifterverband legt in diesem Jahr den Schwerpunkt seiner Programmarbeit auf Verbesserungen in der Lehre.

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Frank Stäudner presseportal

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http://www.stifterverband.de

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