Lager, Kommissionierung, Transport: Welche Technologie ist die Richtige?
Förderbänder transportieren Waren vollautomatisch durch die Fabrik – jedoch sind die Transportwege festgelegt. Gabelstapler sind deutlich flexibler, aber nicht automatisiert – hier muss ein Mensch am Steuer sitzen.
Industrie-4.0-Lösungen wie beispielsweise fahrerlose Transportsysteme (FTS), die sowohl flexibel als auch automatisiert sind, können sich gerade kleine Unternehmen oft nicht leisten. Mit Lager- und Kommissioniersystemen verhält es sich ähnlich: Die Auswahl ist groß, die Vor- und Nachteile sind kaum überschaubar und modernste Industrie-4.0-Technologien sind meist teuer.
Die Entscheidung für ein System fällt deshalb schwer – zumal sich nicht jede Technologie für jedes Unternehmen gleichermaßen eignet. Unternehmen, die viele unterschiedliche Produkte oder Einzelanfertigungen anbieten, benötigen in der Regel wandlungsfähige Systeme. Wer große Stückzahlen herstellt, profitiert von einem hohen Grad an Automatisierung.
Unternehmen sollten ihre Lager-, Kommissionier- und Transportsysteme deshalb mit Bedacht auswählen – nicht nur, um Fehlinvestitionen zu vermeiden, sondern vor allem, weil sie mit den richtigen Technologien deutlich effizienter fertigen und im globalen Wettbewerb bestehen können.
Bei der Auswahl soll in Zukunft eine Software unterstützen: Forscher am Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) gGmbH entwickeln den Softwaredemonstrator im Forschungsprojekt „Wandlungsfähigkeit und Automatisierungsgrad für Lager-, Kommissionier- und Transportsysteme“ (WALaTra).
In die Software soll der Nutzer zunächst einige Daten eingeben, beispielsweise zur Produktpalette. Aus diesen Daten ermittelt das Programm, welchen Grad an Wandlungsfähigkeit und Automatisierung das Unternehmen benötigt – und schlägt passende Lager-, Kommissionier- und Transportsysteme vor. Auch Wechselwirkungen soll die Software berücksichtigen, „denn nicht alle Systeme passen zueinander“, sagt Projektleiterin Maren Müller.
Ein Chaoslager kann beispielsweise hocheffizient sein, wenn es mit einem automatischen Kommissioniersystem kombiniert wird oder wenn die Lagerarbeiter digitale Unterstützung erhalten – etwa durch Handcomputer. Wird ausschließlich manuell kommissioniert, ist ein chaotisches Lager dagegen extrem ineffizient – denn ohne technische Unterstützung brauchen Menschen dort zu viel Zeit, um ein bestimmtes Produkt zu finden.
Die Software soll dem Nutzer deshalb gleich mehrere geeignete Systeme vorschlagen. Neben Wandlungsfähigkeit und Automatisierungsgrad zeigt die Software auch an, wie hoch beispielsweise der Installationsaufwand, die Investitionskosten und die laufenden Kosten im Vergleich zu anderen Systemen sind. „Auf dieser Basis kann das Unternehmen eine fundierte Entscheidung treffen“, so Müller.
Die Software soll Unternehmen zu Gute kommen, die eine neue Produktionsstätte planen und dafür das optimale Lager-, Kommissionier- und Transportsystem auswählen wollen – oder die ihre Fabrik umstrukturieren wollen, um effizienter zu werden.
Unternehmen, die herausfinden wollen, mit welchen Systemen sie am effizientesten produzieren können, können sich noch am Forschungsprojekt beteiligen. Von den Industriepartnern erhoffen sich die Forscher Daten, beispielsweise zur Produktpalette und den bisher genutzten Systemen. Im Gegenzug können die Unternehmen den Softwaredemonstrator frühzeitig testen. Interessierte Unternehmen, die sich am Projekt beteiligen möchten, melden sich bei Maren Müller unter der Telefonnummer (0511) 279 76-443 oder per E-Mail an mueller@iph-hannover.de.
Das Forschungsprojekt WALaTra ist Anfang August 2017 gestartet und läuft zwei Jahre. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Verkehr Logistik
Von allen Aktivitäten zur physischen Raum- und Zeitüberbrückung von Gütern und Personen, einschließlich deren Umgruppierung – beginnend beim Lieferanten, durch die betrieblichen Wertschöpfungsstufen, bis zur Auslieferung der Produkte beim Kunden, inklusive der Abfallentsorgung und des Recyclings.
Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Verkehrstelematik, Maut, Verkehrsmanagementsysteme, Routenplanung, Transrapid, Verkehrsinfrastruktur, Flugsicherheit, Transporttechnik, Transportlogistik, Produktionslogistik und Mobilität.
Neueste Beiträge
Erster Bernsteinfund auf antarktischem Kontinent
Südlichster Fund erlaubt weitere Einblicke in kreidezeitliche Wälder nahe des Südpols. In der Antarktis herrschten vor rund 90 Millionen Jahren Klimabedingungen, unter denen harzproduzierende Bäume überlebten. Ein Team unter Leitung…
Mit kleinen Partikeln Großes bewirken
Projekt NanoSTeW geht neue Wege in der Kupferverarbeitung. Neue kupferbasierte Werkstoffe für den 3D-Druck entwickeln und dabei das Thema Nachhaltigkeit ins Visier nehmen, das ist in den kommenden fünf Jahren…
Ohne Tiernutzung: Antikörper aus Algen für Schwangerschaftstests
Startup entwickelt neues Verfahren – DBU fördert Es kommt nicht alltäglich vor, dass junge Startups aus Deutschland eine Neuheit mit branchenveränderndem Potential auf den Markt bringen. Doch genau das plant…