Logistikparks an Flughäfen – Gut oder weniger gut?

Das Fachgebiet „Angewandte Geographie, Verkehr und Logistik“ der Uni Duisburg-Essen führt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ein Forschungsprojekt zu Logistik-Gewerbeparks an Flughäfen durch. Unter der Leitung von Privatdozent Dr. Rudolf Juchelka, der als Lehrstuhlvertreter das Drittmittelprojekt eingeworben hat, sollen die positiven oder negativen Verkehrseffekte benannt und mögliche Verkehrsstrategien ausgelotet werden. Das Projekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Von den 350.000 € Gesamtförderung erhält der Duisburg-Essener Lehrstuhl mit 250.000 € den größten Anteil.

„Verkehrsvermeidung an End-of-runway-Logistik-Standorten“ ist das Forschungsprojekt betitelt. Konkret geht es um Logistik-Gewerbeparks am Rande von Flughäfen. Hier sitzen klassische Logistikdienstleister wie Kurier- und Paketdienste sowie Speditionen. Aber auch Produktionsunternehmen siedeln sich zunehmend an, die nicht nur ihre Güter für den Weitertransport sortieren und umladen, sondern Produkte vormontieren, reparieren, lagern und manchmal sogar komplett herstellen. Es entstehen neue Arbeitsplätze und damit ökonomische Mehrwerteffekte. Computerfirmen zum Beispiel schätzen die Nähe zu Rollfeld und Autobahn, selbst die Lebensmittelbranche ist zu finden.

Was bedeuten diese Logistik-Gewerbeparks in Flughafennähe nun aus verkehrstechnischer Sicht? Führen sie zu mehr Autos und Lkw auf den Straßen, kommt es zu Staus, und steigen die Belastungen u.a. für die Umwelt? Oder führt die geballte Ansiedlung von Unternehmen, die mehrere Betriebseinheiten in Flughafennähe zusammenziehen, etwa zur Verkehrsentlastung? Dies für das BMBF herauszufinden, ist nun Aufgabe der kleinen Forschergruppe um Projektleiter und Verkehrsgeograf Juchelka. Er wird bei seinen Untersuchungen auch mit den Ingenieuren und Betriebswirten im „Zentrum für Logistik und Verkehr“, einem interdisziplinären Institut der Uni DuE, kooperieren.

Umfangreiche Erhebungen auch im Ausland – sind vorgesehen. „In den USA und Belgien liegen bislang erste Erfahrungen vor. In Louisville, im Bundesstaat Kentucky, haben sich in den letzten Jahren an die 40 Unternehmen nahe des zehntgrößten Frachtflughafens der Welt niedergelassen, darunter der Kurier-, Express und Paketdienstleister UPS, der dort seinen Welt-Hub, also Knotenpunkt, hat“, erklärt Juchelka weiter. „Im belgischen Lüttich gibt es eine ähnliche Entwicklung. In Deutschland interessieren uns Leipzig und Troisdorf. Leipzig, weil der Paketdienst DHL den dortigen Flughafen künftig als Drehkreuz nutzen wird anstelle von Brüssel. Und Troisdorf, weil mit „Airlog“ ein Logistik-Gewerbepark neben dem Köln-Bonner Flughafen – immerhin zweitgrößter Frachtflughafen Deutschlands entstanden ist. Hier hat UPS übrigens seinen Europa-Hub.“

Weil das Forschungsprojekt ohne die kommunalen und unternehmerischen Erfahrungen nicht funktionieren würde, hat Juchelka sie mit ins Boot geholt. Partner im Projekt sind UPS, die Lufthansa-Consulting, die Wirtschaftsförderung der Stadt Troisdorf und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Keine Frage, die Untersuchungsergebnisse werden Auswirkungen haben. „Bei negativen Verkehrseffekten machen die Genehmigung und der Ausbau flughafennaher Gewerbegebiete ohne neue planerische Konzepte keinen Sinn“, „sagt Juchelka. „Eine andere Frage ist die nach der Übertragbarkeit auf andere Standorte zum Beispiel Weeze.“ Aber auch das wird von den Geografen untersucht.

Weitere Informationen: PD Dr. Rudolf Juchelka, Tel. 0203/379-1363 oder Tel. 0201/183-2632, rudolf.juchelka@uni-duisburg.de

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Ulrike Bohnsack idw

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