Verteilerwege kurz und gebündelt

Distributionsnetze für Europa. Wenn sie fusioniert und optimiert werden, treten deutlich kürzere und weniger Verbindungen zwischen Händlern und Depots auf (unten). <br>© Fraunhofer IML <br>

Die Fusion des deutschen Automobilherstellers Daimler-Benz mit dem US-amerikanischen Chrysler-Jeep-Konzern zur DaimlerChrysler AG vor zwei Jahren sorgte weltweit für großes Aufsehen. Für die beiden Automobilgiganten stellte der Zusammenschluss in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung dar. Ein wesentlicher Punkt war dabei, zwei bis dahin völlig unabhängig voneinander bestehende Distributionsnetze für alle Fahrzeugtypen des Konzerns EU-weit zusammenzuführen. Im Zuge der Reorganisation sollten die Logistikstrukturen gleichzeitig so optimiert werden, dass die DaimlerChrysler AG auf europäischer und globaler Ebene ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern kann.

Hier waren nun die Experten vom Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund gefragt. Im Mai 1999 nahmen Vertreter des Konzerns erste Kontakte mit den Informatikern der Abteilung Verkehrslogistik auf, und bereits im Sommer liefen die Analysen auf Hochtouren. »Die Eingangsdaten für das neue Transportnetz waren durch zwei Faktoren vorgegeben: Zum einen durch die Produktionsstätten, Import-Export-Häfen und Händlerstandorte und zum anderen durch das Auswerten der Fahrzeugbewegungen während etwa eines Jahres«, erklärt Giovanni Prestifilippo vom IML. »Wir optimierten die Lage und die Anzahl der Depotstandorte möglichst kostengünstig. Dabei sollten Serviceleistungen für Kunden nicht beeinträchtigt werden.«

In einem ersten Arbeitsschritt wurden das Verkehrsaufkommen, die Serviceleistungen und die Transportkosten analysiert. Danach errechneten die Experten in einem computerunterstützten Modell sowohl die günstigsten Standorte für die neuen Depots als auch deren optimale Zuordnung zu den Händlern, Produktionsanlagen und Häfen. Besonders vorteilhaft schlägt im neuen Modell zu Buche, dass Leerfahrten von den Produktionsorten oder Importhäfen bis hin zu den Depots kaum noch vorkommen. Als weiteres Highlight stellte sich heraus, dass heute in der EU bei der Wahl der Standorte Ländergrenzen nicht mehr beachtet werden müssen. Dadurch lassen sich ebenfalls beträchtliche Kosten einsparen. Nur acht Monate nach Beginn der Analysen konnten die Fraunhofer-Informatiker den Auftraggebern das neue Distributionsnetz vorstellen. Es wurde im August vergangenen Jahres zunächst in Deutschland, den Beneluxländern, Österreich und der Schweiz in die Praxis umgesetzt. Inzwischen ist die neue Verteilerstruktur europaweit realisiert worden.

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Prof. Dr. Alex Vastag Mediendienst

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