"Abfallprodukt" Glycerin als vielseitige Substanz
Forscher entwickeln Prozess zur milden Zerlegung von Glycerin
Forscher der University of Wisconsin in den USA entwickelten einen Prozess, in dem sich mit Hilfe von Platin-Katalysatoren Glycerin unter relativ milden Bedingungen in Wasserstoff und Kohlenmonoxid zerlegen lässt. Das Verfahren hat den Vorteil, dass beim Fermentieren von Glucose eine 25-prozentige Glycerin-Lösung entsteht. Diese lässt sich ohne energieaufwendige Destillation, wie es sonst notwendig war, zu Methanol oder längerkettigen Alkanen weiterverarbeiten. Glycerin fällt als Nebenprodukt bei der Herstellung von Biodiesel an und gilt als vielseitige Substanz zur Herstellung von Produkten.
Glycerin ist ein Ausgangsprodukt zur Synthese von Kraftstoffen und andern organischen Verbindungen. Verwendung findet Glycerin unter anderem in Kosmetika als Feuchtigkeitsspender, Frostschutzmittel, Schmierstoff und Weichmacher und wird bei der Herstellung von Kunststoffen, Microchips, Farbstoffen sowie Zahnpasta benötigt. Des weiteren wird es im orientalischen Shisha-Tabak verwendet, dient in der Medizin als Medikament zur Behandlung von Hirnödemen und ist bekannt als Lebensmittelzusatzstoff mit der Bezeichnung E 422. „Im Jahr fallen rund 200.000 bis 300.000 Tonnen Glycerin als Koppelprodukt bei einer Anlagenkapazität von drei Mio. Tonnen Biodiesel an“, erklärt Norbert Holst, Mitarbeiter der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. im Bereich Fette und Öle, im Gespräch mit pressetext. Pro Tonne Biodiesel seien dies etwa 100 Kilogramm Rohglycerin, so Holst
Die Reserven an Erdöl und Erdgas werden immer knapper, sie sind aber notwendig für die chemische Industrie und dienen zur Herstellung von organischen Verbindungen wie Kunststoffen, Medikamenten oder Lösungsmitteln. Daher werde nach Alternativen gesucht. Bei Glycerin bestehe momentan keine Knappheit, erklärt Holst. Zukünftig solle daher weiterhin stark in die Forschung und Entwicklung investiert werden. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) fördert Forschungsprojekte für hochwertige Anwendungen von Glycerin. „Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, die gefördert werden, seien derzeit die Anwendungstechnische Untersuchung zur Herstellung von 1,3-Propandiol aus Glycerin mittels Biokonversion, die Gewinnung von Biopolymeren aus Gylcerin mittels Biodieselproduktion und die Katalytische Carbonylierung von Gycerin mit Kohlenmonoxid zur Herstellung von Dicarbonsäuren mit vier bis sechs C-Atomen“, erklärt Holst abschließend.
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