Ziele für Energieeffizienz und erneuerbare Energien senken Treibhausgase und Energiekosten

Bleiben hierbei weitere Anstrengungen aus, könnte die EU eine wichtige Gelegenheit verpassen, um Energieverschwendung sowie übermäßige Ausgaben für Energieimporte einzuschränken.

Verbindliche Zielvorgaben für Energieeffizienz und erneuerbare Energien sollten deshalb mit einem möglichen europaweiten Klimaziel für das Jahr 2030 einhergehen. Dies ist notwendig, um eine ehrgeizige Reduzierung der Treibhausgasemissionen sicherzustellen, ohne dabei die Kosteneffizienz der Energieversorgung sowie die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu vernachlässigen.

„Zum Erreichen der langfristigen EU-Klimaziele bis 2050 sind neue Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz und im Bereich der erneuerbaren Energien erforderlich. Wir müssen diese Technologien schon heute entwickeln, um sie verfügbar zu haben, wenn wir sie brauchen“, unterstreicht Dr. Wolfgang Eichhammer, Leiter des Competence Centers Energiepolitik und Energiemärkte am Fraunhofer ISI.

Ohne verbindliche Ziele bei den erneuerbaren Energien und Energieeffizienz bis 2030 könnten sich die Technologien in diesen Bereichen nur auf das europäische Emissionshan­delssystem (EU Emission Trading System, ETS) stützen. Dieses müsste dann die notwendigen Investitionsanreize schaffen, was mit einheitlichen und somit für bestimmte Technologien geringeren Vergütung und einem höheren Risiko verbunden wäre.

Hohe Risikozuschläge für Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz würden die spezifischen Erzeugungskosten für jene Anlagen unnötig in die Höhe treiben, die fortan errichtet würden. Außerdem könnte dies die weitere Entwicklung von derzeit noch marktferneren und momentan vergleichsweise teuren Tech­nologien behindern, wodurch Lernprozesse und Kosteneinsparun­gen ausbleiben würden, die in kommenden Jahrzehnten dringend notwendig sind.

Die Studienergebnisse des TU Wien Konsortiums zeigen dabei auf, dass der Anteil erneuerbarer Energien im Jahr 2030 nur 26 Prozent beträgt, wenn ETS das einzige eingesetzte Instrumentarium bleibt − verglichen mit einen Anteil von bis zu 31,2 Prozent in anderen Analyseszenarien. Erneuerbare Energieträger führen jedoch durch den sogenannten Merit-Order-Effekt auf den Strom- und CO2-Märkten zu einer Senkung der Großhandelspreise. Ein niedrigerer Anteil an erneuerbaren Energien würde zwar Kosten für deren Förderung einsparen, jedoch zu höheren Stromgroßhandels- und CO2-Preisen führen, wodurch die finanzielle Belastung für Stromkunden ungefähr gleich bliebe.

„Wir können also zu denselben Kosten einen höheren Anteil erneuerbarer Energien erreichen, aber dazu bräuchte es eines eindeutigen Bekenntnisses für diese − eine ver­bindliche Zielvorgabe im Hinblick auf erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 wäre ein zukunftweisender Schritt in diese Rich­tung“, erklärt Dr. Gustav Resch von der Energy Economics Group der TU Wien.

Zusätzlich hat das Fraunhofer ISI ein kosteneffizientes Energieeinsparpotenzial von 41 Prozent für 2030 errechnet. Dieses Ergebnis basiert auf einer Bottom-up-Bewertung des Fraunhofer ISI, wobei für einzelne Branchen folgende Einsparpotenziale ermittelt wur­den: Industrie (21 Prozent), Privathaushalte (61 Prozent), Dienst­leistungssektor (38 Prozent) sowie Verkehr- und Transportwesen (41 Prozent). Würden diese Einsparpotenziale realisiert, könnten private Haushalte und die Industrie in Europa ab dem Jahr 2030 ihre Energieausgaben um jährlich etwa 240 Milliarden Euro netto absenken. Eine realistische Zielvorgabe zur Verbesserung der Energieeffizienz für 2030 erscheint deshalb nützlich und würde Energiekunden helfen, ihre Energiekosten weiter zu reduzieren.

„Durch eine angemessene Kombination von drei Zielen, also für Klimaschutz, erneuerbare Energien und Energieeffizienz, sowie entsprechender politischer Maßnahmen lässt sich ein ausgewogenes Verhältnis von Wettbewerb und Risiko erhalten“, erläutert Dr. Mario Ragwitz vom Fraunhofer ISI. Somit könnte, beispielswei­se auf Basis des ETS oder flankierender Maßnahmen, ein Ausbau kostengünstiger Technologien erreicht werden, während gleichzei­tig die Weiterentwicklung von derzeit noch weniger ausgereiften Technologien vorangetrieben würde, was eine positive Wirkung auf die europäische Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit hätte.

Die Europäische Union verhandelt mit ihren Mitgliedstaaten derzeit über ein neues Zielsystem für 2030, das der 2020-Zielvereinbarung nachfolgen soll, die eine Reduzierung der Treibhausgasemis­sionen und des Energieverbrauchs um 20 Prozent sowie eine Er­höhung des Anteils erneuerbarer Energien auf 20 Prozent vorsieht. Die EU-Kommission wird voraussichtlich zu Beginn des Jahres 2014 einen Vorschlag hierzu vorlegen.

Die Studie „Analysis of a European Reference Target System for 2030“ des Fraunhofer ISI finden Sie unter http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/x/projekte/2030-target-system.php.

Die Ergebnisse des durch die TU Wien koordinierten und von der EU im Rahmen des „Intelligent Energy Europe“ Programms geförderten Projekts „beyond2020 − Design and impact of a harmonised policy for renewable electricity in Europe“ finden Sie unter http://www.res-policy-beyond2020.eu. Unter Beteiligung des Fraunhofer ISI arbeitete im Projekt „beyond2020“ ein Konsortium, bestehend aus Forschungsinstitutionen, Beratern und Industriepartnern aus ganz Europa an der Folgen­abschätzung und Bewertung verschiedener energiepolitischer Hand­lungsoptionen für erneuerbarer Energien im Europa nach 2020.

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