Zahl der Insolvenzen wird 2010 um mehr als zehn Prozent steigen, Finanzierungsprobleme bedrohen zunehmend gesunde Unternehmen

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland wird 2010 weiter deutlich steigen. Hauptgründe sind neben der Rezession die eingeschränkte Verfügbarkeit von Finanzmitteln sowie Überkapazitäten.

Besonders betroffen sind die Automobilbranche sowie der Anlagen- und Maschinenbau. Aber auch für den deutschen Mittelstand steigt das Risiko. Besonders bedrohlich: Durch Finanzierungsprobleme werden zunehmend auch im Kern gesunde Unternehmen in Schwierigkeiten geraten. Zukäufe und Übernahmen (M&A-Transaktionen) sind in der Insolvenz eine bedeutende Sanierungsoption. Solche Transaktionen sind derzeit aber nur mit hohem Eigenkapitalanteil möglich.

Strategische Investoren sind im Bieterwettbewerb klar im Vorteil gegenüber Finanzinvestoren. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren bei M&A-Transaktionen sind die Reputation des Insolvenzverwalters sowie ein effizienter und transparenter Prozess.

„2010 werden zunehmend auch gesunde Unternehmen wegen Finanzierungsproblemen in Schwierigkeiten geraten“, sagt Dr. Gerd Sievers, Partner im Kompetenzzentrum Corporate Performance und Corporate Finance Experte bei Roland Berger Strategy Consultants.

„Staatliche Programme können die Finanzierungsprobleme voraussichtlich nur teilweise kompensieren“. Das ist das Kernergebnis der Studie „Insolvenzen in Deutschland 2010 – Trends in der Wirtschaftskrise“, für die die Experten von Roland Berger Finanzinvestoren, Insolvenzverwalter und Workout-Banker zu Insolvenzen befragt haben. Die Mehrheit geht davon aus, dass die Zahl der Insolvenzanmeldungen 2010 mindestens um weitere zehn Prozent steigen wird. Als Hauptgrund geben sie die Rezession (85%) an, vor der Knappheit an Finanzmitteln (71%) und Überkapazitäten (63%).

Größtes Insolvenzrisiko für Automobilbranche

Die Automobilbranche gilt als am stärksten insolvenzgefährdet vor dem Anlagen- und Maschinenbau sowie der Logistik. „Das geringste Insolvenzrisiko sehen die Befragten bei Finanzdienstleistern und Telekommunikations- sowie Medienunternehmen“, sagt Sievers. „Allerdings rechnen sie mit einem erhöhten Insolvenzrisiko für den deutschen Mittelstand. Großunternehmen und Konzerne gelten dagegen als relativ sicher.“ Besonders im Management von Unternehmen mit privater Eigentümerstruktur gilt die Insolvenz als schlechteste Möglichkeit der Sanierung. „2010 werden verstärkt Unternehmen wegen Finanzierungsproblemen in Schwierigkeiten geraten, obwohl sie im Kern gesund sind“, sagt Sievers. „Staatliche Programme können die Finanzierungsprobleme voraussichtlich nur teilweise kompensieren.“

M&A Transaktion ist eine der bevorzugten Sanierungsoptionen

Die Sanierung durch einen Insolvenzverwalter ist im Ernstfall die wahrscheinlichste Fortführungsoption (95%) vor einer kurzfristigen M&A-Transaktion (66%) und der Eigenverwaltung (53%). Als wesentliche Handlungsoptionen in der Insolvenz gelten den Experten die Anpassung der operativen Kapazitäten sowie die Befreiung von Altlasten.

„M&A-Transaktionen bieten wichtige Vorteile gegenüber anderen Sanierungsoptionen: Sie können schnell umgesetzt werden und der zeitnahe Kapitalzufluss ermöglicht es, zumindest den Unternehmenskern zu erhalten“, sagt Sievers. „Außerdem ist das unternehmerische Risiko für die Gläubiger begrenzt.“ Die Möglichkeit zur Fremdfinanzierung von M&A-Transaktionen haben sich allerdings deutlich verschlechtert: So glauben 90% der Befragten, dass die Wahrscheinlichkeit einer Fremdfinanzierung gesunken ist. „2010 wird daher ein höherer Eigenkapitalanteil zu erwarten sein“, sagt Sievers. Die Befragten stützen das und rechnen vermehrt mit Eigenkapitalanteilen über 60%.

Nur 5% der Befragten glauben, dass Finanzinvestoren die dominanten Bieter um insolvente Unternehmen sein werden (strategische Investoren: 55%). Die Vorteile strategischer Investoren sehen sie im Erhalt des Unternehmenskerns und der zügigen Umsetzung. „Die größte Rolle bei einer Transaktion in der Insolvenz spielen für alle beteiligten Parteien die Reputation und Erfahrung des Insolvenzverwalters“, sagt Sievers.

Auszüge aus der Studie können Sie kostenfrei herunterladen unter: www.rolandberger.com/pressreleases

Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 36 Büros in 25 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. 2.100 Mitarbeiter haben im Jahr 2008 einen Honorarumsatz von mehr als 670 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 180 Partnern.

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Sebastian Deck presseportal

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