Willensstärke ist Einstellungssache

Wie stark der Wille eines Menschen ist, hängt ganz davon ab, wie viel er diesem zutraut. Das behaupten Forscher der Universität Zürich in der Zeitschrift „Psychological Science“. Ihren Forschungen zufolge widerstehen Menschen besser Versuchungen und Ablenkungen, wenn sie ihre Willenskraft als nicht beschränkte Ressource sehen. „Wer glaubt, der Wille hat seine Grenzen, ermüdet bei geistig herausfordernden Aufgaben eher“, berichtet die Studienleiterin Veronika Job.

Unterstützung für die Motivation

In einer Testreihe erhoben die Forscher zunächst, welche Einstellung Studenten zu ihrer Willensstärke hatten und beeinflussten diese durch Vorinformationen auch gezielt. Ein Teil der Untersuchten war überzeugt, dass Willenskraft eine natürliche Obergrenze hat. Gegenüber jenen, die glaubten ihren Willen selbst in der Hand zu haben, schnitten sie in Konzentrationstests schlechter ab, ermüdeten eher, ernährten sich ungesünder und schoben unangenehme Aufgaben um ein Drittel mehr für später auf.

„Man sollte Menschen helfen, die eine Stärkung des Willens für ihren Alltag brauchen“, fordert Job. Besonders betroffen seien etwa Diabetiker, die Ernährungspläne einhalten müssen, Menschen die einer Sucht widerstehen, Studenten bei übervollen Stundenplänen oder Angestellte mit knappen Zeitvorgaben. „Willenskraft kann der Motivation überall dort zu Hilfe kommen, wo sie in Gefahr läuft zu scheitern und dadurch eine Aufgabe nicht erfüllen zu können“, erklärt der Motivationsforscher Jürgen Beckmann von der TU München http://www.sp.tum.de gegenüber pressetext.

Disziplin ermüdet, Regulation stärkt

Willenskraft hat für Beckmann sehr unterschiedliche Facetten. Eine davon ist die als „preußische Selbstdisziplin“ bekannte Selbstkontrolle. „Sie lähmt alle Gedanken, die dem Willen entgegenstehen, so ganz nach Immanuel Kants 'Ich kann, weil ich will, was ich muss'. Da dieser Zwang viel Energie beansprucht, ermüdet man mit der Zeit“, so der Experte. Die zweite Facette, die Selbstregulation, ist hingegen theoretisch unbegrenzt vorhanden. „Die Regulation geht den positiven Weg, unterstützende Ressourcen zu mobilisieren. Das geschieht, wenn man etwa nach Anreizen und Zielen sucht, warum eine Tätigkeit toll ist.“

Körper kann den Willen stählen

Da die Selbstregulation nicht nur im Sport, sondern auch im Berufsleben und privaten Alltag wichtig ist, suchen Psychologen schon lange Möglichkeiten ihres gezielten Trainings. Es gibt gleich mehrere Formen dafür, betont Beckmann. „Besonders in schwierigen Situationen hilft es, positive Gefühle zu aktivieren und Stress zurückzunehmen. Ein weiterer Weg ist die Selbstführung, bei der man sich etwa vor Augen führt: Was willst du? Was macht dich aus? Oder: Welche Strategien helfen mir weiter?“

Auch über den Körper kann man die Selbstregulation verbessern, etwa durch die aufrechte Haltung der Wirbelsäule oder eine stolz geschwellte Brust. Laut einer aktuellen Studie im „Journal of Consumer Research“ hilft das Anspannen einzelner Muskeln im Entscheidungsmoment. Beckmann ist mit seinem Osnabrücker Kollegen Julius Kuhl zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. „Das Ballen der linken Hand zur Faust aktiviert das motorische Zentrum der rechten Hirnhemisphäre, das eigene Wünsche repräsentiert. Fußballer, die bei einem Elfmeter im Spiel die linke Faust ballen, treffen eher.“

Kurzfassung der Studien unter http://pss.sagepub.com/content/early/2010/09/28/0956797610384745.abstract sowie https://www.jcr-admin.org/pressreleases/101810121844_Hungrelease.pdf

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Johannes Pernsteiner pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://www.psychologie.uzh.ch

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