Unterschiedliche Lebenszufriedenheit in der Partnerschaft erhöht das Trennungsrisiko

Um die Zufriedenheit beziehungsweise die Unterschiede in der Zufriedenheit zweier Partner zu messen, wertet die Studie Langzeitbefragungen deutscher, britischer und australischer Haushalte aus. Über einen Zeitraum von fast 25 Jahren hinweg ordneten die Befragten jedes Jahr ihre Lebenszufriedenheit auf einer Punkteskala ein. Zehn Punkte auf der Skala bedeuten, dass der Befragte voll zufrieden ist, null Punkte stehen dagegen für absolute Unzufriedenheit.

Durch die Punktevergabe lassen sich Unterschiede in der Lebenszufriedenheit zwischen den Partnern messen. Allein für Deutschland wurden Daten aus über 253.000 Befragungen ausgewertet. Einbezogen wurden Personen zwischen 18 und 65 Jahren, die mit einem Partner oder einer Partnerin im gleichen Haushalt leben. Berücksichtigt wurden sowohl verheiratete Paare als auch als Paare ohne Trauschein.

Es zeigt sich für alle drei Länder, dass das Trennungsrisiko für unzufriedenere Paare höher ist als für zufriedene – gemessen an der Summe der Zufriedenheit des Paares (Zufriedenheit des Partners plus Zufriedenheit der Partnerin). Dieses Ergebnis ist nicht wirklich überraschend. Die ZEW-Studie weist darüber hinaus allerdings nach, dass die Trennungswahrscheinlichkeit steigt, je stärker sich die Partner in ihrer Zufriedenheit unterscheiden. Dies gilt auch dann, wenn Paare eine gleiche Zufriedenheitssumme erreichen. Liegt beispielsweise die Zufriedenheit des Mannes bei drei und die der Frau bei fünf Punkten auf der Skala, so erreicht das Paar eine Zufriedenheit von insgesamt acht Punkten. Die Zufriedenheitsdifferenz beider Partner beträgt zwei Punkte. Liegt bei einem zweiten Paar die Zufriedenheit des Mannes bei zwei, die der Frau bei sechs Punkten, erreicht auch das zweite Paar eine Zufriedenheit von insgesamt acht Punkten. Dennoch liegt beim zweiten Paar die Trennungswahrscheinlichkeit höher als beim ersten Paar, weil die Differenz der Zufriedenheit beider Partner größer ausfällt.

Die Studie belegt darüber hinaus, dass sich ein Unterschied in der Lebenszufriedenheit von Partnern asymmetrisch auswirkt. So ist das Trennungsrisiko besonders hoch, wenn die Frau unzufriedener ist als der Mann. Tatsächlich zeigen verschiedene Datensätze, etwa die in der Studie verwendeten Informationen zu Australien, dass überwiegend Frauen die Scheidung einreichen und dass diese Frauen tendenziell unzufriedener sind als ihre Noch-Ehemänner.

Die ZEW-Berechnungen zeigen, dass der Zusammenhang zwischen Unterschieden in der Lebenszufriedenheit und dem Risiko einer Trennung in seiner Größenordnung durchaus bedeutsam ist. Liegt bei Paaren die Summe der Zufriedenheit auf gleichem Niveau, so steigt die Trennungswahrscheinlichkeit für solche Paare um 0,5 Prozentpunkte an, bei denen die Frau unzufriedener ist als der Mann. Dies erscheint zwar wenig, ist aber in Beziehung zu setzen zum allgemeinen Trennungsrisiko. Jedes Jahr trennen sich etwa zwei Prozent der hier untersuchten, in einem Haushalt lebenden Paare. Bei Paaren, bei denen die Frau unzufriedener ist als der Mann, ist das Trennungsrisiko also um etwa 25 Prozent höher. Für unverheiratete Paare ist der Effekt etwas stärker als für verheiratete.

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Gunter Grittmann idw

Weitere Informationen:

http://www.zew.de/publikation5720

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