Sturz in die Pflegebedürftigkeit – Ulmer Studie zu Speichenbrüchen bei älteren Patienten

Eine große deutschlandweite Studie unter Leitung der Ulmer Universitätsklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie soll nun herausfinden, ob eine Operation oder das Ausheilen im Gipsverband bessere Behandlungsergebnisse bringt.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Forschungsvorhaben namens ORCHID (Open Reduction and plating versus casting in highly comminuted intraarticular distal radius fractures in the elderly) über drei Jahre mit einer Million Euro.

Von 100.000 Menschen über 64 Jahren werden sich innerhalb der nächsten vier Wochen 800 bis 1000 den Speichenknochen brechen – das sagt die Statistik. Sie sagt auch, dass das Risiko für Frauen größer ist als das für Männer. Für die betroffenen älteren Menschen hat so ein Bruch zur Folge, dass sie sich oft wochenlang nicht mehr selbst versorgen können. Bei einem Speichenbruch nahe am Handgelenk, die medizinische Bezeichnung lautet „komplexe, intraartikuläre distale Radiusfraktur“, bieten sich zwei Therapien an: Entweder wird die Bruchstelle bei einer Operation mit einer winkelstabilen Platte verschraubt oder der Bruch heilt mithilfe eines stabilisierenden Gipsverbandes von selbst aus.

„Ein Gipsverband ohne Operation bedeutet eine längere Ruhigstellung des Armes, dafür vermeidet man einen operativen Eingriff“, erklärt Prof. Dr. Florian Gebhard, Ärztlicher Direktor der Ulmer Unfallchirurgie, die Vor- und Nachteile beider Therapien. „Wir wollen herausfinden, welches Verfahren die besseren Behandlungsergebnisse bringt, damit ältere Menschen möglichst schnell wieder einsatzfähig sind.“ Dazu sollen in Ulm und an 14 weiteren Standorten in ganz Deutschland insgesamt 600 Patienten, die älter als 65 Jahre sind, von Kliniken und niedergelassenen Ärzten in die Studie eingeschlossen werden. Diese ist damit die einzige multizentrische wissenschaftliche Studie in Deutschland, die sich mit den orthopädischen und unfallchirurgischen Folgen von Knochenbrüchen beschäftigt.

„Neben einer engmaschigen Kontrolle während der Behandlung untersuchen wir die Patienten nochmals nach drei, sechs und zwölf Monaten“, beschreibt Professor Gebhard den langfristigen Ansatz der Studie. Außerdem überwachen wir in einer so genannten Monitoringstudie die Qualität der eigentlichen Studie“, erläutert Professor Gebhard. Die Ergebnisse fließen dann in medizinische Behandlungsleitlinien ein und stehen damit allen Ärzten zur Verfügung. Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie sieht einen großen Bedarf an solchen aufwändigen Studien und hat ein eigenes Studienzentrum geschaffen, das deren Durchführung unterstützen und Ärzten durch Weiterbildung die Ergebnisse vermitteln soll.

Für Rückfragen steht Ihnen gerne Jörg Portius, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Universitätsklinikum Ulm (Tel. 0731 500-43043), zur Verfügung.

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Jörg Portius idw

Weitere Informationen:

http://www.uniklinik-ulm.de

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