Die Schweinegrippe und die Internationalen Gesundheitsvorschriften
In den letzten Jahrzehnten haben die internationale Mobilität und damit auch die potenzielle Verbreitungsgeschwindigkeit von Infektionskrankheiten erheblich zugenommen, andererseits ist mit den neuen International Health Regulations (IHR, deutsch: Internationale Gesundheitsvorschriften - IGV) ein starkes Instrument zum Monitoring und zur Kontrolle von „öffentlichen Gesundheitsgefahren von internationaler Bedeutung“ entstanden.
In einer aktuellen Kurzanalyse (download unter: http://www.giga-hamburg.de/giga-focus/global) untersucht GIGA-Wissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Hein die internationalen Gesundheitsvorschriften und ihre Auswirkungen auf die Ausbreitung der Schweinegrippe. Die wichtigsten Ergebnisse lauten:
Pandemien bedrohen eine globalisierte Welt sowohl durch die rasche Verbreitung gefährlicher Krankheiten als auch durch inadäquate Schutzmaßnahmen. Die ökonomischen Kosten von Reise- und Handelsbeschränkungen können immens sein; auch andere Maßnahmen, um eine ansteckende Krankheit einzudämmen, können die menschliche Privatsphäre erheblich einschränken. Internationale Regeln zum Umgang mit Infektionskrankheiten verlangen also sowohl effektive, global koordinierte Maßnahmen zur Bekämpfung der Krankheit als auch eine Kontrolle der Angemessenheit mobilitätsbeschränkender Maßnahmen.
— Maximum protection, minimum restriction: Die 2005 verabschiedeten neuen IGV stellen ein komplexes Werk von Regeln und Maßnahmen dar, um ein globales System der Kontrolle und Bekämpfung von „Gesundheitsgefahren von internationaler Bedeutung“ und gleichzeitig international akzeptierte Normen der Vereinbarung von Reise- und Handelsbeschränkungen aufzubauen.
— Die Intensivierung der grenzüberschreitenden gesellschaftlichen und ökonomischen Verflechtungen (begleitet von zunehmender internationaler kommerzieller und privater Reisetätigkeit in einer stärker globalisierten Wirtschaft und Gesellschaft) erleichtern die globale Ausbreitung von Krankheitserregern.
— Die „Schweinegrippe“ ist durch eine rasche räumliche Verbreitung, aber bisher durch einen weitgehend milden Krankheitsverlauf gekennzeichnet. Wie im Falle früherer Grippepandemien besteht jedoch die Gefahr einer zweiten Infektionswelle mit erheblich schwererem Krankheitsverlauf. Die umfangreichen Maßnahmen zur Kontrolle der Infektion sind daher berechtigt.
— Die neuen Regeln (IGV) haben sich bereits vor ihrer Verabschiedung im Umgang mit der SARS-Epidemie bewährt und ein hohes Maß an Akzeptanz gewonnen. Konflikte im Umgang mit Infektionen werden sich allerdings nicht vermeiden lassen, vor allem im Hinblick auf den Zugang zu Medikamenten und Impfstoffen (virus sharing).
Weitere Informationen:
http://www.giga-hamburg.de/giga-focus/global – Volltext der Kurzanalyse (8 Seiten)
http://www.giga-hamburg.de – GIGA German Institute of Global and Area Studies
http://www.giga-hamburg.de/ghg – Forschungsprojekt „Global Health Governance“ des GIGA
http://staff.giga-hamburg.de/hein – Prof. Dr. Wolfgang Hein
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