Schiffswracks ruinieren Korallenriffe

Zum ersten Mal haben Forscher beweisen können, dass Schiffwracks und andere von Menschen geschaffene Objekte das Potenzial haben, große Mengen von Bioinvasoren in Korallenriffe zu bringen. Diese Eindringlinge können bestehende heimische Arten komplett verdrängen und damit ein völlig neues Biotop mit anderen dominanten Lebewesen bilden.

In der Fachsprache nennt man dies „Phase Shift“. Die Studie von Thierry Work und Greta Aeby vom Hawaii Institute of Marine Biology und James Maragos vom US Fish and Wildlife Service wurde beim jährlichen Treffen der Wildlife Disease Associaton (WDA) präsentiert.

Untersucht haben die Forscher das isolierte Palmyra Atoll im Zentralpazifik östlich von Hawaii. 1991 strandete hier ein Schiff. In dessen näherer Umgebung fielen den Forschern nach einiger Zeit ungewöhnlich viele Seeanemonen der Spezies Rhodactis howesii auf, die bisher auf Palmyra nicht heimisch war. In einiger Entfernung vom Wrack nahm die Zahl der Anemonen dann deutlich ab. In anderen weit entfernten Teilen des Atolls waren diese gar nicht oder nur sehr spärlich vorhanden. Weitere Untersuchungen im Jahr 2001 an Bojen machten deutlich, dass sich die Zahl der Anemonen in den folgenden Jahren noch weiter ausgebreitet hatte.

„Als Phase Shift bezeichnet man einen Vorgang, bei dem eine Lebensgemeinschaft durch eine andere ersetzt wird, weil der Bestand von verschiedenen Arten sich verändert hat“, so der Meeresbiologe Michael Stachowitsch von der Universität Wien http://www.marine.univie.ac.at im pressetext-Gespräch. Es sei sehr interessant, dass eine einzelne Anemonenart ein Atoll derart verändern könne, meint Stachowitsch. Obwohl diese Veränderungen der Populationszusammensetzung langfristig negative Wirkungen haben, ist das Eliminieren von einzelnen Tierarten sehr schwierig. Das sei insbesondere dann der Fall, wenn diese Tierarten über größere Flächen verteilt leben.

Die extensive Invasion von R. howesii und der Rückgang der anderen Arten am Riff mache deutlich, dass Schiffswracks möglichst schnell von Korallenriffen entfernt werden müssen, um eine Veränderung der Artenzusammensetzung zu verhindern. „Warum dieses Phänomen auftritt, bleibt aber ein Rätsel“, so Work. Offensichtlich trage das Eisen des Schiffsrumpfs zum guten Wuchs der Anemonen bei. Andere Umweltfaktoren, die speziell auf Palmyra vorherrschen, dürften aber auch eine wesentliche Rolle spielen. Stachowitsch kann sich auch vorstellen, dass der Aufwuchs am Schiffsrumpf zur Verbreitung von Larven von Tierarten beitragen kann. „Es ist alarmierend, aber es ist nur eines von tausenden Beispielen, von der Ausbreitung gebietsfremder biologischer Arten“, meint Stachowitsch.

Weitere Informationen über das Palmyra-Atoll: http://www.nature.org/wherewework/asiapacific/palmyra/

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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