Roland Berger Marktstudie zu Engineering Services Outsourcing

– Die externen Forschungs- und Entwicklungsausgaben werden in den
kommenden Jahren um jährlich vier bis fünf Prozent steigen
– Das Outsourcing von Engineering Services ermöglicht Herstellern und
Zulieferern höhere Flexibilität, niedrigere Kosten und bietet
Zugang zu zusätzlichen Kompetenzen in Forschung & Entwicklung (F&E)
– Die externe Vergabe von Engineering-Aufgaben birgt Risiken:
Entscheidend ist ein umsichtiges Konzept
– Roland Berger Experten geben Tipps für ein erfolgreiches Management von Engineering Services Outsourcing
Automobilhersteller und Originalteilzulieferer sind immer stärkerem Druck ausgesetzt. Hier kann Engineering Services Outsourcing sowohl Herstellern als auch Zulieferern die Chance bieten, flexibler zu werden und Kosten zu senken. Die Auslagerung von Engineering Services ermöglicht ihnen, ihre Effizienz zu steigern und flexibler auf immer neue Anforderungen zu reagieren. Insbesondere Akteure in Schwellenländern sind hier sehr erfolgreich. Sie arbeiten mit hochqualifizierten Technikern auf niedrigerem Gehaltsniveau und haben umfassende Kompetenz bei Design-Konzepten für Low-Cost-Fahrzeuge. Da sie eine sehr steile Lernkurve durchlaufen, dringen sie oft auch schon in die oberen Marktsegmente vor. Das zwingt die etablierten Marktteilnehmer zu Low Cost Engineering. Eine Marktstudie von Roland Berger Strategy Consultants, für die führende Manager der Automobilindustrie befragt wurden, zeigt wichtige Trends und erfolgreiche Geschäftspraktiken im Engineering Outsourcing.

Basierend darauf haben die Experten umfassende Erkenntnisse und Empfehlungen zu Engineering Services für Hersteller und Originalteilzulieferer formuliert, aber auch für die Anbieter.

Die Automobilhersteller müssen sich bei den Basistechnologien zunehmend auf eine engere Zusammenarbeit einstellen und auf Industriestandards verständigen, um die steigenden Entwicklungskosten einzudämmen“, erklärt Dr. Wolfgang Bernhart, Studienautor und Partner bei Roland Berger Strategy Consultants. „Da bietet sich das Outsourcing von Engineering Services als Hebel an, um die hohen Kosten für Forschung&Entwicklung (F&E) zu senken. „Durch den aktuellen Markteinbruch haben viele OEMs versucht, einen Teil ihrer

Forschungs- und Entwicklungskompetenz wieder ins Unternehmen zurück zu holen. In Zukunft brauchen sie aber externe Engineering-Kompetenz und -Ressourcen, um die steigende Zahl an Modellen und Varianten abdecken zu können und die komplexen neuen Technologien zu bewältigen.“

Im Vergleich zum Outsourcing von IT und anderen Geschäftsprozessen ist das weltweite Engineering Services Outsourcing (ESO) in der Automobilindustrie ein noch relativ neuer Trend. Seine Bedeutung wird aber kontinuierlich zunehmen: 2008 umfasste der Markt für ESO in der Automobilindustrie noch etwa zehn Prozent der Gesamtausgaben für F&E.

Weil die Automobilindustrie immer stärker unter Druck gerät, wird dieser bis 2013 langsam aber stetig auf zwölf Prozent steigen und damit jährlich um vier bis fünf Prozent wachsen. Die internen F&E-Ausgaben dürften dagegen leicht um -0,1% pro Jahr sinken. In einigen Bereichen, etwa Karosserie und Interieur, dürften kaum Entwicklungsaufgaben nach außen verlagert werden, Antrieb und Elektronik/Elektrik sind dagegen die am schnellsten wachsenden Engineering Outsourcing-Segmente.

„Engineeering Outsourcing bietet drei wichtige Vorteile“, erklärt Norbert Dressler, Partner im Kompetenzzentrum Automotive von Roland Berger. „Niedrigere Kosten, mehr Flexibilität und Zugang zu zusätzlichem externen Knowhow“. Kurzfristig steht aber die Kostensenkung im Mittelpunkt. „Die Zusammenarbeit mit einem Engineering Services-Anbieter senkt die eigenen F&E-Fixkosten, weil einige der – in der Regel weniger komplexen – Aufgaben von externen Ingenieuren übernommen werden können, deren Gehalt normalerweise niedriger ist.“ Berücksichtigt man die damit verbundenen Prozess- und Koordinationskosten, können die durch ein gut umgesetztes F&E-Offshoring erzielten Einsparungen sogar zwischen 25-35 Prozent der vergleichbaren internen F&E-Kosten betragen. „Das heißt nicht, dass die durch Outsourcing von ihren Aufgaben freigestellten Techniker notwendigerweise das Unternehmen verlassen“, ergänzt Roland Berger Berater András Tóth. „Diese Mitarbeiter können stattdessen an anderen Projekten arbeiten, die große strategische Bedeutung haben oder hoch qualifizierte interne Engineering-Ressourcen benötigen.“

Hier kommt der zweite wichtige Vorteil des Engineering Services Outsourcing zum Tragen, die Flexibilität. Durch die externe Vergabe von F&E-Aufgaben erhalten die Unternehmen Zugang zu einem großen Pool an Engineering-Ressourcen. Das ermöglicht es ihnen, ihre F&E-Kapazitäten je nach Bedarf rasch aufzustocken, abzubauen oder neu auszurichten.

Auch erschließt die Zusammenarbeit mit einem Engineering Services-Anbieter Herstellern und Zulieferern zusätzliche Kompetenzen. Der aktuelle Trend zur Elektrifizierung des Antriebs ist ein hervorragendes Beispiel. Die Antriebselektrifizierung stellt für Automobilhersteller eine immense Herausforderung dar und zwingt sie, ihre Engineering-Kapazitäten in erheblichem Umfang aufzustocken. Die Ingenieure müssen die F&E-Aufgaben im Zusammenhang mit der Elektrifizierung zusätzlich zu ihrem Arbeitspensum im Rahmen der „normalen“ Programmentwicklung leisten. Die Kooperation mit einem externen Engineering Services-Anbieter kann dabei helfen.

Zehn Maßnahmen für erfolgreiches ESO

Das Outsourcing von Engineering Services muss gut durchdacht und vorbereitet werden, weil den beschriebenen Vorteilen auch eine Reihe von Risiken gegenüber steht: Etwa der potenzielle Verlust von Know-how oder die Neutralisierung der Kostenvorteile durch eine Doppelung der F&E-Aufgaben und versteckte Kosten. Damit das Outsourcing und Offshoring von F&E-Aktivitäten den gewünschten Erfolg bringt, müssen die Unternehmen ihren individuellen Ansatz im Vorfeld genau überlegen. Dressler warnt: „Vor allem müssen Fahrzeughersteller und -zulieferer die für sie richtige Antwort darauf finden, was ausgelagert werden soll und wohin, mit welchen Anbietern sie zusammenarbeiten und welchen greifbaren Nutzen sie erzielen wollen.“

Die Roland Berger-Studie stellt zehn Maßnahmen vor, die auf dem Weg zu einer erfolgreichen Engineering Services Outsourcing-Strategie unabdingbar sind. Unter Anderem ist das die Entwicklung einer klaren zukunftsweisenden F&E-Strategie und die Definition und Umsetzung eines globalen F&E-Footprints, sobald diese Strategie steht. Auch gilt es zunächst, die internen Prozesse im Bereich Forschung und Entwicklung zu bereinigen und klar zu definieren, ehe man mit Dritten zusammenarbeitet und die Komplexität damit weiter erhöht.

ES-Anbieter sollten ihre Kompetenzen kontinuierlich erweitern

Die Studie beleuchtet den Markt auch aus Sicht der Anbieter von Engineering Services. Bernhart: „Die zunehmende Standardisierung von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Komponenten und Basistechnologien eröffnet Engineering Services-Anbietern die immense Chance, Automobilhersteller bei der Bewältigung der zunehmenden Komplexität und steigenden Zahl von Fahrzeugvarianten zu unterstützen.“ Aber die Anbieter müssen auch Maßnahmen ergreifen, um in ihrem Geschäft erfolgreich zu sein. So sind Engineering Services-Anbieter gut beraten, einen klaren Wettbewerbsvorteil herauszuarbeiten, indem sie modernstes Technologie-Knowhow in den Bereichen vorantreiben, die die OEMs nachfragen. Angeblich umfassende Fahrzeugkompetenz ohne eindeutigen Kompetenzschwerpunkt wirkt auf die meisten Hersteller nicht gerade überzeugend, sondern weckt vielmehr Misstrauen.

ES-Anbieter sollten ein klares und umfassendes Wertversprechen für Automobilhersteller und -zulieferer formulieren und eine Markteinführungsstrategie auf der Grundlage nachgewiesener Bereichskompetenz vorweisen können. Bernhart betont: „Genau wie ihre Kunden müssen auch die Engineering Services Provider ihren globalen F&E-Footprint festlegen, um der zunehmend weltweiten Nachfrage nach Engineering Services zu entsprechen.“

Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 36 Büros in 25 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. 2.100 Mitarbeiter haben im Jahr 2008 einen Honorarumsatz von mehr als 670 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 180 Partnern.

Pressekontakt:
Sebastian Deck
Roland Berger Strategy Consultants
Tel.: +49 89 9230-8190,
e-mail: sebastian_deck@de.rolandberger.com

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