Von "Homie" bis "College-Typ"

Die Anforderungen und Wünsche Studierender an eine Universität als Lern- und Lebensraum haben das Institut für Soziologie und das Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung des KIT in einer gemeinsamen Studie untersucht: Für „My Campus“ haben 60 Studierende zwei Wochen ihre Wege und Aktivitäten auf dem Campus Süd dokumentiert. Auf dieser Grundlage haben die Soziologen und Stadtplaner jetzt fünf Campusnutzertypen beschrieben.

Was dem „Homie“ der heimische Küchentisch, ist dem Typ „College“ der Stammplatz in der Institutsbibliothek. „Der Homie sieht den Campus als Ort der reinen Informationsbeschaffung, er lernt und arbeitet am liebsten zuhause“, sagt Alexa Maria Kunz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie. „Der College-Typ dagegen würde – hätte er ein Bett hier – sogar noch auf dem Campus übernachten.“

Für ihn sei der Campus Lebensmittelpunkt, außer Lehr- und Lernangeboten nehme er auch gern das Kultur- und Sportangebot mit. Als reinen Arbeitsort erlebt der „Separator“ seine Universität, während der „Flaneur“ sich vor allem für die Freizeitmöglichkeiten auf dem Campus begeistert. Für den „Integrator“ schließlich ist der Campus – neben anderen – ein Teilbereich seines studentischen Lebens.

Zum Teil stellen die fünf Typen unterschiedliche Anforderungen an die Qualität von Räumen und Dienstleistungen: „Für Studierende, die beispielsweise pendeln, spielen die Entfernungen zu Bahnhaltestellen oder aber aufgeschlossene Seminarräume, in denen sie Wartezeiten sinnvoll überbrücken können, eine viel größere Rolle als für Studierende, die zwischendurch schnell mal nach Hause gehen können“, erklärt Professorin Michaela Pfadenhauer vom Institut für Soziologie.

Neben den fünf Nutzertypen konnten die Soziologen und Stadtplaner auch eine Reihe gruppenübergreifender studentischer Wahrnehmungen identifizieren. Insgesamt haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie den Campus Süd positiv bewertet: Sie finden hier eine relativ breite Auswahl an Plätzen zum Arbeiten oder zur Pausen- und Freizeitgestaltung. Auf Campusplänen hatten sie ihre Wege und Aufenthaltsorte markiert, in Wort und Bild dokumentiert, welche Orte sie als angenehm, welche als weniger attraktiv erlebten. „Dank dieser Aufzeichnungen und Kommentare haben wir nun detaillierte Bewertungen zu insgesamt 137 Orten – Gebäude, Räumlichkeiten und Freiflächen“, so Professorin Kerstin Gothe vom Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung. „Auf dieser Grundlage haben wir Empfehlungen für die planerische Weiterentwicklung des Campus Süd formuliert.“

Als Pluspunkte des Campus Süd beschrieben viele Studierende die Grün- und Freiflächen sowie die Nähe zur Innenstadt. Auch Orte, die ein „Universitätsgefühl“ vermitteln hoben die Studierenden positiv hervor: den belebten Innenhof der Mensa, die Wiese am Forum mit gelegentlichen Kulturveranstaltungen oder den Ehrenhof als Ruhezone mit historischer Bausubstanz. Lob gab es zudem für Serviceangebote wie die 24-Stunden-Bibliothek. Weniger gut wurden zahlreiche Innenräume bewertet: Viele Studierende wünschen sich vor allem mehr Gruppen- und Einzelarbeitsplätze sowie weitere Verpflegungsmöglichkeiten. Als teils problematisch schätzten die Studienteilnehmer auch die Verkehrssituation an den Eingängen zum Campus sowie auf dem Gelände selbst ein – das Fahrrad stellt dabei eindeutig das beliebteste Verkehrsmittel dar.

Ergänzt wird die Studie durch ein Zukunftsszenario des „optimalen Campus“, sowie durch Best-Practice-Beispiele, in denen Lösungen für Probleme dargestellt werden, die auch Studienteilnehmer für den Campus Karlsruhe nannten. Die Publikation zu „My Campus – Räume für die Wissensgesellschaft. Eine explorative Studie zu Raumnutzungsmustern von Studierenden“ erscheint im Januar 2010 im VS Verlag.

Weitere Informationen: www.mycampus-ka.de

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