Neues Gepäckdepot-System erleichtert reisen

Store&Go, eine intelligente Logistiklösung für den Personen- und Güterverkehr ist ökonomisch machbar, wirtschaftlich rentabel sowie technisch einfach umsetzbar. Die Realisierbarkeit dieses zukunftsweisenden Gepäckdepots wurde nun dank eines praxisnahen Forschungsprojekts eindeutig belegt.

Dies führte die Fachhochschule St. Pölten gemeinsam mit der Fachhochschule Oberösterreich und der netwiss GesmbH innerhalb nur eines Jahres nach einer grundsätzlichen Entwicklung des Systems durch. Das neue Store&Go-Konzept zeichnet sich durch hohe BenutzerInnenfreundlichkeit und effiziente Raumnutzung aus: Dank einer patentierten Lagertechnologie kann das System flexibel an hoch frequentierten Plätzen installiert werden.

Noch immer drei Stunden bis der Zug losfährt. Was nun? Statt Einkaufs- und Gastronomieangebote moderner Bahnhöfe zu nutzen, müssen Reisende nun IHN beaufsichtigen: Den Koffer. Stemmen – heben – schieben – zerren – hiefen machen das Flanieren zum Leistungsmarsch. Dank eines neuen elektronisch gesteuerten Gepäckdepots wird sich das aber in Zukunft ändern. Noch in der Nähe des Bahnsteigs können sich Reisende ihres Gepäcks entledigen, indem sie es dort einem Automaten übergeben. Ab diesem Moment sichert die Aufbewahrung der Gepäckstücke ein intelligentes Depotsystem. Dieses wurde von den Fachhochschulen St. Pölten und Oberösterreich sowie der netwiss GmbH für den Einsatz im Personen- und Güterverkehr entwickelt und nun auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht geprüft. Das Ergebnis belegt, dass das System „Store&Go“ ökonomisch machbar, wirtschaftlich rentabel und technisch einfach umsetzbar ist.

STORE&GO
Die innovative Funktionsweise des cleveren Systems erklärt Dr. Rüger, Experte für Eisenbahn-Infrastrukturtechnik an der FH St. Pölten, folgendermaßen: „Eine ergonomisch durchdachte Handlinghilfe nimmt das Gepäckstück ohne Heben entgegen. Mittels einer sogenannten inversen Behältertechnologie wird das Gepäck in der Folge platzsparend in einer Box verstaut. Dass diese effizient im Depot-Regal landet, dafür sorgt ein intelligentes Regal- und Lagerförderungstool. Ein zukunftsweisendes System für jeden Verkehrsknotenpunkt.“

Doch die intelligenteste Technik scheitert in der Realität, wenn sie den Alltagsanforderungen nicht gerecht wird. Daher beurteilten die ExpertInnen nun über zwölf Monate hinweg die ökonomischen Anforderungen und das wirtschaftliche Potenzial für Bahnhöfe. Eine wesentliche Grundlage dieser Analyse war eine von der FH St. Pölten ausgeführte Befragung von 1.900 Bahnreisenden (und 600 Fluggästen) über ihre Einstellung zu einer solchen Aufbewahrungslösung.

Ein wesentliches Ergebnis war die Höhe der Kosten, die Reisende bereit wären zu zahlen: 2 Euro für zwei bis mehrere Stunden Aufbewahrungszeit und 4 Euro für einen ganzen Tag. Kürzere Aufbewahrungszeiten sollten aber laut Umfrage kostenfrei sein. Dazu Dr. Rüger: „Für kurze Zeitspannen schafft eine Umwegrentabilität den wirtschaftlichen Nutzen des Systems. Tatsächlich bestätigten 80 Prozent der Befragten den Nutzen eines solchen System schon ab 30 Minuten Aufenthalt. Befreit von Koffer und Tasche würden sie am Bahnhof einkaufen und konsumieren.“

Doch auch physiologische, kognitive, Sicherheits- und Komfortanforderungen an das System – und damit an die Errichtungskosten – wurden erhoben. Dabei zeigte sich, dass neben intelligenten Menüführungen sowie sicherem und gepäckschonendem Design auch eine Hilfe beim Heben des Gepäckstücks erwartet wird. Genau diese ist auch bereits integraler Bestandteil von Store&Go.

Das System nutzt dabei nicht allein den Reisenden, sondern auch den BetreiberInnen von Bahnhöfen, wie DI Hans-Christian Graf von der FH-Oberösterreich erläutert: „Der Clou unseres Systems ist die inverse Behältertechnologie. Diese erlaubt die flexible Anpassung der Aufbewahrungsboxen an die Größe des Gepäckstücks. Dazu schieben sich zwei Teile dieser Box so lange automatisch zusammen, bis das Aufbewahrungsgut ohne viel Leerraum umfasst wird.“ Diese patentierte Lösung reduziert den Platzbedarf enorm und schafft zukünftigen ErrichterInnen von Store&Go enorme Planungsfreiheit. Diese wird durch eine smarte Transportautomatisierung nochmals erweitert – so kann der Abgabeort vom Platz der Aufbewahrung räumlich getrennt werden. Damit erschließt das System auch jenen Raum, der in vielen Bahnhöfen zur Genüge vorhanden und minimal genutzt wird: den „Luftraum“. Die Deckenhöhe vieler Bahnhöfe schafft enormes Volumen, welches derzeit wenig genutzt wird. Ideal für Store&Go. Bei traditionellen Schließfächern hingegen müssen Annahme und Lagerbereiche zusammen liegen und für die Reisenden erreichbar sein. So werden große Flächen – inklusive Leerraum – an strategisch wichtigen Plätzen benötigt.

Insgesamt gelang dem ForscherInnen-Team ein überzeugender Nachweis der Realisierbarkeit des Projekts in nur zwölf Monaten – auch dank der idealen gegenseitigen Ergänzung. So trug der Studiengang Eisenbahn-Infrastrukturtechnik der FH St. Pölten seine Erfahrung mit eisenbahnbezogener Infrastruktur bei, während das Logistik-Technologie-Center der FH Oberösterreich umfassendes Know-How über gepäckbezogenen Forschungs- und Entwicklungsprojekte einbrachte. Ideal ergänzt wurde diese Expertise mit dem ökonomischen Analysepotenzial der Firma netwiss. Wie wichtig derartige Projekte für die Allgemeinheit sind, erkannte auch die öffentliche Hand. Das Bundesministierum für Verkehr, Innovation und Technologie hat das Projekt Store&Go im Rahmen von ways2go gefördert.

Über die Fachhochschule St. Pölten
Die Fachhochschule St. Pölten ist Anbieterin praxisbezogener und leistungsorientierter Hochschulausbildung in den Bereichen Technologie, Wirtschaft und Gesundheit & Soziales. In mittlerweile 16 Studiengängen werden mehr als 1800 Studierende betreut. Neben der Lehre widmet sich die FH St. Pölten intensiv der Forschung. Die wissenschaftliche Arbeit erfolgt innerhalb der Studiengänge sowie in eigens etablierten Instituten, in denen laufend praxisnahe und anwendungsorientierte Forschungsprojekte entwickelt und umgesetzt werden.
Über die Fachhochschule Oberösterreich
Die Fachhochschule Oberösterreich lehrt und forscht auf Hochschulniveau mit ausgeprägter Praxisorientierung und Bekenntnis zu höchster Qualität. In der Lehre wird den Studierenden eine umfassende Betreuung geboten und Engagement und Selbstbewusstsein gefördert. Innovative Lehr- und Lernformen sowie dynamische Weiterentwicklung der Lehrinhalte zeichnen die FH OÖ aus. Sie erhebt Anspruch auf Themenführerschaft in ausgewählten Kompetenzfeldern: Logistik, Informatik, Kommunikation und Medien, Gesundheit und Soziales, Management und Technik und Umweltwissenschaften.
Über netwiss
Die netwiss GesmbH versteht ihre Kompetenzen im Ermöglichen und Unterstützen von branchenspezifischem Daten-, Informations- und Wissensaustausch. Ein zentraler Bestandteil dabei ist internetbasiertes Wissensmanagement. Eine der Kerntätigkeiten ist das Entwickeln und Betreiben von Wissensplattformen, die in verschiedenen Branchen dem Austausch dienen und damit allen Beteiligten u.a die Möglichkeit bieten, sich und ihre Produkte bzw. Dienstleistungen gezielt zu präsentieren.
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