Langzeitstudie zur Behandlung des Akustikusneurinoms: Cyberknife ist effektiv und nebenwirkungsarm

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Das Europäische Cyberknife-Zentrum in München (ECZM) war bundesweit das erste seiner Art und hat durch die enge Kooperation mit dem Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) bereits erheblich zur Weiterentwicklung der stereotaktischen Bestrahlungsmethode beigetragen.

In einer aktuellen Publikation in der Fachzeitschrift Neuro-Oncology (doi:1093/neuonc/nos085) setzen die Mediziner des ECZM und des Klinikums der LMU das medizinische Profil von Patienten mit einem Akustikusneurinom1 in Relation zum Behandlungserfolg mittels Radiochirurgie.

Bei der Studie wurden insgesamt 386 Patienten mit Akustikusneurinomen über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren untersucht – das ist das bisher größte Patientenkollektiv bei einer derartigen Studie. 257 (66.6 %) wurden mit GammaKnife behandelt, 129 (33,4%) mit Cyberknife. Hinsichtlich des Alters und der Größe des Tumors unterschieden sich die beiden Kollektive, weil die Zeitspanne insgesamt 14 Jahre umfasst und sich in dieser Zeit die Indikationsstellung für eine radiochirurgische Behandlung des Akustikusneurinoms änderte.

Erfasst wurden auch Parameter wie Geschlecht, Alter, Lage und Größe des Tumors, chirurgische Eingriffe, Gefäßerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und Malignität. Detailliert verfolgt wurde auch die Hörfähigkeit der Patienten, um herauszufinden, welchen Einfluss eine radiochirurgische Behandlung darauf hat. Die Strahlendosis ist weitgehend zu vernachlässigen – entscheidend ist vielmehr das Auftreten eines Rezidivs, wenn die Behandlung nicht anschlägt.

Mit den Ergebnissen der Studie liegen nun fundierte Kriterien vor, die für die Planung einer strahlenchirurgischen Behandlung des Akustikusneurinoms wichtig sind.

1) Die Behandlungsqualität mit dem Cyberknife ist effektiv und nebenwirkungsarm

2) Eine frühzeitige Behandlung mittels Radiochirurgie trägt zur Gehörerhaltung bei

3) Gesichtslähmungen (Fazialisparesen) treten nicht auf

Für die Vorhersage, ob sich nach der Behandlung der Tumor erneut bildet, ist vor allem die allgemeine onkologische Vorgeschichte entscheidend, unabhängig vom Akustikusneurinom selbst. Das bedeutet: Patienten, die bereits eine Tumorerkrankung, wie Brust-, Darm-, Eierstock-, Prostata- oder Gebärmutterhalskrebs hatten, haben eine bis zu vier Mal höhere Wahrscheinlichkeit für ein wiederkehrendes Akustikusneurinom nach einer radiochirurgischen Behandlung. Der Grund liegt vermutlich in einer Genveränderung, die bei Krebserkrankungen häufig auftritt: die Mutation des NF2-Gens. Dessen Genprodukt, das sogenannte „Merlin“-Protein, spielt nicht nur in der Onkogenese eine Rolle, sondern steigert zugleich die Strahlungsresistenz von Tumorzellen des Akustikusneurinoms.

Zusammenfassung
Die Studie belegt, dass eine strahlenchirurgische Behandlung eine effektive und weitgehend nebenwirkungsarme Behandlungsmethode bei Akustikusneurinom darstellt. In schwierigen Fällen empfiehlt sich eine Kombination aus invasiver (Operation) und nicht-invasiver Behandlung (Radiochirurgie). Der Erhalt der Hörfähigkeit ist umso besser, je früher die Therapie erfolgt und je kleiner der Tumor ist. Haben Patienten bereits eine maligne Tumorerkrankung, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Akustikusneurinom nach der Behandlung erneut auftritt, bis zu vier Mal höher als bei Patienten ohne onkologische Vorerkrankung.

1Akustikusneurinom: Das Akustikusneurinom ist eine von den Zellen der Nervenscheide (Schwann-Scheide) ausgehende gutartige Nervenfasergeschwulst. Betroffen sind vor allem die Nervenfasern des Hör- und Gleichgewichtsnerven (Nervus vestibulocochlearis; VIII. Hirnnerv), die die Verbindung zwischen Innenohr und Gehirn herstellen. Die medizinisch korrekte Bezeichnung dieser Erkrankung lautet Vestibularisschwannom, da besonders der vestibuläre Anteil der Hör- und Gleichgewichtsnerven befallen ist. Die Krankheit hat ihren Ursprung in den sogenannten Schwann-Zellen, die die Hülle (Myelinscheide) der peripheren Nervenfasern bilden. Akustikusneurinome sind gutartige Tumore, die keine Metastasen (Tochtergeschwülste) bilden und somit keine anderen Organe und Systeme befallen.

Kontakt:
PD Dr. Alexander Muacevic, Prof. Dr. Berndt Wowra
Europäisches Cyberknife Zentrum München-Großhadern, Max-Lebsche-Platz 31, 81377 München
Tel: +49 (0)89 4523360, Fax: +49 (0)89 45233616, E-Mail: info@cyber-knife.net
Internet: www.cyber-knife.net
Über das Europäische Cyberknife Zentrum München-Großhadern
Dieses erste Cyberknife Zentrum in Deutschland wurde am 1. Juli 2005 in Kooperation mit dem Klinikum der Universität München (LMU) eröffnet. Mit Hilfe einer bildgeführten Robotersteuerung kann hochpräzise eine Tumor zerstörende Strahlendosis auf ein genau definiertes Zielvolumen gerichtet werden, wobei die umliegenden, gesunden Strukturen geschont werden. Bei der Behandlung überschneiden sich schwache Strahlenbündel aus vielen verschiedenen Richtungen im Tumor, wo sie sich zur Gesamtdosis aufsummieren. Durch die Entwicklung der Cyberknife Technologie mit einer Kombination aus integrierter Bildführung und Robotersteuerung ist eine völlig neue, nicht-invasive Behandlungsmöglichkeit entstanden. Mittlerweile sind in München über 3.000 Patienten mit dieser schmerzfreien, ambulanten und in der Regel einmal anzuwendenden Methode behandelt worden. Im Bereich der Behandlungen von Patienten mit Erkrankungen des Gehirns liegen die Münchner Radiochirurgen weltweit an erster Stelle. Über alle Erkrankungsbereiche hinweg nehmen sie Rang 3 ein, bei insgesamt weltweit über 200 Cyberknife-Zentren.

Media Contact

Philipp Kressirer Uni München

Weitere Informationen:

http://www.cyber-knife.net

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