Kein Werteverfall, sondern Wertevielfalt

Die Studie unterteilt Deutschland in zehn Milieus, die sich nach Einkommen, Bildung und Werthaltungen unterscheiden. Nur wer diese Milieus kenne, könne seine Kunden richtig ansprechen, betonte der Marketing-Professor.

Die Studie zeigt auch: Es gibt keinen Werteverfall in Deutschland, sondern eine zunehmende Wertevielfalt. Aus Ravensburg und Biberach, aus Laupheim, Munderkingen und Pfullendorf waren die ehemaligen Studierenden nach Riedlingen in das neu renovierte Forschungsgebäude der Hochschule gekommen, um mit Professor Busch die richtige Zielgruppenansprache zu diskutieren.

„Wir müssen unsere Kunden so gut kennen wie unseren Bruder oder Schwester“, überspitzte Busch. Demographische Daten allein sind dafür zu wenig. Ein Beispiel: Prinz Charles und Ozzy Osbourne sind „demographische Zwillinge“ – beide 1948 geboren, verfügen sie über hohes Einkommen, sind erfolgreich und sehr gut ausgebildet. Und dennoch völlig verschieden: Die Werthaltung macht den Unterschied. Dementsprechend gruppiert die Sinus-Studie Menschen, die sich in ihrer Lebensauffassung und Lebensweise ähneln.

Die grundlegende Wertorientierung geht dabei ebenso in die Analyse ein wie Alltagseinstellungen zur Arbeit, zur Familie, zur Freizeit, zu Geld und Konsum. Erstellt und fortentwickelt wird die Studie vom Institut Sinus-Sociovision. Zehn Milieus hat die Studie herausgearbeitet, welche die deutsche Gesellschaft abbilden. Im Zentrum steht die bürgerliche Mitte (aktuell 14 Prozent), doch dieses Milieu schrumpft.

Die Gesellschaft franzt aus. Während die älteren Bürger sich vornehmlich im Bereich der traditionellen Werte bewegen (traditionelles Milieu, traditionell-etabliertes Milieu) sind jünger Leute vornehmlich bei den Experimentalisten, den jungen Performern (Machern) oder in der Gruppe der „Hedonisten“ zu finden, die Konsum und das Leben im Hier und Jetzt genießen. Im sozial-ökologischen Milieu fühlen sich die Alt- 68-er wohl, während die kulturinteressierte Oberschicht bei den Etablierten heimisch ist.

Diese Milieus verändern sich und lösen sich auch ab. Das traditionelle Milieu (derzeit 15 Prozent) wird immer kleiner und ist an den Rand der Gesellschaft gerückt. Die Wahrnehmung ist allerdings eine andere: „Die Traditionalisten sehen sich in der Mitte der Gesellschaft.“

Überhaupt wären die meisten überrascht, welchem Milieu sie angehören, denn „man ordnet sich nicht ein, man wird eingeordnet.“ Selbstbild und Fremdbild stimmen selten überein. Zwischen den unterschiedlichen Milieus gibt es Berührungspunkte und Übergänge, aber auch Unverträglichkeiten. Diese zu kennen, ist für Unternehmer wichtig. Denn wenn die „Konsum-Materialisten“ der Unterschicht eine Marke gut finden, wird sie von den Etablierten abgelehnt. Denn gerade Eliten wollen sich abgrenzen.

Media Contact

Bruno Jungwirth idw

Weitere Informationen:

http://www.fh-riedlingen.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Physiker Professor Simon Stellmer von der Universität Bonn beim Justieren eines Lasers, der für Präzisionsmessungen eingesetzt wird.

Simon Stellmers GyroRevolutionPlus erhält ERC-Zuschuss von 150 000 € für Katastrophenwarnungen

Europäischer Forschungsrat fördert Innovation aus der Physik an der Uni Bonn „Mit GyroRevolutionPlus verbessern wir die Messgenauigkeit von Ringlaserkreiseln, sogenannten Gyroskopen, mit denen wir langsame und tiefliegende Erdrotationen oder auch…

Unterschiedlich regulierte kleine RNAs aus Blut oder Haut sind mögliche Biomarker, die in Zukunft helfen könnten, Fibromyalgie schneller und besser zu diagnostizieren und damit unter anderem die Stigmatisierung abzubauen.

Objektive Diagnose von Fibromyalgie: Neue Innovationen Erklärt

Prof. Dr. Nurcan Üçeyler und Dr. Christoph Erbacher von der Neurologischen Klinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) haben ihre neuesten Forschungsergebnisse zum Fibromyalgie-Syndrom (FMS) in der Fachzeitschrift Pain veröffentlicht. Sie fanden…

Links: EHT-Bilder von M87* aus den Beobachtungskampagnen 2018 und 2017. Mitte: Beispielbilder aus einer generalrelativistischen magnetohydrodynamischen (GRMHD) Simulation zu zwei verschiedenen Zeiten. Rechts: Dieselben Simulations-Schnappschüsse, unscharf gemacht, um der Beobachtungsauflösung des EHT zu entsprechen.

Die neueste M87-Studie des EHT bestätigt die Drehrichtung des Schwarzen Lochs

Erster Schritt auf dem Weg zu einem Video vom Schwarzen Loch FRANKFURT. Sechs Jahre nach der historischen Veröffentlichung des ersten Bildes eines Schwarzen Lochs stellt die Event Horizon Telescope (EHT)…