Hohle Maskenillusion kann Schizophreniepatienten nicht täuschen

Bei der „Hohlmaske“ handelt es sich um die Maske eines menschlichen Gesichtes, die nicht von außen sondern von innen betrachtet wird -also hohl oder konkav ist. Unter Normalbedingungen sind Menschen nicht in der Lage, eine Hohlmaske als hohl zu erkennen, sie nehmen die Maske als ein normales konvexes menschliches Gesicht wahr.

Patienten, die an einer Schizophrenie leiden, lassen sich durch diese Illusion jedoch erstaunlicherweise nicht täuschen und erkennen die Hohlmaske tatsächlich als hohl. Deutsche und englische Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und des UCL Institute of Cognitive Neuroscience konnten in einer Studie zeigen, dass bei Schizophreniepatienten die Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen verändert ist.

„Sie verlassen sich in ihrem Denken mehr auf das, was sie wirklich wahrnehmen und weniger auf das, was sie an Erfahrungen und Erwartungen haben, wie die Wirklichkeit aussehen müsste“, erklärt Dr. Danai Dima, PhDStudentin in der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der MHH. Die Ergebnisse der Untersuchung werden auch vor dem Hintergrund diskutiert, dass Menschen unter dem Einfluss von Cannabis – ähnlich wie Schizophrene – sich nicht illusionär täuschen lassen. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „NeuroImage“ veröffentlicht.

In der Studie wurden 16 gesunden Freiwilligen und 13 Patienten normale Gesichter und „Hohle Masken“ gezeigt, während ihre Hirnreaktionen in einem fMRT-Scanner aufgezeichnet wurden. Alle 16 Freiwilligen nahmen wie erwartet die „Hohle Maske“ als normales Gesicht wahr – alle 13 Patienten konnten zwischen der Maske und den normalen Gesichtern unterscheiden.

Die Verarbeitung von Sinneseindrücken im Gehirn ist ein interaktiver Prozess, in dem die von den Sinnesorganen ankommenden Informationen mit den im Gehirn gespeicherten Informationen verglichen und abgeglichen werden müssen. Hieraus entsteht normalerweise eine individuell sinnvolle Wahrnehmung mit einer für das Individuum optimal angepassten Reaktionsweise auf einen äußeren Reiz.

Die Informationsweitergabe, ausgehend von den Sinnesorganen, bezeichnet man als „bottom-up“ Prozess, während der entgegengesetzte Informationsfluss von gespeicherten Informationen als „top-down“ bezeichnet wird. Illusionen entstehen, wenn das Gehirn Sinnesinformationen auf der Basis individueller Kontexte und Vorerfahrungen interpretiert. Dabei kann es dazu kommen, dass diese Erfahrungen so stabil sind, dass andersartige Sinneseindrücke „überstimmt“ werden. Beim Blick in die Hohlmaske wird dann der an sich korrekte Sinneseindruck (bottom-up) zugunsten des von der Vorerfahrung her bedeutsameren Konzeptes überstimmt.

Die Studie erhärtet die Hypothese, dass bei Patienten mit einer Schizophrenie „top-down“ Prozesse weniger Einfluss auf das Denken haben. Diese Ergebnisse lassen sich im Sinne der sogenannte Dysconnektivitätshypothese der Schizophrenie interpretieren, die eine gestörte Verbindung verschiedener Hirnareale als Ursache der Schizophrenie annimmt. Es lässt sich zeigen, dass die Verbindungen von vorderen Hirnanteilen, in denen Erfahrungen und Konzepte gespeichert sind, zu anderen Gebieten, die visuell räumliche Informationen verarbeiten, geschwächt ist. Bei der Verarbeitung eines zweideutigen Stimulus wie der Hohlmaske wirkt sich die geschwächte Verbindung so aus, dass gesunde Konzepte überstimmt werden und die Hohlmaske als hohl erkannt wird.

Weitere Informationen geben Ihnen gern Danai Dima, Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie unter Telefon (0511) 532 6765, e-mail: Dima.Danai@MH-Hannover.de), Dr. Wolfgang Dillo, Telefon (0511) 532-3174, e-mail: Dillo.Wolfgang@MH-Hannover.de) oder Prof. Dr. Dr. Hinderk M. Emrich, e-mail: Emrich.Hinderk@MH-Hannover.de).

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Stefan Zorn idw

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