Eine Frage des Alters: PsychologInnen der Uni Graz untersuchten Vertrauensentscheidungen bei Kindern
In ihren bisher drei Studien zur Entwicklung von Vertrauen und Altruismus untersuchten Ao.Univ.-Prof. Dr. Ursula Athenstaedt vom Institut für Psychologie der Uni Graz und Prof. Joachim I. Krueger von der Brown University in Providence, Rhode Island, das Verhalten von über 500 Kindern.
Eine Gruppe bestand aus Vier- bis Fünfjährigen, die andere aus Neun- bis Zehnjährigen. „Wir wollten untersuchen, wie sich Vertrauen bei Kindern mit dem Alter entwickelt und was Vertrauensentscheidungen beeinflusst, denn das hat zuvor noch niemand erforscht“, so Ursula Athenstaedt über die Bedeutung des Projekts.
Um das herauszufinden, haben die ForscherInnen für die Kinder so genannte Trust Games, die bisher nur bei Erwachsenen eingesetzt wurden, adaptiert. Den „Anreiz“ boten bei diesen Vertrauensspielen Überraschungstüten mit verschiedenstem Spielzeug. Bei einem solchen Trust Game bekam zum Beispiel ein Kind eine Tüte und wurde dann vor die Wahl gestellt, diese zu behalten oder aber an ein anderes Kind weiterzugeben mit der Aussicht, später von diesem zwei Tüten zurückzubekommen.
Das andere Kind bekam drei weitere Tüten, wenn ihm das erste Kind seine überlassen hatte. Es konnte dann also zwei hergeben und zwei behalten. Die kleinen StudienteilnehmerInnen sahen ihr Gegenüber dabei nicht direkt, sondern nur auf einem Foto. Sie mussten somit, ohne dem anderen Kind begegnet zu sein, darauf vertrauen, dass es später seine Tüten tatsächlich gerecht teilt. Um auszuschließen, dass scheinbare Vertrauensentscheidungen eigentlich von Altruismus bestimmt waren, wurde in einem zweiten Schritt den Kindern auch die Möglichkeit gegeben, Tüten einfach zu verschenken.
„Das zentrale Ergebnis unserer Forschungen ist: Die älteren Kinder vertrauen viel mehr als die jüngeren. Bei den Kindergartenkindern waren es durchschnittlich 27 Prozent, bei den VolksschülerInnen durchschnittlich 70 Prozent, die dem oder der anderen vertrauten“, berichtet Athenstaedt. Die ForscherInnen untersuchten auch, ob zusätzliche Faktoren, wie das Geschlecht, eine Rolle spielen. Auch die Zahl der Geschwister und FreundInnen wurde berücksichtigt, ebenso wie der Zeitpunkt, wann die Kinder die Tüten zurückbekommen würden – sofort oder erst Stunden später. All das hatte jedoch kaum Auswirkungen. „Für die Vertrauensentscheidungen war nur das Alter signifikant“, betont Athenstaedt.
Warum das so ist? „Es hat wohl damit zu tun, dass eine Person, um vertrauen zu können, fähig sein muss, Perspektiven zu übernehmen, das heißt, sich in den anderen oder die andere hineinzudenken“, erklärt die Psychologin. In weiteren Studien soll nun ausführlicher den Hintergründen für die Vertrauensentscheidungen nachgegangen werden.
Die Studien sind verankert im Forschungsschwerpunkt „Gehirn und Verhalten“ der Karl-Franzens-Universität Graz.
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