Forscher gehen Phänomen "Schlaf-Sex" auf den Grund

Psychiater fordern medizinische Behandlung der nächtlichen gewaltsamen Handlungen

Forscher der Stanford University haben sich erstmals in einer Studie einem medizinischen Leiden gewidmet, bei dem Menschen während des Schlafes gewaltsame sexuelle Handlungen ausführen. Wissenschaftler bezeichnen das Leiden als „Sleep Sex“. Psychiater und Verhaltensforscher der Stanford School of Medicine, Christian Guilleminault, vermutet, dass die Beschwerden von Störimpulsen der Gehirnwellen während des Schlafes stammen. Die Studienergebnisse werden in der März/April-Ausgabe des Fachmagazins Journal Psychosomatic Medicine veröffentlicht.

Die in den Untersuchungen beobachteten nächtlichen Aktivitäten reichten von störendem Stöhnen bis hin zu vergewaltigungsähnlichen Handlungen. Unabhängig davon, wie ungewöhnlich das Verhalten oder die Tat während der Nacht auch verlief, die Patienten waren sich am nächsten Tag ihrer Handlungen nicht bewusst. Guilleminault teilte für die Studie die Probanden in drei Gruppen, abhängig vom Schweregrad ihres Verhaltens. Zwei Frauen der ersten Gruppe wiesen eine leichte Form der Störung auf, ihr Stöhnen belästigte lediglich den Partner. Die sexuellen nächtlichen Handlungen der zweite Gruppe führte bereits zu Blutergüssen und Muskelkater. Ein Mann brach sich Berichten zufolge zwei Finger, als er sich aus den Fängen eines Fixiergurtes zur Hemmung der nächtlichen Handlungen befreien wollte. Bei der dritten Gruppe kam es zu ungewollten sexuellen Übergriffen auf den Partner, der in einem Fall zu einem Strangulierungsversuch führte.

„Überraschend“, so Guilleminault „ist die Dauer des abnormen Verhaltens und die Tatsache, dass die Patienten darüber Stillschweigen verübten“. Ein Patient wußte bereits 15 Jahre über sein Leiden Bescheid. „Die Beschwerden sind medizinischer Natur“, so der Psychiater. Seit den vergangenen zehn Jahren gehen Forscher aber von einer Art Schlafstörung aus. Tatsächlich gebe es dafür aber keine Beweise. „Obwohl die Fälle die Vermutung nahe legen, dass sie psychologischen Ursprungs sind“, vermutet Guilleminault, dass das zugrunde liegende Problem den Schlaf betrifft. Die untersuchten Personen zeigten während einer Schlafphase aber auch bei kurzen Schlaf-Unterbrechungen ungewöhnliche Gehirnwellen-Muster. Videoaufzeichnungen und Geräuschaufnahmen haben ergeben, dass das „Schlaf-Sex“-Verhalten während dieser Phasen des Schlafzyklus auftrat. Zusätzlich waren ein Großteil der Patienten Schlafwandler.

Nicht unwesentlich ist für Guilleminault die Tatsache, dass alle Patienten emotionale Störungen aufwiesen. Er geht aber davon aus, dass auch ohne emotionale Probleme die zugrunde liegende Schlafstörung medizinisch zu erklären sei und spricht sich vehement für eine derartige Behandlung aus.

Media Contact

Sandra Standhartinger pte.monitor

Weitere Informationen:

http://www.stanford.edu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer