Solarmarkt Italien: Wachstum ausgebremst

Wie die aktuelle Studie „The Italian Photovoltaic Market 2006/07 – Basics, Potentials, Risks“ des Marktforschers EuPD Research zeigt, steckt in dem italienischen Markt zwar enormes Potential, dessen Ausschöpfung wurde bisher jedoch stark behindert. Probleme bereiteten den Befragten neben dem Solarfördergesetz „Conto Energia“ unter anderem die Verzögerung ihrer Projekte durch lokale Verwaltungen sowie Stromnetzbetreiber.

So konnten 2006 nur 6.1 Megawattpeak (MWp) an das Stromnetz angeschlossen werden. Im Vergleich: Deutschland installierte im gleichen Jahr mehr als 700 MWp. Zehn weitere MWp sind in Italien zwar schon installiert, jedoch noch nicht in Betrieb genommen, 62 MWp befinden sich noch im Bau. Trotz aller noch bestehenden Probleme geht EuPD Research für den italienischen Solarmarkt in diesem Jahr von einem Zubau von 80 MWp aus, welches sich 2008 auf 150 MWp steigern soll. „Wie viel tatsächlich installiert werden kann, hängt davon ab, ob die Stromversorger es schaffen, die Kapazitäten ans Netz zu bringen. Noch wichtiger ist allerdings die Ausgestaltung des neuen ´Conto Energia`“, erklärt hierzu die Leiterin der Studie, Daniela Schreiber. Wenn das vorliegende Dekret zustande kommt, plant Italien, bis zum Jahr 2015 2000 MWp zu installieren.

Alles wartet auf das neue Dekret Die bisherigen Regelungen des „Conto Energia“ stellen für den aufstrebenden Photovoltaikmarkt in Italien ein großes Problem dar. Das neue Dekret soll schon in der kommenden Woche von der Konferenz der Staaten und Regionen verabschiedet werden. Bisher liegt jedoch nur eine offizielle Unterzeichnung des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und des Umweltministeriums vor. Das neue Dekret wird von den Marktteilnehmern mit Spannung erwartet, denn es soll die bisherigen Schwierigkeiten in vielerlei Hinsicht erleichtern. Zunächst wird ein Förderdeckel von 1200 MW diskutiert.

Zudem soll die Investitionssicherheit verstärkt werden, indem Photovoltaik (PV)-Anlagen auch noch bis zu 14 Monaten nach Erreichung des Deckels angeschlossen werden können. Die neue Regelung sieht außerdem eine Mischvergütung aus Leistung und Systemtyp vor. Gert Gremes, Präsident des italienischen Photovoltaikverbandes Gruppo Imprese Fotovoltaiche Italiane (GIFI), hält den erfolgreichen Abschluss für notwendig: „Mit der Annahme des ´Conto Energia`, welches die Nachteile des Vorigen beseitigt, kann für die Photovoltaik in Italien eine glänzende Zukunft beginnen.“ Auch nach der Auffassung des Geschäftsführers des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW), Carsten Körnig, schlummern in Italien gewaltige Exportpotentiale für die deutsche Solarindustrie: „Es ist höchste Zeit, dass Italien das Tor ins Solarzeitalter endlich vollständig aufstößt und erkennt, dass alle Wege zur Sonne führen. Ich bin zuversichtlich, dass Förderdeckel und bürokratische Genehmigungsverfahren auch in Italien schon bald der Vergangenheit angehören.“

Unsicherheit geschürt und Wachstum gebremst

Seit seinem Inkrafttreten im Juli 2005 wurde das Dekret bereits zweimal geändert. Eines der durch die bisherige Verordnung entstandenen Probleme betrifft die Notwendigkeit, ein Projekt vorher durch den zuständigen Netzregulator „Gestore dei Servici Elettrici“ (GSE) bewilligen zu lassen. Hierbei galt eine jährliche maximal zulässige Bewilligungsgrenze von 85 MWp. 60 MW davon waren für Anlagen bis 50 Kilowattpeak (kWp) reserviert. Studienleiterin Schreiber erklärt: „Hier ist die italienische Regierung nach dem Prinzip `Wer zuerst kommt, mahlt zuerst` vorgegangen. Nur zeichnete sich schnell ab, dass es vielen Bewerbern zumeist darum ging, die Bewilligung für ein Projekt in der Tasche zu haben. In vielen Fällen stand nicht einmal ein Kreditor dahinter. Das Marktwachstum wurde so unnötigerweise gehemmt, weil tatsächlich umsetzbare Projekte verhindert wurden“. Die Antragsstellung war zudem mühselig und kompliziert, teils mussten die Unternehmen dafür eigens einen Ingenieur beauftragen. So entstanden unnötige Mehrkosten für Interessenten, die aufgrund der MW-Deckelung abgelehnt wurden.

Auch die Verzögerungen, die nach Antragsbewilligung durch lokale Verwaltungen sowie Stromnetzbetreiber entstanden sind, machten eine Entfaltung des vollen Marktpotentials bisher unmöglich. Zunächst mangelt es den Ergebnissen der Studie nach an der Koordination der beteiligten Behörden untereinander. Zusätzlich führen die uneinheitlichen Regelungen innerhalb der einzelnen Regionen und Provinzen Italiens, zum Beispiel bezüglich Baugenehmigungen, immer wieder zu Verzögerungen. Die ungleiche Rechtslage empfinden viele Befragte auch als Hürde bei der Implementierung von Projekten. Zudem berichteten sie davon, dass lokale Netzbetreiber sich bei dem Anschluss ihrer PV-Anlage an das Stromnetz unwillig gezeigt hätten.

Marktteilnehmer noch wenig spezialisiert

Die in der Studie analysierte Gruppe der Distributoren und Systemintegratoren zeigen noch selten Spezialisierungen ihres Geschäfts auf. So teilten die meisten Befragten mit, neben dem Hauptgeschäft der Distribution auch die Installation, Planung, Beratung sowie weitere Serviceleistungen anzubieten. Der Grund ist nach Expertenmeinungen das Bestreben, durch eine größere Bandbreite an Produkten und Serviceangeboten auf dem noch überschaubaren italienischen Markt bestehen zu können.

Die wichtigsten Kriterien bei der Produktauswahl der Systemintegratoren und Großhändler waren „Qualität und Verlässlichkeit“ sowie „garantierte Leistung“. Auch wenn die Unternehmen selbst den Produktpreis nicht als entscheidend angaben, betonten die befragten Experten dessen Signifikanz. Auffallend ist, dass mehr als Zwei-Drittel der Distributoren PV-Komplettsysteme anbieten. Eine mögliche Erklärung hierfür ist die bessere Handhabung einer solchen Anlage, denn sie muss nicht komplettiert oder integriert werden. Zirka 38 Prozent der in 2005 erwirtschafteten Umsätze der Befragten waren den Komplettsystemen zuzurechnen.

Weitere Informationen über die aktuelle EuPD Research Studie „The Italian Photovoltaic Market 2006/07 – Basics, Potentials, Risks “

EuPD Research
Daniela Schreiber
Fon +49 (0)228 -429 -66 -52
E-Mail: d.schreiber@eupd-research.com
EuPD Research ist Markt- und Meinungsforscher für Medien und Unternehmen. Als Fullservice-Dienstleister mit eigenem Befragungsdienst bieten wir unseren Kunden das gesamte Instrumentarium quantitativer wie qualitativer Forschung. Wir erstellen Marktstudien, Branchenberichte und Geschäftsklimaindizes und entwickeln damit zielgruppenorientierte Entscheidungshilfen. Dabei greifen wir auf ein Expertennetzwerk von Wissenschaftlern, Entscheidungsträgern und Medienvertretern zurück.

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Sarah Schmitz EuPD Research

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