Einsatz von IT in deutschen Krankenhäusern steigt

Deutsche Krankenhäuser sind auf dem richtigen Weg: so lautet das Fazit des diesjährigen „IT-Reports Gesundheitswesen“, für den Wissenschaftler der Fachhochschule Osnabrück alle deutschen Krankenhäuser befragt haben.


Ende 2005 – Anfang 2006 haben Wissenschaftler der Fachhochschule Osnabrück sämtliche deutschen Krankenhäuser zum Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK) befragt. Das Augenmerk lag dabei auf Einrichtungen der Integrierten Versorgung – so bezeichnet man Einrichtungen, die sich zu einem Verbund verschiedener Gesundheitsdienstleister wie Krankenhäuser, Rehakliniken, niedergelassene Ärzte und Apotheken zusammengeschlossen haben.

Die Umfrage erfasste auch den aktuellen Stand von Krankenhaus-Informationssystemen in den deutschen Akuthäusern. Die FH Osnabrück hat damit nach dem „IT-Report im Gesundheitswesen 2004“ mit dem damaligen Schwerpunkt „Pflege im Informationszeitalter“ erneut eine umfangreiche Studie vorgelegt. Insgesamt 335 Krankenhäuser beteiligten sich an der repräsentativen Umfrage.

Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass immer mehr Einrichtungen die Informations- und Kommunikationstechnologie sowohl im klinischen wie im administrativen Bereich einsetzen. „Auch wenn der Ausbau der Technologie Geld kostet, lohnen sich die Investitionen“, so Prof. Dr. Ursula Hübner, Leiterin der Studie. „Heute kann kein Krankenhaus mehr ohne IuK im Managementbereich leben“.

Zunehmend wachsen die Systeme für die Patientenversorgung und die administrativen Systeme zusammen. Dafür sorgt nicht zuletzt das Medizincontrolling. „Dadurch profitiert auch der Patient“, so die Wissenschaftlerin weiter. „Denn die Qualität der Versorgung steigt, Informationslücken, von denen Gefahren für den Patienten ausgehen, werden geschlossen“.

Das Konzept der Integrierten Versorgung erfährt derzeit einen schnellen Aufschwung. Waren im ersten Quartal 2005 nur 643 Verträge zwischen verschiedenen Gesundheitseinrichtungen registriert, so hat sich deren Anzahl bis zum Jahresende verdreifacht. Da die Krankenhäuser eine zentrale Rolle in der Integrierten Versorgung einnehmen, ist der Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologie gerade dort wichtig, um eine Verzahnung der einzelnen Sektoren herbeizuführen. „Man würde daher vermuten, dass der Zusammenschluss von Einrichtungen dazu führt, dass Partner vermehrt über elektronische Medien miteinander kommunizieren“, so Prof. Hübner. Jedoch erfolgt der Datenaustausch noch in mehr als der Hälfte der Verträge auf Papierbasis, in 26 Prozent als Mischform. Nur 17 Prozent der Befragten gaben an, Daten rein elektronisch auszutauschen.

Ergebnisse früherer Studien von Prof. Hübner haben gezeigt, dass beim Übergang der Patienten von einer Versorgungseinrichtung in eine andere notwendige Dokumente in Papier- oder Filmform häufig fehlen. Das bedeutet eine potenzielle Gefahr für die Patientensicherheit. „Deshalb wollen wir ermitteln, ob Häuser noch Anlaufschwierigkeiten mit der neuen Technologie haben oder ob sie die Bedeutung von IuK unterschätzen“, so die Osnabrücker Forscherin.

Die Umfrage befasste sich auch mit dem Einsatz der Elektronischen Patientenakte, die für die Kommunikation der Gesundheitsdienstleister untereinander wichtig ist. Diese Karte ist der Sammelort aller patientenbezogenen Daten und die Grundvoraussetzung für eine Weiterleitung dieser Informationen. Die Studie zeigt, dass erst gut acht Prozent aller Häuser eine voll funktionsfähige Elektronische Patientenakte einsetzen. Ein Drittel der Befragten haben bereits begonnen, solche Karte zu implementieren, knapp ein Fünftel plant deren Einsatz, mehr als ein Drittel beschäftigt sich noch gar nicht damit.

Ihre Ergebnisse vergleichen die Wissenschaftler stets mit Resultaten ähnlicher Studien aus den USA. Prof. Dr. Andreas Frey von der FH Osnabrück hat nun auch Kontakte nach Japan aufgebaut, um dort eine ähnliche Studie zu begleiten. „Auch im Gesundheitswesen ist der internationale Vergleich eine wichtige Quelle der Erkenntnis und des Wandels“, so Professor Frey.

Der Vergleich der Studienergebnisse aus den Jahren 2004 und 2005 zeigt, dass Trend in deutschen Krankenhäusern der richtige ist. „Die Hauptsache ist, dass die Krankenhäuser am Ball bleiben“, so Prof. Hübner. „Im Vergleich zum Marathonlauf befindet sich die IuK in Deutschland bei Kilometer 17, bis zum Ziel jedoch bei Kilometer 42,195 ist es aber noch ein weiter Weg“.

Weitere Informationen erteilt der wissenschaftliche Mitarbeiter des Projekts Björn Sellemann unter Tel.: 0541/969-3692, E-Mail: b.sellemann@fh-osnabrueck.de.

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Lidia Uffmann idw

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