Ein Jahr Emissionshandel: Deutsche Unternehmen kritisieren Klimaschutzinstrument
Insbesondere geringe Effizienz und hohe Kosten bemängelt. Aktuelle Studie liefert erstmals umfassende Erfahrungen aus Firmensicht.
Der Handel mit den vor einem Jahr eingeführten Emissionszertifikaten ist in Deutschland bislang wenig erfolgreich. Die Kosten, die das internationale Klimaschutzinstrument verursacht sind zu hoch, die positiven Effekte für den Umweltschutz zu gering. Auch der erhoffte Handel zwischen den Unternehmen findet nur in geringem Umfang statt. Das sind zentrale Ergebnisse der aktuellen Studie von EuPD Research „Emissionshandel – Eine Bilanz. Erste Erfahrungen deutscher Unternehmen mit dem europäischen Emissionshandelssystems (EU ETS) 2005/06“, in der Betroffene Auskunft über ihre Erfahrungen mit dem System sowie ihre Vorgehensweise beim Handeln geben. „Die Wirkung des Instruments ist unter Experten umstritten. Während sich Stimmen aus der Politik teilweise kritisch äußern, fällt das Urteil von Emissionshändlern eher positiv aus“, sagt Daniela Schreiber, Projektleiterin bei EuPD Research.
Durch den Emissionshandel soll im Rahmen der Umsetzung des Kyoto-Protokolls der Kohlendioxidausstoß gesenkt werden. Die Europäische Union setzt das Verfahren im Rahmen des EU ETS um. Unternehmen, die dem EU ETS unterliegen, erhalten für ihre CO2 produzierenden Anlagen ein kostenloses Emissionsbudget, das ein Minderungsziel für den CO2-Ausstoß beinhaltet. Sie haben sowohl die Möglichkeit, ihre Zertifikate weiterzuverkaufen als auch neue von anderen Firmen dazuzukaufen.
Die Meinung der befragten Unternehmen: In seiner jetzigen Form ist das Klimaschutzverfahren wenig effizient. Neben den administrativen Hürden und hohen Umsetzungskosten bemängeln die betroffenen Firmen vor allem die unzureichende Umsetzung durch die Teilnehmer. So handeln erst rund ein Viertel der befragten Unternehmen aktiv mit den CO2-Zertifikaten, darunter fast die Hälfte der Energieversorger. „Gründe dafür sind neben der Komplexität des Systems auch fehlende Erfahrungen mit dem Instrument. Zudem können viele Unternehmen ihren Bedarf an Zertifikaten noch schlecht einschätzen“, sagt Schreiber.
Weitere Angebote zur Verbesserung ihres Emissionsbudgets, so die Studie, nehmen die Firmen bisher ebenfalls nur selten wahr. Als Hauptgründe für die Zurückhaltung bei der Teilnahme an internationalen und zwischenstaatlichen Klimaschutzprojekten nennen die Befragten die hohen Kosten sowie die Unsicherheit darüber, ob damit neue Emissionszertifikaten gewonnen werden können. Zudem ist der Bedarf an zusätzlichen Zertifikaten in der ersten Handelsperiode noch gering, Klimaschutzmaßnahmen werden von den Betroffenen erst langfristig umgesetzt. Zudem greifen die Firmen zur Senkung des CO2-Ausstoßes nicht nur auf den Zertifikatehandel zurück.
68 Prozent der Unternehmen denken über die Durchführung genereller Modernisierungsmaßnahmen an ihren Anlagen nach, jeder Dritte könnte sich vorstellen, bei der Produktion verstärkt erneuerbare Energieträger einzusetzen.
Neben den Aussagen zur Umsetzung des Systems in den Betrieben sowie zu deren Handlungsweise gibt die Studie einen Überblick über die Bewertung des Systems in den unterschiedlichen Unternehmenssektoren. Dabei deckt sie nicht nur Defizite und Probleme des Emissionshandels auf, sondern stellt auch die Vorteile und Chancen dar, die ein solches System bietet.
Insgesamt wurden alle 1070 in Deutschland tätigen Firmen aus dem Bereich der Energiewirtschaft sowie der energieintensiven Industrie angesprochen, deren 1849 Anlagen dem EU ETS unterliegen. In der Analyse sind 151 Unternehmen, die 357 Anlagen repräsentieren, berücksichtigt. Bewertet und ergänzt wurden die Ergebnisse in Tiefeninterviews mit Marktexperten von betroffenen Branchen, Verbänden und Universitäten sowie mit Emissionshändlern und Unternehmensberatern.
Weitere Informationen über die aktuelle EuPD Research-Studie „Emissionshandel – Eine Bilanz. Erste Erfahrungen deutscher Unternehmen mit dem EU ETS 2005/06“ unter:
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