Studie zum nächtlichen Einnässen soll Behandlungsstrategien optimieren

Die Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie der Universität Leipzig gehen in einer Studie den Ursachen, dem Krankheitsbild und der Behandlung des nächtlichen Einnässens nach. Ziel ist die kindgerechte Optimierung der Behandlungsstrategien.


Verlängertes nächtliches Einnässen ist die zweithäufigste Gesundheitsstörung im Kindesalter nach Allergien. Es sind immerhin 15% der 5- und 6-jährigen Kinder und noch jeder zehnte Siebenjährige mit diesem Problem belastet. „Verlängertes nächtliches Einnässen wird häufig auf Erziehungsfehler oder psychische Probleme der Kinder zurückgeführt. Aber das ist nur selten der Fall.“, so Dr. Udo Rolle, Kinderurologe an der Leipziger Universitätsklinik für Kinderchirurgie. „Das nächtliche Einnässen oder Enuresis nocturna ist zudem häufig ein Tabuthema in den betroffenen Familien und wird selten beim Kinderarzt angesprochen, obwohl es die betroffenen Kinder und ihre Familien stark belasten kann.“

Die Leipziger Kinderchirurgen möchten Eltern ermutigen, den Ursachen des nächtlichen Einnässens auf den Grund zu gehen. Im Rahmen einer Studie untersuchen sie Kinder von fünf bis 15 Jahren, die in zwei Wochen mindestens sechs mal einnässen, um die optimale Behandlung für jedes Kind einleiten zu können.

„Die Ursachen des verlängerten nächtlichen Einnässens sind vielfältig und erfordern eine umfassende Diagnostik. Zur richtigen Therapieentscheidung muss zum Beispiel das Auftreten von Symptomen am Tag ausgeschlossen werden. Dieses sind sehr häufige Toilettengänge des Kindes oder häufig auftretender plötzlicher Harndrang. Wenn diese Symptome zusätzlich zum nächtlichen Einnässen auftreten, liegt eine kombinierte Form des kindlichen Einnässens vor, die eine andere Therapie als die des isolierten nächtlichen Einnässens notwendig macht.“, erklärt Dr. Rolle.

Trete das kindliche Einnässen nur nachts auf und liegen keine angeborenen Fehlbildungen der Nieren und Harnwege oder andere organische Störungen des Harntraktes vor, handele es sich um eine sogenannte „primäre monosymptomatische Enuresis nocturna“ (angeborenes, isoliertes nächtliches Einnässen). Diese Form stelle keine eigentliche Krankheit dar, sondern sei wahrscheinlich eine Entwicklungsverzögerung. Bei Kindern vor dem vollendeten 5. Lebensjahr brauchten sich die betroffenen Familien keine Sorgen machen und eine normale Reifung könne abgewartet werden. „Erst wenn eine spontane Besserung nicht eintritt, sollte vor der Einschulung die erforderliche Diagnostik und eine eventuell notwendige Therapie durchgeführt werden.“, so Rolle. „Denn sonst könnten sich schnell sekundäre Probleme entwickeln, die dann schwer in den Griff zu bekommen sind.“

Momentan gebe zwei international anerkannte Therapien des nächtlichen Einnässens, wobei noch nicht endgültig geklärt sei, welche der beiden Therapieformen zuerst angewendet werden sollten. Die Studie soll nun helfen, das Problem zu klären und somit die Behandlungsstrategien bei verlängertem nächtlichen Einnässen kindgerecht zu optimieren.

Familien mit Kindern, die unter verlängertem nächtlichen Einnässen leiden, können sich an der Studie beteiligen. Als Ansprechpartner steht Oberarzt PD Dr. med. habil. Udo Rolle und die Mitarbeiter der Funktionsabteilung Urodynamik der Universitätsklinik und Poliklinik für Kinderchirurgie in der Oststr. 21-25 zur Verfügung, Tel.: 0341 9726703.

Media Contact

Dr. Bärbel Adams idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-leipzig.de

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