Romantische Liebe dauert nur ein Jahr

Chemische Stoffe im Hirn verursachen Liebesrausch

Möglicherweise stimmen einige Pärchen den jüngsten Erkenntnissen der Wissenschaftler der italienischen Universität von Pavia nicht zu. Sie haben nämlich festgestellt, dass romantische Liebe nur etwas mehr als ein Jahr andauert – und verantwortlich dafür sind erhöhte Werte von Proteinen namens Neurotrophinen. Neurotrophine sind körpereigene Signalstoffe, die zielgerichtete Verbindungen zwischen Nervenzellen bewirken. Ein typisches Beispiel für ein Neurotrophin ist der sogenannte „nerve growth factor“ (NGF). Nach Angaben der Forscher sorgen Neurotrophine für Euphorie am Beginn einer Liebesromanze, berichten sie im Wissenschaftsmagazin Psychoneuroendocrinology.

Die Forscher um Emanuele Enzo vom Interdepartmental Center for Research in Molecular Medicine (CIRMC) haben 58 Personen untersucht, die erst seit kurzem in Beziehungen waren und mit einer Kontrollgruppe von Personen, die schon länger in Beziehungen waren und mit Singles gegenübergestellt. Die Neurotrophin-Werte der Frischverliebten waren signifikant höher als jene, die schon länger in Zweisamkeit lebten. Offensichtlich sorgen die Neurotrophine, die auch als Nervenwachstumsfaktoren bezeichnet werden, für schweißnasse Hände und für Schmetterlinge im Bauch. „Offensichtlich sorgen die Neurotrophine für eine behavoriale und auch psychologische Veränderung der Betroffenen“, schreiben die Forscher.

39 der Frischverliebten wurden ein Jahr später erneut untersucht. Dabei konnten die Forscher keine signifikante Erhöhung der Neurotrophin-Werte mehr feststellen. Offensichtlich pendeln sich diese nach einiger zeit auf Normalwerte ein. „Das bedeutet nicht, dass diese Menschen nicht mehr verliebt waren, aber es macht deutlich, dass es sich nicht mehr um jenen zustand der akuten liebe handelte“, so der Co-Autor Pierluigi Politi vom Department of Health Sciences, Section of Psychiatry and der Universität von Pavia. „Die Beziehung ist offensichtlich stabiler geworden und diese romantische Liebe ist damit zu ende gegangen.“

Bisher ist die neurobiologische Erforschung der Liebe nur sehr vage beschrieben. „Es scheint allerdings, dass die biochemischen Mechanismen offensichtlich dafür sorgen, dass es zu Stimmungswechseln kommt, wenn sich die Beziehung sozusagen stabilisiert hat“, erklärt der Forscher. Bis die Neurobiologie der Liebe allerdings ganz erforscht ist, werde es noch länger dauern. „Dazu sind weitere Untersuchungen unerläßlich“, so Politi.

Dass sich die Neurotrophin-Werte beim Verlieben verändern, hält die Expertin für Neurotrophin-Forschung an der Universität Bochum, Andrea Blöchl, für möglich. „Neurotrophine tragen etwa zur Gedächtnisbildung bei“, so die Expertin im pressetext-Interview. „Beim Auf- und auch beim Abbau von neuen Netzen, wie etwa dem Lernen spielen diese Stoffe eine große Rolle“, so Blöchl.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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