Was bringt der systematische Einsatz von Computern im Unterricht?
Neue Studie zum Einsatz von Computern im Unterricht –
Viele Lehrer setzen auf die Neue Medien und erwarten, dass diese das Lernen besonders fördern.
Doch welchen Nutzen bringen die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien im Unterricht wirklich?
Seit 1998 untersucht das Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN), wie Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse Computer nutzen. Dazu wurden in Zusammenarbeit mit Lehrkräften aller Schularten computerbasierte Lerneinheiten entwickelt und im naturwissenschaftlichen Unterricht eingesetzt. Im Schuljahr 1999/2000 wurden so in den beteiligten Schulklassen insgesamt über 20 computergestützte Unterrichtseinheiten durchgeführt.
Nach einem Jahr systematischem Einsatz von PCs im Unterricht liegen nun erste Forschungsergebnisse zu der „spezifischen und kompetenten Mediennutzung“ von Schülern vor. Die Untersuchung gibt auch Aufschluss über die Veränderungen hinsichtlich der Computernutzung bei Schülern, die u.a. durch den systematischen Medieneinsatz bewirkt worden sind.
Computer als Arbeitswerkzeug oder als Freizeitgerät
Mit einem Fragebogen wurden Art und Häufigkeit der PC-Nutzung bei den Jugendlichen erhoben. Es wurde gefragt, welche Zugangsmöglichkeiten zum PC bestehen, und es wurden weitere damit zusammenhängende Merkmale erfasst, wie z.B. welche Einstellungen Schüler zum PC haben, welche subjektive Sicherheit sie im Umgang mit dem Computer besitzen, aber auch welche Computer-Nutzungsmotive, z.B. „Spass und Interesse“ oder „PC als Arbeitswerkzeug“ im Vordergrund stehen. Letztlich war auch ihr Computer-Wissen gefragt.
Es zeigte sich, dass vier Typen der Computernutzung bei den Jugendlichen identifiziert werden können.
Enthusiasten und Pragmatiker
Die Computer-Enthusiasten zeichnen sich durch sehr positive Einstellungen zum PC und durch eine große subjektive Sicherheit aus. Sie sind sowohl an schulischen wie auch an freizeitbezogenen Einsatzmöglichkeiten des Computers sehr interessiert.
Die Spassnutzer besitzen ähnlich positive Einstellungen wie die Enthusiasten und ebenso eine hohe subjektive Sicherheit, sind jedoch nur in geringem Maße an schulischen Anwendungsmöglichkeiten Neuer Medien interessiert. Die freizeitbezogene Nutzung steht eindeutig im Vordergrund.
Bei den Pragmatikern sind Einstellungen zum PC und die subjektive Sicherheit im Umgang hoch, aber nicht so stark ausgeprägt wie bei den ersten beiden Gruppen. Die schulische Nutzung des PCs, d.h. der Computer als Arbeitswerkzeug, steht im Vordergrund.
Die Computer-Unerfahrenen haben eine eher neutrale Einstellung zum Computer und besitzen von allen Typen die geringste subjektive Sicherheit. Diese Gruppe ist weder an schulischen noch an freizeitbezogenen Nutzungsmöglichkeiten digitaler Medien sonderlich interessiert.
Knapp 60% der Lernenden wechseln ihren Typus im Laufe eines Schuljahrs nicht. Bei vielen der untersuchten Lernenden war offenbar bereits zu Beginn der Untersuchung eine gefestigte Computer-Nutzung gegeben, die sich im untersuchten Zeitraum nicht geändert hat. Die Anzahl der Pragmatiker nimmt aber um fast 35 % zu. Hier könnte sich der systematische Medieneinsatz positiv auf die Computernutzung ausgewirkt haben. In weiteren Untersuchungen soll nun geklärt werden, wie die unterschiedlichen Typen sich in konkreten Lernsituationen am PC verhalten.
Verantwortlich und Rückfragen:
Dipl. Psychologe Martin Senkbeil
Tel.: 0431 / 880-3169
Fax: 0431 / 880-5211
E-Mail: senkbeil@ipn.uni-kiel.de
Das IPN gehört zu den insgesamt 78 außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Serviceeinrichtungen für die Forschung der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V. (WGL). Das Spektrum der Leibniz-Institute ist breit und reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften und Museen mit angeschlossener Forschungsabteilung. Die Institute arbeiten nachfrageorientiert und interdisziplinär. Sie sind von überregionaler Bedeutung, betreiben Vorhaben im gesamtstaatlichen Interesse und werden deshalb von Bund und Ländern gemeinsam gefördert.
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