Sprache und Schlüsselqualifikationen – A und O für die berufliche Integration von Aussiedlerinnen

Die berufliche Integration von Aussiedlerfrauen verlangt mehr als nur deutsche Sprachkenntnisse und einschlägige Berufserfahrungen: Marktwirtschaftliches Denken, problemlösendes Verhalten, selbstständiges Handeln, Lernbereitschaft, Mobilität und Flexibilität sind
(Schlüssel-) Qualifikationen, über die sie ebenfalls verfügen müssen, wenn ihnen der Start in das neue (berufliche) Leben gelingen soll. Vor allem Frauen über 35 Jahre, die in ihren Herkunftsländern bereits lange Jahre berufstätig waren und für die Schule und Berufsausbildung oft mehr als 20 Jahre zurückliegen, bedürfen hier spezieller Förderung. Geprägt durch die kulturellen Werte und Normen ihrer Herkunftsländer, durch die dortigen Lebensumstände und befangen in ihrer traditionellen Frauenrolle, fällt es ihnen besonders schwer, sich auf die deutschen Realitäten und Arbeitsanforderungen einzustellen und sich über Weiterbildung neu zu orientieren.

Von den im Jahr 1999 vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommenen insg. 104 916 Aussiedlern/innen (davon 50 456 Männer und 54 460 Frauen) waren über 40% zwischen 20 und 45 Jahre alt. Über die Hälfte (58 360) war zuvor erwerbstätig, davon knapp 45% (25 963) in Dienstleistungsberufen beschäftigt. Der Anteil der Frauen in diesem Berufsbereich lag bei 65% (16 904) .

In dem Forschungsprojekt „Exploration und Verbesserung öffentlicher Qualifizierungsmaßnahmen zur Förderung der beruflichen Integration von Aussiedlerfrauen aus Dienstleistungsberufen“ hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) die berufliche Integration von Aussiedlerinnen im Dienstleistungsbereich untersucht. Gefragt wurde, ob die für eine deutsche Klientel konzipierten und von der Bundesanstalt für Arbeit geförderten Maßnahmen im Dienstleitungsbereich geeignet sind, auch Aussiedlerfrauen beruflich zu fördern und sie effektiv und nachhaltig in ein ihnen vertrautes Beschäftigungsfeld zu integrieren.

Befragt wurden 161 Aussiedlerinnen in 22 Bildungseinrichtungen, u.a. Fortbildungsakademien, staatliche Fachschulen, private und staatliche Bildungsinstitute und Berufsbildungswerke. Ziel der Untersuchung war die Entwicklung von Vorschlägen zur Effektivierung von öffentlich geförderten Berufsbildungsmaßnahmen für Aussiedlerfrauen.

Die Untersuchung hat u.a. ergeben:

  • Der Vermittlung überfachlicher Qualifikationen (Schlüsselqualifikationen) muss ein größeres Gewicht gegeben werden; statt in einem zweiwöchigen Training müssen sie kon-tinuierlich während der gesamten Lehrgangsdauer neben dem Fachwissen vermittelt werden.
  • Die Effektivität der angebotenen sechsmonatigen Sprachschulung kann erhöht werden, wenn sich die Sprachkurse über das ganze Jahr verteilen; auch sollte die Fachsprache be-wusst mit in die Sprachschulung einbezogen werden.
  • Beratungseinrichtungen sollten über speziell auf die Zielgruppe bezogenes Informationsmaterial verfügen, das ihnen in anschaulicher Sprache eine Vorstellung über Berufe und Tätigkeiten vermittelt.
  • Orientierungs- und Vorbereitungskurse sollten Gelegenheit zum Kennen lernen der angebotenen Qualifizierungsmaßnahme geben.
  • Die Schulungszeiten sollten kinderfreundlicher gestaltet, die Kindergarten- und Schulzeiten berücksichtigt werden.
  • Hausaufgaben sollten die Teilnehmerinnen in Vollzeitmaßnahmen nicht zusätzlich belasten – Kinderbetreuung und Haushaltsführung lassen dazu keine Zeit.
  • Sicheres Auftreten in der Bewerbungssituation sollte Bestandteil der Vorbereitung von Aussiedlerfrauen auf den „Ernstfall“ sein.

Diese und weitere Ergebnisse der Untersuchung sind dargestellt in der vom BIBB herausgegebenen Veröffentlichung von Edith Gawlik, Maria Clara Schaaf und Ralf Rübsaat, „Integration von Aussiedlerinnen in Dienstleistungsberufen durch Bildungsmaßnahmen – Chancen und Hindernisse ihrer beruflichen Integration.“ Die Veröffentlichung ist zum Preis von DM 29,00 / 14,83 Euro zu beziehen beim W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Postfach 10 06 33, 33506 Bielefeld, Tel. 0521/911 01-11, Fax: 0521/911 01-19,
E-Mail: bestellung@wbv.de

Weitere Auskünfte zum Thema erteilt im BIBB Frau Edith Gawlik, Tel: 0228/107-1127,
E-Mail: gawlik@bibb.de

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Dr. Ilona Zeuch-Wiese idw

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