Generika: Österreich liegt weit unter europäischem Durchschnitt

Bei 120 Mio. Euro liegt das jährliche Einsparpotenzial im Gesundheitswesen in Österreich durch Generika.

Der derzeitige Generika-Anteil am Apothekenmarkt in Österreich beträgt aktuell in Packungen zwölf Prozent. Das entspricht acht Prozent des Umsatzes, so Wolfgang Andiel, Obmann des Österreichischen Generikaverbandes, gestern, Montagabend, auf einer Pressekonferenz. Im europaweiten Durchschnitt liege Österreich mit diesen Zahlen jedoch weit zurück. In der gesamten EU liegt der Generika-Anteil bei 27 Prozent, in den USA sogar bei über 50 Prozent. In den 15 alten EU-Ländern liegt die Einsparquote bei 13 Mrd. Euro jährlich, sagte der Generaldirektor der European Genric Medcines Association (EGA), Greg Perry.

Das Einsparpotenzial, das sich durch den Einsatz von Generika eröffnet, werde jedoch von den politischen Entscheidungsträgern negiert. „Ein wichtiger Impuls zur Generika-Förderung, nämlich Anreize auf Patientenseite zu setzen, wie beispielsweise mit der mehrfach angekündigten reduzierten Rezeptgebühr für Generika, wurde von der Regierung im Rahmen der Gesundheitsreform zwar beschlossen, kurze Zeit später aber wieder gekippt“, so Andiel. Generika würden in Österreich in hohem Ausmaß lediglich als Preisdrücker für die patentfreien Erstanbieter-Produkte missbraucht und könnten ihre Funktion, die Finanzierung des medizinisch-therapeutischen Fortschritts nachhaltig zu unterstützen, gar nicht ausüben.

Generika sind eine Gruppe von Arzneimitteln, die patentfreie Wirkstoffe enthalten, die entweder mit dem internationalen Freinamen oder als so genannte Markengenerika unter einem neuen Handelsnamen auf den Markt gebracht werden. Generika können zu günstigen Preisen angeboten werden, da anders als bei neuen Wirkstoffen keine Entwicklungskosten anfallen. Daneben besteht durch die große Zahl der Generikaanbieter ein reger Wettbewerb, der bei der vorausgesetzten Qualität fast ausschließlich über den Preis stattfindet.

Deutschland hat inzwischen eine führende Position bei der Verordnung von Generika erlangt. Im Gesamtmarkt ist der Verordnungsanteil der Generika von 10,9 Prozent im Jahr 1981 auf 54,1 Prozent im Jahr 2003 angestiegen. „Die Verordnung von Generika trägt seit vielen Jahren zur Dämpfung der Arzneimittelausgaben in Deutschland bei. Jede Generikapackung ist um 8,21 Euro preiswerter als eine Originalpräparatepackung“, so Ulrich Schwabe vom Pharmakologischen Institut der Universität Heidelberg. „Damit haben die deutschen Vertragsärzte allein durch Verschreibung von Generika im Jahre 2003 insgesamt 3,33 Mrd. Euro für die gesetzlichen Krankenkassen eingespart“.

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Angela Deußen pressetext.austria

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