Unternehmen für Sicherheitsrisiken anfälliger

Markenschutz und Absicherung der Lieferkette bringen Wettbewerbsvorteile

Schon eine einmalige Missachtung von Sicherheitsvorschriften in der Lieferkette eines Unternehmens kann zu enormen weltweiten Verlusten führen. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie von Deloitte. Sicherheit wird deshalb zunehmend zum Thema in den Vorstandsetagen. Der Einsatz von Sicherheitsstrategien bringt klar messbare Vorteile mit sich wie folgende Beispiele zeigen.

Beispielsweise können sich die Kosten bei Versand eines einzigen Containers bis zu 1 Milliarde US-Dollar belaufen, werden die Sicherheitsvorschriften nicht beachtet, so die Studie. Verluste, die Unternehmen weltweit durch Internet-Attacken erleiden, lagen 2003 bei 12,5 Milliarden Dollar. Ein einziger BSE-Fall kostete die kanadische Rindfleischindustrie 2002 insgesamt 2,5 Milliarden Dollar.

Laut der Studie Prospering in the Secure Economy von Deloitte müssen Unternehmer nicht mehr nur Anlagen und Mitarbeiter schützen, sondern das Gesamtgeschäft. Das gilt unabhängig von einer potenziellen Gefahr, die von einem plötzlichen Zinsanstieg über die massenhafte Verbreitung eines Computervirus bis zu terroristischen Anschlägen reichen kann. Derzeit entwickelt sich eine neue „Sicherheit in der Wirtschaft“. Größere Gefahren, höheres Risikobewusstsein, Einhaltung gesetzlicher Sicherheitsbestimmungen und schnelleres Reagieren auf geänderte Bedingungen sind die Ursache.

„Während Regierungen weiterhin Maßnahmen treffen, um nationale Grenzen zu schützen und den Luftraum überwachen, ist für das Management globaler Konzerne der Schutz ihrer Lieferketten oberste Priorität. Daten und Marken und damit die gesamte Existenz müssen gesichert werden“, erklärt Heino von Schuckmann, Leiter des europäischen Kompetenzzentrums für Homeland Security. „Unternehmen, die ihre Mitarbeiter, Kunden, Anteilseigner und die Gesellschaft nicht vor möglichen Gefahren schützen, werden mit neuen gesetzlichen Vorschriften konfrontiert, die Kosten nach sich ziehen. Nachdem sich das Bewusstsein der CEOs hinsichtlich einer sichereren Wirtschaft ändert, fragen sich diese nicht nur wie sie den Shareholder Value erhöhen können, sondern zunehmend: „Was könnte unserer Marke irreparablen Schaden zufügen?“

Vorteile einer sicheren Wirtschaft

Laut Deloitte Studie gibt es aufgrund globaler Verflechtungen mittlerweile viele Ansätze, die eine weltweite Lieferkette störanfällig machen. Unternehmen dürfen sich nicht allein auf die Einhaltung lokaler gesetzlicher Sicherheitsbestimmungen verlassen.

Die Studie zeigt, dass ein gesichertes wirtschaftliches Umfeld quantifizierbare Vorteile bringt:

  • Kostensenkung – Sicherheitsinvestitionen können die Lieferkette effizienter machen. Im Rahmen eines umfangreichen, von Privatwirtschaft und öffentlichen Stellen getragenen Projekts wurden beispielsweise Kostensenkungen zwischen 378 und 462 Dollar pro Versandcontainer erzielt.
  • Mehreinnahmen – Neue Technologien wie Funkidentifizierung (RFID) ermöglichen es, den Standort von Containern und Produkten an jedem Punkt der Lieferkette zu bestimmen und kostspieligen Überbestand zu vermeiden.
  • Besseres Risikomanagement – Proaktive Sicherheitsmaßnahmen tragen dazu bei, betriebliche und IT spezifische Ausfälle aufgrund von Sicherheitsvorfällen (dazu gehört auch der Verlust von Menschenleben) bereits im Vorfeld zu verhindern.
  • Markenschutz – Wer in Sicherheit investiert, schützt seine Marke gegen mögliche Gefahren wie zum Beispiel Produktsabotage.

Laut Deloitte ist die Sicherung der Wirtschaft aufgrund neuer Rahmenbedingungen notwendig:

  • Rascher Wandel – Das Weltwirtschaftsklima war in den letzten Jahren äußerst stürmisch.
  • Neue gesetzliche Bestimmungen – Unternehmen sehen sich weltweit mit einer Vielzahl neuer Vorschriften konfrontiert.
  • Erhöhtes Risiko und größere Unsicherheit – Unklar ist, welche Gefahren besonders ernst genommen werden müssen, welche Folgen bestimmte Attacken haben, wie die Märkte danach aussehen und unter welchen Bedingungen Entwarnung gegeben werden kann.
  • Komplexe und voneinander abhängige Risiken – Das „Extended Enterprise“ mag durch eng verknüpften Lieferketten vorteilhaft sein. Die Zahl der Beteiligten und der Schnittstellen in Produktion und Vertrieb machen das Unternehmen allerdings gegen Sicherheitsrisiken anfälliger.
  • Globalisierung und 24/7-Berichterstattung – Die Globalisierung und die Rund-um-die-Uhr-Berichterstattung der Medien lassen Unternehmen heute innerhalb von Minuten proaktiv agieren, um bei einem Sicherheitsvorfall Schaden von der Marke abzuwenden.

Schutz des Markenkapitals

„Das größte geschäftliche Risiko sehen Unternehmen in der Gefährdung ihrer Marken“, erklärt Heino von Schuckmann. „Wenn Kunden das Vertrauen in einen Anbieter verlieren, kann das die Existenz des Unternehmens bedrohen. Der Vebraucher“, so von Schuckmann, „misst ein Unternehmen daran, wie gut es die Krise nach einem Sicherheitsvorfall meistert. Weltweit operierende Firmen müssen sich durch verschiedene Maßnahmen gegen Sicherheitsrisiken schützen:

  • Unternehmensspezifische Gefahren bewerten und eingrenzen
  • Voraussetzungen für besseres Krisenmanagement schaffen
  • Einen unternehmensweiten Sicherheitsplan implementieren
  • Sicherheit an allen Stationen der Lieferkette gewährleisten
  • Den Unternehmenswert durch Investitionen in mehr Sicherheit maximieren“

Neue Konzepte zur Eindämmung von Risiken und Unsicherheiten

Jedes Unternehmen sollte seine größten Risiken kennen. Das ist wesentlich. Darüber hinaus herrscht häufig Unklarheit über weiteres Gefährdungspotenzial. Deloitte schlägt daher ein neues Konzept vor: Im Gegensatz zum herkömmlichen Risikomanagement, das zu oft die Reaktion auf ein bestimmtes betriebliches Risiko in den Vordergrund stellt (Beispiel: Gefahren für einen Tanker auf See), geht es darum, ein Portfolio möglicher Gefahrensituationen aufzubauen. Dazu müssen Unternehmen zunächst:

  • Risiken identifizieren Analyse aller möglichen Gefahrenquellen: technischer Fortschritt, Veränderung gesellschaftlicher Werte, nationale und geopolitische Maßnahmen, Aktionen einzelner Branchen oder Unternehmen.
  • Szenarien erarbeiten Identifizierung potenzieller Täter, Ablauf der Attacke und Auswirkungen auf das Unternehmen.
  • Strategien formulieren Festlegung von Maßnahmen zur Vermeidung des jeweiligen Risikos bzw. zur Bewältigung einer tatsächlichen Gefahrensituation.

Staatliche Eingriffe

Unternehmen müssten vom Staat größere Anreize bekommen, damit sie in Sicherheit investieren, so die Studie. Die in Deutschland von Wirtschaft und Politik ins Leben gerufene Initiative D21 fördert beispielsweise die Zusammenarbeit im Bereich IT Sicherheit. Wichtig sei es, gesetzliche Bestimmungen zu lockern, die für den internationalen Handel und privatwirtschaftliche Sicherheitsinitiativen hinderlich sind. Voraussetzung dafür sind offener Informationsaustausch und die Überwindung eines tief sitzenden Misstrauens auf beiden Seiten. Im Bereich Lebensmittelsicherheit wurden derartige Partnerschaften bereits erfolgreich gestartet, so zum Beispiel in Australien. Dort kann aufgrund eines Joint Venture aus Staat und Privatwirtschaft beispielsweise der Weg eines Tieres von der Geburt bis zum Schlachthof lückenlos verfolgt werden. Das dieses Thema auch für den deutschen Einzelhandel zunehmende Bedeutung hat, lässt sich der gemeinsamen Studie von Deloitte und der Lebensmittel Zeitung (Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main) entnehmen, die bei der Lebensmittel Zeitung bestellt werden kann.

Positiv ist in diesem Zusammenhang, dass internationale Verbände wie die Weltzollorganisation (WCO) versuchen, durch Entwicklung globaler Standards inkompatible, länderspezifische Sicherheitsbestimmungen zu entwirren. 2004 trat beispielsweise der International Ship and Port Security Code (ISPS) in Kraft, der Sicherheitsbestimmungen für alle Schiffe über 500 Tonnen auf internationalen Routen festlegt.

„Unternehmen haben jetzt Gelegenheit, die Einhaltung neuer Sicherheitsvorschriften wertschöpfend einzusetzen“, so von Schuckmann. „Der Staat kann diese Entwicklung erleichtern, indem er Anreize bietet, in Sicherheit zu investieren. Er sollte dafür sorgen, dass multinationale Unternehmen nicht durch inkompatible nationale Sicherheitsbestimmungen unnötig behindert werden.“

Deloitte Deutschland

Deloitte ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsgesellschaften in Deutschland. Das breite Leistungsspektrum umfasst Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Corporate Finance-Beratung. Mit mittlerweile 3.200 Mitarbeitern in 18 Niederlassungen betreut Deloitte seit mehr als 90 Jahren Unternehmen und Institutionen jeder Rechtsform und Größe aus fast allen Wirtschaftszweigen. Über den Verbund Deloitte Touche Tohmatsu ist Deloitte mit 120.000 Mitarbeitern in nahezu 150 Ländern auf der ganzen Welt vertreten.

Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu, einen Verein schweizerischen Rechts, dessen Mitgliedsunternehmen einschließlich der mit diesen verbundenen Gesellschaften. Als Verein schweizerischen Rechts haften weder Deloitte Touche Tohmatsu als Verein noch dessen Mitgliedsunternehmen für das Handeln oder Unterlassen des/der jeweils anderen. Jedes Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig, auch wenn es unter dem Namen „Deloitte“, „Deloitte & Touche“, „Deloitte Touche Tohmatsu“ oder einem damit verbundenen Namen auftritt. Leistungen werden jeweils durch die einzelnen Mitgliedsunternehmen, nicht jedoch durch den Verein Deloitte Touche Tohmatsu erbracht. Copyright (c) 2004 Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten.

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