Hightech-Arbeit: Unsicherheit, Stress und lange Arbeitszeiten prägen Jobs der Zukunftsbranchen

Was die Beschreibung der modernen Arbeitswelt anlangt, klingt diese wie ein Märchen aus dem Bilderbuch: Individualität, Flexibilität und Unabhängigkeit. Die Realität sieht leider anders aus.

Die Arbeit wird von Unsicherheit, Stress, langen Arbeitszeiten und Isolation geprägt, beschreibt der kalifornische Soziologe Sean O´Riain im Fachmagazin „Contexts“ die Hightech-Schmieden. Damit ähnelt die Arbeit eher der in Fabriken im 19. Jahrhundert.

Der Soziologe von der Universität von Kalifornien in Davis attestiert den Hightech-Jobs auch noch ein negativ anhaftendes Macho-Image, das durch schlechte oder ganz fehlende Kommunikation beherrscht werde. O´Riains Studie, die im Zuge einer Arbeit für die amerikanische soziologische Gesellschaft durchgeführt wurde, spricht von der Sklavenarbeit des Jahrhunderts. „Während die aufgabenorientierte Atmosphäre der Hightech-Community eigentlich nach einer Gruppenzusammenarbeit schreit, findet diese oft überhaupt nicht statt, da die einzelnen Arbeiter geographisch weit von einander entfernt arbeiten“, so der Soziologe. Enge Deadlines führen zum extremen Stress, überlangen Arbeitszeiten und frustrierender Arbeitssituation. Darüber hinaus attestiert die Studie eine latente individualistische Macho-Attitüde, die Frauen weitgehend aus dem Arbeitsprozess ausschließt.

„Obwohl die Hightech-Mitarbeiter relativ frei von Kontrolle und Überwachung sind, treibt der Druck von Kollegen und Termine zur Fertigstellung sie oft zu extremen Arbeitsleistungen“, erklärt der Soziologe. Die ökonomische Katastrophe der „New Economy“ habe darüber hinaus zu noch mehr Leistungsdruck geführt. Wie im vorvorigen Jahrhundert werden die Arbeitskräfte eingekauft und verkauft. Dass die Mitarbeiter aber hochqualifizierte Fähigkeiten besitzen, fällt dabei nicht ins Gewicht. Der Soziologe kommt zum Schluss, dass die heutigen Hightech-Jobs im Grunde nichts anderes sind als die Fabriksarbeit im 19. Jahrhundert. Der einzige Unterschied dabei ist, dass man sich und das Gewand dabei nicht mehr so dreckig macht. Eine Chance, dass sich die schlimme Situation ändere, sei nur dann gegeben, wenn sich die Arbeitsgemeinschaft nicht nur über technische Equipments und Fähigkeiten definiert, sondern auch über soziale Beziehungen.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.contextsmagazine.org

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