Von wegen sensible Musiker: Studie über systematische und empathische Hörweisen
Vielmehr denken gerade diejenigen, die ihr ganzes Leben der Musik widmen, besonders strukturiert und rational. Das fand Prof. Dr. Gunter Kreutz, Hochschullehrer für Systematische Musikwissenschaft am Institut für Musik der Universität Oldenburg, gemeinsam mit zwei WissenschaftlerInnen aus Sydney (Australien) und Glasgow (Schottland) heraus.
In einer Onlinebefragung wurden die Denk- und Hörweisen von insgesamt 600 MusikerInnen und NichtmusikerInnen auf „empathische“ und „systematische“ Merkmale hin untersucht. „Systematische Hörer denken strukturierter über Musik und achten beim Anhören eines Stücks beispielsweise mehr auf die einzelnen Instrumental- und Vokalebenen, während empathische Hörer eher an der emotionalen Wirkung interessiert sind“, so Kreutz.
Die Befragung ergab, dass MusikerInnen viel stärker zu systematischen Denk- und Hörweisen neigen als NichtmusikerInnen. Das gleiche gilt auch für Männer im Unterschied zu Frauen, was erklärt, warum es viel mehr männliche als weibliche professionelle MusikerInnen gibt. „Auf dem Karriereweg muss man die Energie aufbringen, sich jahrelang für zehntausende von Stunden in die Übungszelle zu begeben“, so Kreutz. „Es ist vor allem eine Faszination für technische und systematische Strukturen, die den Musiker bei der Stange hält.“
Auch innerhalb der Berufsgruppe der MusikerInnen sind es die Frauen, die eher empathische Denk- und Hörweisen haben. In deutschen und österreichischen Orchestern beträgt ihr Anteil allerdings nur zwischen knapp 1 und 32 Prozent. „Dabei könnte ein höherer Frauenanteil sogar helfen, Konflikte zu vermeiden“, so der Oldenburger Musikwissenschaftler. „Wenn zu viele Menschen mit ähnlichen Denkweisen aufeinander treffen, dann gibt es meist Probleme.“
Kontakt:
Prof. Dr. Gunter Kreutz, Tel.: 0441/798-4773,
E-Mail: gunter.kreutz@uni-oldenburg.de
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