Automobil-Händlergruppen verschenken strategisches Potential
Auch bei großen deutschen Automobil-Händlergruppen werden Entwicklung und Umsetzung der Unternehmensstrategie noch nicht in dem Maße durch betriebswirtschaftliche Methoden und Instrumente unterstützt, wie es Stand der Forschung ist.
So das zentrale Ergebnis der vom Lehrstuhl für Unternehmensführung & Controlling an der Universität Bamberg durchgeführten Studie zum Thema „Unternehmensführung & Controlling in Automobil-Händlergruppen“ (Erhebungszeitraum Januar bis März 2008).
„Das hier in Ansätzen erkennbare 'Strategiedefizit' ist aus Forschungsperspektive um so erstaunlicher, da gerade großen Automobil-Händlergruppen oftmals unterstellt wird, ihre Strategien wesentlich eigenständiger und auch professioneller verfolgen zu können als das klassische Einmarken-Autohaus“, stellt Dipl.-Kfm. Stefan Fischer, Projektleiter und Co-Autor dieser Studie am Lehrstuhl für Unternehmensführung & Controlling, fest.
Univ.-Professor Dr. Wolfgang Becker, Lehrstuhlinhaber und Direktor des Deloitte.Mittelstandsinstituts an der Universität Bamberg, sieht darin weniger ein Branchenphänomen: „Deutsche Automobil-Händlergruppen sind überwiegend mittelständische Unternehmen. Der Mittelstand setzt – sehr allgemein gesprochen – strategisch orientierte Methoden und Instrumente von Unternehmensführung & Controlling nicht in dem Umfang und nicht mit der Konsequenz ein, wie dies aus Sicht der betriebswirtschaftlichen Forschung anzuraten ist.
Das zeigen auch neueste Forschungsergebnisse des Deloitte
Mittelstandsinstituts. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von einer skeptischen Grundhaltung der Verantwortlichen gegenüber solchen auf den ersten Blick zu theoretisch und wenig praktikabel erscheinenden betriebswirtschaftlichen Herangehensweisen bis hin zum Fehlen qualifizierter Mitarbeiter für deren Umsetzung im Tagesgeschäft. Dadurch steigt auch für große und zum gegenwärtigen Zeitpunkt strategisch gut positionierte Automobil-Händlergruppen die Gefahr, auf wirtschaftliche oder politische Entwicklungen nicht angemessen reagieren zu können. Doch selbst eine noch so ausgefeilte Unternehmensstrategie muss letztendlich im Tagesgeschäft operationalisiert werden und genau diese Strategieumsetzung kann man nicht sich selbst überlassen oder lediglich 'im Blindflug' steuern.“
Gegenstand der Studie sind folgende Themen von Unternehmensführung & Controlling:
o Zentralisierungsgrad ausgewählter Managementprozesse
o Unternehmensstrategie und Unternehmensziele
o Betriebswirtschaftliche Methoden und Instrumente allgemein
o Allgemeine Wettbewerbsinformationen und Benchmarking
o Kennzahlen und Kennzahlensysteme
o Zielvereinbarungen und Anreizsystem
Studiendesign:
Die Studie hat primär explorativen Charakter und gibt Einblick in den Implementierungsstand und die aktuellen Herausforderungen der Unternehmensführung und des Controlling bei Automobil-Händlergruppen. Für die schriftliche Befragung wurden standardisierte Fragebögen mit überwiegend geschlossenen Fragen genutzt. Insgesamt sind 128 Fragebögen an Geschäftsführer und Vorstände von Automobil-Händlergruppen versendet worden, die zum Erhebungszeitpunkt nicht mehrheitlich im Besitz eines Herstellers waren. Letztendlich lagen 28 Antworten zur Auswertung vor, was einer Rücklaufquote von 21,9 Prozent entspricht.
Veröffentlichung:
Wolfgang Becker und Stefan Fischer: Unternehmensführung & Controlling in Automobil-Händlergruppen – Ergebnisbericht einer empirischen Untersuchung. Bamberger Betriebswirtschaftliche Beiträge – Band 156, Bamberg 2008, ISBN 3-931810-71-2.
Kontakt:
Univ.-Professor Dr. Wolfgang Becker
Email: ufc@uni-bamberg.de
Dipl.-Kfm. Stefan Fischer
Email: stefan.fischer@uni-bamberg.de
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensführung & Controlling
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Feldkirchenstraße 21, 96045 Bamberg
Fon: + 49(0).951.863.2507, Fax: + 49(0).951.39705
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