HIV-Therapie: gleich gut in Afrika wie in der Schweiz – sofern man rechtzeitig startet

Forschende des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin an der Universität Bern haben in Zusammenarbeit mit der Universität Kapstadt in Südafrika Daten von über 2'000 HIV-positiven Patienten in Südafrika mit solchen von über 1'000 Schweizer Patienten verglichen.

Dabei zeigte sich: Ob in den Townships von Khayelitsha und Gugulethu in Kapstadt, oder in der Schweiz – der Therapieerfolg war nahezu identisch. Obwohl in der Schweiz 36 unterschiedliche antiretrovirale Substanzen verabreicht wurden und in Südafrika nur vier, war innerhalb eines Jahres an beiden Orten bei über 95 Prozent der Patienten das Virus im Blut nicht mehr nachweisbar.

Auch die Rückfallquote war in beiden Ländern sehr ähnlich: 27 Prozent der Schweizer und 26 Prozent der südafrikanischen Patienten wiesen innerhalb von zwei Jahren eine erneut angestiegene Zahl von HI-Viren im Blut auf.

Ein frühzeitiger Beginn der Therapie ist ausschlaggebend

In den ersten Monaten war die Sterblichkeitsrate in Südafrika deutlich höher als in der Schweiz. Dies lässt sich dadurch erklären, dass die dortigen Patienten zu Beginn der Therapie ein deutlich höheres Immundefizit aufwiesen. „Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass ein früherer Therapiebeginn vielen HIV-Infizierten helfen würde“, so Matthias Egger vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern. Im Gegensatz dazu betont Egger aber auch, dass ein etwas standardisierterer Ansatz in der Schweiz die Gesundheitskosten reduzieren könnte – und dies, ohne den Therapieerfolg zu beeinträchtigen.

HIV-Therapie nach wie vor dringend benötigt

Gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind heute 33 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert, ein Drittel davon in Afrika südlich der Sahara. Laut dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) sterben täglich 8'000 Menschen an den Folgen von AIDS.Ziel der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) ist es, die Zahl der Viren im Blut so weit wie möglich zu senken und dadurch das Immunsystem wieder zu stärken.

Zwischen 2001 und 2003 stieg die Anzahl der Patienten, die eine Therapie begannen, in den zwei untersuchten südafrikanischen Städten von 79 auf 509, während sie in der Schweiz konstant blieb. Die südafrikanischen Patienten waren durchschnittlich jünger, der Frauenanteil war höher und das Krankheitsbild war bereits weiter fortgeschritten.Die Daten aus Südafrika entstammen einer grossen Kollaboration namens „International Epidemiologic Databases to Evaluate AIDS in Southern Africa“ (IeDEA-SA). Die Daten aus der Schweiz wurden der Schweizerischen HIV Kohortenstudie (SHCS) entnommen.

Die Schweizer Studie besteht seit 1988 und war weltweit eine der ersten ihrer Art. In anonymisierter Form werden Daten zum Krankheitsverlauf gesammelt und ausgewertet. Die SHCS wird durch den Schweizerischen Nationalfonds unterstützt. In der Schweiz ist die antiretrovirale Therapie und die generelle Behandlung von HIV durch die obligatorische Krankenversicherung gedeckt.

In Südafrika und vielen anderen ressourcenarmen Ländern ist die Behandlung dank einem nie zuvor gesehenen Einsatz von Spendengeldern zwar seit einigen Jahren auch kostenlos, im Dezember 2007 gab es jedoch allein in Südafrika 1'700'000 Betroffene, die eine Therapie brauchten, wovon aber nur 429'000 behandelt wurden.

Quellenangabe: Olivia Keiser, Catherine Orrell, Matthias Egger et al.: Public health and individual approach to antiretroviral therapy: Township South Africa and Switzerland compared, PLOS Medicine, July 2008 08.07.2008

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Nathalie Matter idw

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