Outsourcing nicht Job-Killer Nummer eins

Der von immer mehr Unternehmen betriebene internationale Auslagerungstrend ist nicht Job-Killer Nummer eins in Europa. Zu dieser Schlussfolgerung gelangt eine heute, Montag, von der europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, Eurofound, präsentierte Datenerhebung.

So sind nur acht Prozent der bekannt gegebenen Arbeitsplatzverluste im Zeitraum von 2003 bis 2006 durch die Verlagerung von Stellen begründet gewesen. Anhand des Europäischen Restrukturierungsmonitors variieren die Arbeitsplatzverluste, die sich dem Outsourcing zuschreiben lassen, von 25 Prozent in Portugal und Irland, bis weniger als fünf Prozent in den Niederlanden und Belgien.

Die Insider von Eurofound weisen zudem darauf hin, dass Auslagerungen hinsichtlich der verschiedenen Bereiche eher in hoch- bis mittelmäßig als in kaum technisierte Branchen zum Tragen kommt.

„Outsourcing ist komplexer Natur und muss daher differenziert betrachtet werden. So gibt es einerseits Standortverlagerungen wie im Falle Nokia und auf der anderen Seite Outsourcing-Maßnahmen, bei denen standardisierte Prozesse an Unternehmen übertragen werden“, erläutert Inger Korflür vom Beratungsunternehmen Sustain Consult im Gespräch mit pressetext. Laut der Expertin lassen sich mit Outsourcing entweder markt- oder rein kostenorientierte Strategien verfolgen. „Die meisten Unternehmen, die Outsourcing nur aus dem Grund verfolgen, alleinig die Kosten zu senken, verkennen die für den Aufbau dieser Struktur anfallenden Kostenpositionen“, so Korflür weiter. Auch sei es bei Lösungen von internen Problemen für ausgelagerte Mitarbeiter oft schwierig, interne Prozesse einzuschätzen und womöglich maßgeschneidert auf die Gegebenheiten zu lösen.

Anhand der Zahlen scheinen (Auslands-)Auslagerungen nicht undifferenziert der Hauptgrund für den Arbeitsplatzabbau zu sein. Im Zuge der Abhängigkeit vom Technisierungsgrad konnten die Fachleute nachweisen, dass das Banken- und Versicherungswesen den höchsten Anteil an Arbeitsplatzverlusten in der Europäischen Union durch Auslagerungen darstellt. „Dies verwundert mich nicht, da diese Branche den höchsten Grad an standardisierten Prozessen besitzt“, fügt Korflür gegenüber pressetext hinzu. Laut der Studie sei auch die Globalisierung dafür verantwortlich, dass sich für viele Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten und Märkte sowie mehr Auswahl und niedrige Preise für die Kunden ergeben. Für Arbeitnehmer kann sich diese Entwicklung unter Umständen negativ auswirken. Risiken wie vor allem die Verschlechterung der Gehälter und des Lebensstandards sowie der drohende Verlust des Arbeitsplatzes werden immer wieder von Outsourcing-Kritikern in der Diskussion angeführt.

Laut der Erhebung neigen verstärkt Entscheidungsträger und geschäftliche Organisationen dazu, die positiven Effekte einer Handelssteigerung für den Konsumenten herauszustreichen. Hierbei dominieren niedrige Preise und die größere Auswahl, die durch den verstärkten Wettbewerb für die Konsumenten erzielt werden. Davon betroffene Arbeitnehmer betonen hingegen die Notwendigkeit, angesichts des internationalen Wettbewerbs flexibel reagieren zu können. Im Rahmen von Eurobarometer-Umfragen wird deutlich, dass bei Fragen, ob die Globalisierung positive oder negative Auswirkungen auf die Bürger in der Eurozone hat, die positiven Ergebnisse von 63 Prozent 2003 auf 42 Prozent in 2006 gefallen sind. Dieser Rückgang der positiven Globalisierungswahrnehmungen reiht sich in die skeptische Betrachtung der europäischen Bürger ein. Sahen vor fünf Jahren noch 39 Prozent der damaligen EU15 die Globalisierung als arbeitsplatzbedrohend, waren es 2006 (EU25) mittlerweile 47 Prozent – Tendenz steigend.

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Florian Fügemann pressetext.austria

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