Schlaganfall: Elektrische Impulse verbessern Motorik

Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist heute, Montag, der Startschuss für die erste klinische Studie zur sogenannten kortikalen Stimulationstherapie bei Schlaganfallpatienten in Europa gefallen. An insgesamt fünf deutschen Krankenhäusern wird in den kommenden Monaten die Wirksamkeit der Therapie zur Behandlung von Funktionsverlusten der Hand oder des Arms untersucht.

Das Therapie-Prinzip beruht auf der gezielten Verabreichung elektrischer Impulse auf der Oberfläche des Gehirns mittels einer Elektrode, die in etwa Briefmarkengröße hat. Dem ersten Patienten ist in Hamburg bereits ein Implantat eingepflanzt worden.

„Wir hoffen nachweisen zu können, dass kortikale Stimulation in Verbindung mit Physiotherapie zu einer deutlichen Verbesserung der motorischen Funktionen von Hand und Arm führt“, erklärt Universitätsprofessor Christian Gerloff, Leiter der Studie in Hamburg und Direktor der Klinik für Neurologie, gegenüber pressetext. „Wir wollen rund 20 Patienten in die Studie einschließen. In den USA hat man bereits Erfahrungen an 200 Personen machen können.“

Die Studienteilnehmer erhalten eine Kombination aus Stimulations- und Rehabilitationstherapie. Parallel zur physiotherapeutischen Behandlung werden die Zielgebiete im Gehirn der Patienten über die implantierte Elektrode mit leichten elektrischen Impulsen stimuliert, um so den Lernprozess im Gehirn zu festigen.

„Aufgrund der durch den Schlaganfall ausgelösten Spasmen können die Betroffenen ihre Hände oft nicht mehr öffnen, die Verbindungen zwischen Gehirn und Hand sind aber noch vorhanden“, berichtet Gerloff. „Die elektrische Stimulation soll das Gehirn anregen, sich an die neue Situation anzupassen und neue Schaltkreise zu etablieren, sodass die Patienten wieder die Hände öffnen, schließen oder damit greifen können.“ Vorläuferuntersuchungen aus den USA hätten bereits gezeigt, dass die Therapieform tatsächlich zur Bildung neuer Nervenverbindungen und zur Verbesserung der Motorik beitragen kann. Erste Ergebnisse der deutschen Studie erwartet Gerloff für Sommer bzw. Herbst des nächsten Jahres.

Jährlich ereignen sich in Deutschland rund 200.000 Schlaganfälle, die als eine der häufigsten Ursachen für Behinderungen und vorzeitige Invalidität im Erwachsenenalter gelten. Zwar erholen sich einige der Betroffnen vollständig von ihrem Leiden. „Zwei Drittel aller Überlebenden tragen aber bleibende Behinderungen davon“, so Gerloff. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa eine Million Menschen mit den Folgen eines Schlaganfalls leben.

Media Contact

Claudia Misch pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.uke.uni-hamburg.de

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