Jährlich sterben 300 Kinder wegen unentdeckter Diabetes der Mutter

„Wir könnten in Deutschland 300 kindliche Todesfälle im Jahr verhindern, wenn endlich der Zuckerbelastungstest in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen würde“, sagt Prof. Dr. Walter Klockenbusch, Leiter des Bereichs Geburtshilfe am Universitätsklinikums Münster (UKM). Dieser Test zeigt, ob die werdende Mutter unter Schwangerschaftsdiabetes leidet.

Eine jetzt veröffentlichte und weltweit durchgeführte Studie (HAPO) untermauert Klockenbuschs Forderung: Die kommt zu dem Ergebnis, dass schon leichte Störungen des Zuckerstoffwechsels in der Schwangerschaft die ungeborenen Kinder gefährdet.

Kinder, deren Mütter Schwangerschaftsdiabetes hatten, können gleich nach der Geburt Anpassungsstörungen wie Blutzuckerabfall, Atemstörungen oder Krampfneigungen haben. „Im späteren Leben haben diese Kinder vermehrt Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Übergewicht“, erläutert Klockenbusch.

Fünf Prozent aller Schwangeren haben den so genannten Gestationsdiabetes, so der Fachbegriff. Doch noch immer liegt die Entdeckungsrate dieser Stoffwechselkrankheit in Deutschland bei nur ein bis zwei Prozent. „Vor dem Hintergrund vermeidbarer kindlicher Risiken und der Tatsache, dass in Extremfällen immer noch Kinder wegen eines unentdeckten Diabetes der Mutter sterben, sollte der Test endlich in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen werden“, betont Klockenbusch.

Bislang bieten manche Ärzte den Test Schwangeren auf eigene Kosten an oder er muss von den Patientinnen selbst bezahlt werden. Ist er in die Richtlinien aufgenommen, gehört er zu den Kassenleistungen und damit zum Standard bei der Schwangerschaftsvorsorge.

„Nach Vorliegen der Ergebnisse der HAPO-Studie muss nun festgelegt werden, welche Zuckerwerte im Belastungstest als noch tolerabel und welche als pathologisch anzusehen sind“, erklärt Klockenbusch. Im Juni sollen entsprechende Grenzwerte auf einem Fachkongress in Los Angeles diskutiert und fest gelegt werden.

„Hoffentlich findet dann unsere Forderung beim zuständigen Bundesausschuss, in dem unter anderem Krankenkassenvertreter sitzen, endlich Gehör“, sagt Klockenbusch. Bewegung, richtige Ernährung und Insulin seien heute bestens geeignet, um Diabetes und damit in letzter Konsequenz auch einer Totgeburt wirksam vorzubeugen. „300 tote Kinder im Jahr wegen Schwangerschaftsdiabetes sind 300 Kinder zu viel“, betont Klockenbusch.

Media Contact

Simone Hoffmann Universitätsklinikum Münster (UK

Weitere Informationen:

http://www.klinikum.uni-muenster.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Durchbruch bei CRISPR/Cas

Optimierte Genschere erlaubt den stabilen Einbau von großen Genen. Großer Fortschritt an der CRISPR-Front. Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Pflanzenbiochemie (IPB) ist es erstmals gelungen, sehr effizient große Gen-Abschnitte stabil und…

Rittal TX Colo: Das neue Rack für Colocation Data Center

Rittal TX Colo: Flexibel, skalierbar und zukunftssicher Mit der zunehmenden Digitalisierung und künftig auch immer mehr KI-Anwendungen steigt der Bedarf an Rechenleistung signifikant – und damit boomt der Colocation-Markt. Unternehmen…

Partner & Förderer