One Man, One Dollar? Erhöht das Spendenlimit den Einfluss des "kleinen Mannes" auf den Wahlausgang?

So verkünden derzeit Hillary Clinton und Barack Obama regelmäßig ihr jeweiliges Spendenergebnis, um ihren Anspruch auf die Präsidentschaftskandidatur zu untermauern. Nicht nur aus diesem Grunde ist die Festlegung einer Höchstgrenze für Spenden zur Wahlkampffinanzierung eine wichtige Verordnung des amerikanischen Wahlgesetzes.

Ein weit verbreitetes Argument für diese Beschränkung lautet, dass unabhängig von ihrem Vermögen alle Wählerinnen und Wähler die gleiche Chance erhalten sollen, den Wahlausgang in ihrem Sinne zu beeinflussen. Das Wahlkampfbudget, so die Argumentation weiter, stünde dann unmittelbar in Relation zur „wahren“ Popularität eines Kandidaten bzw. einer Kandidatin. Implizit geht dieses Argument also davon aus, dass „populäre“ Kandidaten einen größeren Anteil ihres Budgets aus kleinen Spenden erhalten, während diejenigen, welche Einzelinteressen vertreten, einen größeren Anteil ihres Geldes von großen Einzelspendern erhalten.

In seiner Studie „One Man, one Dollar“? Campaign contribution limits, equal influence, and political communication“ entwickelt Christoph Vanberg vom Max-Planck-Institut für Ökonomik in Jena erstmals ein formales Modell zur empirischen Überprüfung des „Gleichstellungsarguments“ und schätzt dieses Modell unter Verwendung der Daten der Wahlen zum amerikanischen Repräsentantenhaus der Jahre 1992 bis 2000. Seine Ergebnisse weisen in die entgegengesetzte Richtung: Nicht die „wirklich populären“ unter den Kandidierenden profitieren von der Festsetzung eines Spendenlimits, vielmehr sind gerade sie es, die besonders auf hohe Einzelspenden angewiesen sind. Dieses Ergebnis nährt Zweifel daran, ob eine Begrenzung der Spendenhöhe wirklich geeignet ist, zu einer Demokratisierung des amerikanischen Wahlrechts beizutragen.

Zum Modell: Das Modell geht davon aus, dass die Kandidierenden sowohl beobachtbare und somit kommunizierbare als auch nicht beobachtbare/nicht kommunizierbare Charakteristika haben. Sowohl kommunizierbare als auch nicht kommunizierbare Eigenschaften können jeweils solche sein, die von den Wählerinnen und Wählern erwünscht bzw. abgelehnt werden. Durch das Senden von Nachrichten, in denen die Kandidierenden ihre – von der Wählerschaft positiv bewerteten Eigenschaften kommunizieren – gelingt es ihnen, die Stimmen bislang uninformierter Wählerinnen und Wähler zu erhalten. Für das Senden dieser Nachrichten werden die eingeworbenen Spendenmittel verwendet. Nutzbringend aus Sicht des uniformierten Teils der Wählerschaft wäre es also, wenn „wirklich populäre“ Kandidierende über ein höheres Budget verfügten und damit mehr Stimmen erringen könnten.

Für eine zweite Gruppe, die der „informierten Wählerinnen und Wähler“ macht das keinen Unterschied. Sie nutzen andere, „objektive“ Informationsquellen und wissen, welcher Kandidat bzw. welche Kandidatin „besser“ ist. Hält man, so das Modell, die Ausgaben aller Kandidierenden auf gleicher Höhe, lässt sich über das Wahlverhalten der informierten Wähler beobachten, welcher Kandidat bzw. welche Kandidatin „besser“ ist. Wenn nun der Kandidat bzw. die Kandidatin, welche/-r das Wahlkampfbudget aus einer größeren Zahl von kleineren Einzelspenden erzielt hat, die Wahl gewinnt, würde dies das Gleichstellungsargument unterstützen.

Kontakt:
Max-Planck-Institut für Ökonomik, Jena, Christoph Vanberg, Forschungsgruppe Strategische Interaktion, https://people.econ.mpg.de/~vanberg/.

Vanberg, Christoph, „One Man, One Dollar“? Campaign contribution limits, equal influence, and political communication, Journal of Public Economics, 92 (2008), 514-531.

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Petra Mader idw

Weitere Informationen:

http://www.econ.mpg.de

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