Anwender verstehen RFID-Technologie nicht

Anwender mit geringer Technikerfahrung verstehen nicht, wie RFID-Technologie (Radio Frequency Identification) funktioniert und erklären sie teils zu einem übernatürlichen Phänomen. Auch über sicherheitsrelevante Aspekete von RFID sind die Nutzer kaum informiert.

Das hat eine Studie von Forschern der University of California in Berkeley (UCB) ergeben, die anlässlich der USENIX Usability, Psychology, and Security Conference 2008 vorgestellt wurde. Eine Motivation hinter der Studie war, dass RFID zunehmend Verbreitung auch im Alltag findet, etwa im elektronischen Reisepass.

Technisch erfahrene User sind mit der Funktionsweise von RFID-Systemen vertraut und kennen auch Vorkehrungen zur Abschirmung der Signale, so eine positive Erkenntnis der UCB-Forscher. Bei anderen Nutzergruppen dagegen ergab sich ein wenig erfreuliches Bild. Zur Beschreibung der Funktechnologie griffen sie auf den nicht wirklich passenden Vergleich mit optischen Scansystemen zurück oder haben gar „Hexerei“ oder „Magie“ als Erklärung bemüht. Auch der Kenntnisstand in sicherheitsrelevanten Fragen erwies sich bei der Gruppe der wenig oder durchschnittlich technikerfahrenen Anwender als unzureichend. So sei weitgehend unbekannt, dass RFID-Chips über größere Entfernungen als nur einige Zentimeter, ohne visuelles oder hörbares Feedback und auch ohne Wissen des Trägers gelesen werden können.

Bedenklich erscheint den UCB-Forschern das Unwissen der Anwender nicht zuletzt angesichts der wachsenden Nutzung von RFID durch Regierungen und die Wirtschaft. Moderne Reisepässe in den USA ebenso wie in der EU sind ein Beispiel, wo RFID-Chips unter anderem zur Speicherung biometrischer Daten zum Einsatz kommen. Im bargeldlosen Zahlungsverkehr nutzt etwa Visas payWave-Karte für Zahlungen niedriger Beträge RFID. Laut Unternehmen wird die Karte in den USA bereits von über 32.000 Händlern akzeptiert. In der Schweiz wurde sie im Februar 2008 eingeführt. Pilotprojekte in Deutschland und Österreich sind angelaufen bzw. in Planung.

Auch für die Industrie ist RFID eine noch wenig vertraute Technologie. In deutschen Unternehmen bleibt das Potenzial von RFID indes weitgehend ungenutzt, wie eine Unternehmensbefragung des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT http://www.ipt.franhofer.de und der P3 Ingenieursgesellschaft http://www.p3-group.com belegt. Dafür ist nicht zuletzt eine oft unzureichende Planung von Projekten verantwortlich. Von den teilnehmenden Unternehmen hatte sich ein Viertel für RFID entschieden, ohne die Wirtschaftlichkeit systematisch zu prüfen, während 30 Prozent keine technische Machbarkeitsstudie durchgeführt haben. Dabei wäre beides nicht nur wichtig, sondern sollte auch miteinander verknüpft werden. „Es gab noch nie eine Technologie, bei der das derart Hand in Hand gehen muss wie bei RFID“, betont Ulf Glaser von der P3 Ingenieursgesellschaft gegenüber pressetext.

In der Praxis wüssten Unternehmen oft nicht genau genug, was sie von einem RFID-System eigentlich erwarten, so Glaser. Auch gäbe es häufig eine wenig strukturierte Vorgehensweise etwa bei der Prozessumstellung und im Rahmen der Umstellung notwendiger Tests. Ferner mangle es oft an der Einbeziehung verschiedener Unternehmensbereiche. Für Unternehmen sei eigenes technisches Know-how zu RFID aber letztendlich nicht so wichtig wie das Wissen, an welche Dienstleister sie sich zur Umsetzung entsprechender Projekte wenden können.

Media Contact

Thomas Pichler pressetext.deutschland

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Kontrolle von Quantenzuständen in einem neuen Energiebereich

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Lukas Bruder von der Universität Freiburg kontrolliert erstmals hybride Elektron-Photon Quantenzustände in Helium-Atomen. Die Kontrolle dieser speziellen Quantenzustände wurde durch die Pulsformung…

Innovative Klebtechnik zum Bauen mit Holz und Beton

Bauen mit Holz leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Durch die Kombination von Holz und Beton erweitert das Fraunhofer WKI den Einsatzbereich von Holzkonstruktionen entscheidend. Mit einer neuartigen Klebetechnologie wird…

Schluckstörungen nach einem Schlaganfall belasten die Psyche

Rund ein Viertel der Patienten mit akutem Schlaganfall erleben Schluckstörungen, medizinisch bekannt als Dysphagie. Zu den Bedingungen gehören Schwierigkeiten, Nahrung oder Flüssigkeiten in die Speiseröhre zu bewegen, was oft zu…