Überraschende Ergebnisse zur Sternentstehung

Astrophysiker der Universität Kiel weist Gleichförmigkeit der Sternenstehung in verschiedenen Systemen nach

Dem Kieler Astrophysiker Dr. Pavel Kroupa ist der Nachweis gelungen, dass physikalische Gegebenheiten im Weltall bei der Geburt von Sternen keinen Einfluss auf deren Masseverteilung innerhalb des jeweiligen Sternsystems haben. Wie die amerikanische Wissenschaftszeitschrift Science in ihrer neusten Ausgabe (4. Januar) meldet, überprüfte Kroupa eine vom ihm selbst zu Beginn der 90er Jahre aufgestellte mathematische Funktion IMF (Initielle Massenfunktion) unter ganz unterschiedlichen physikalischen Bedingungen.

Er ging dabei der Frage nach: Wie variiert die IMF, die Aufschluss über die relative Verteilung der Sternmassen innerhalb eines Entstehungsgebietes gibt, von einem Entstehungsgebiet zum anderen? Allgemein war angenommen worden, dass verschiedene physikalische Gegebenheiten der Umgebung Einfluss auf die Sternentstehung nehmen.

Ganz gegen die Erwartung konnte Kroupa (Institut für Theoretische und Astrophysik der Universität Kiel, Lehrstuhl Prof. Gerhard Hensler) diese These widerlegen. Er erzeugte mit Hilfe der von ihm hergeleiteten Funktion theoretische Sternpopulationen. Nach aufwendigen Rechnungen konnte er seine Ergebnisse mit Teleskop-Beobachtungen sehr junger Sternpopulationen wie auch extrem alter Galaxien vergleichen. Es ergab sich, dass die angenommene Funktion der Masseverteilung bei der Sternentstehung alle Systeme gleichermaßen beschreibt. Der Sternentstehungsprozess, der unter verschiedenen Temperaturen und Gasdichten abläuft, erzeugt also letzten Endes auch bei unterschiedlicher Anzahl von Sternen immer die gleiche Verteilung von Sternmassen.

Warum haben die physikalischen Bedingungen bei der Geburt von Sternen so wenig Einfluss? Der Kieler Wissenschaftler wirft mit seinen Ergebnissen Fragen auf, die die Arbeit an der Sternentstehungstheorie in eine neue Phase bringen.


Kontakt: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Theoretische und Astrophysik,
Dr. Pavel Kroupa, Tel. 0431/880-5109, pavel@astrophysik.uni-kiel.de

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Susanne Schuck idw

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