Erstes deutsches Experiment auf der Internationalen Raumstation

Bulmahn: „Es gilt, die ISS von Beginn an sinnvoll zu nutzen“

Für den kommenden Montag ist der Start des russischen Transporters PROGRESS vom Weltraumbahnhof Baikonur zur Internationalen Raumstation (ISS) geplant. Mit an Bord wird die Ausrüstung für das erste deutsche und zugleich erste europäische wissenschaftliche Experiment, dem PlasmakristallExperiment (PKE), sein.

„Deutschland ist bereits heute mit Forschung auf der Internationalen Raumstation präsent, auch wenn Europa erst in 2004 mit Columbus sein eigenes Forschungslabor auf der ISS bekommt“, erklärte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, anlässlich des Starts. „Mit diesen Grundlagen verbessern wir die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie auf vielen wichtigen Zukunftsmärkten. Das ist die richtige Investition für die Arbeitsplätze von morgen.“ Die Kosten für dieses Experiment belaufen sich auf rund 8 Millionen Mark.

Ziel des Experiments ist es, neue Erkenntnisse in der Materialforschung zu gewinnen, die z. B. Einsatz in umweltschonender Solartechnik finden. So können heute verwendete Solarzellen nur einen kleinen Teil des Lichts in Strom umwandeln. Angesichts der durchschnittlichen Sonneneinstrahlung in unseren Breiten brauchen wir noch wesentliche technologische Durchbrüche, auf deren Grundlage wir künftig mit dieser sauberen Energiequelle einen entscheidenden Beitrag zu unserer Energieversorgung leisten können. Eine dieser wesentlichen Voraussetzungen ist die genaue Kenntnis darüber, wie die Atome in Solarzellen ideal angeordnet werden können. Bei diesem „Stell-Dich-ein“ der Atome stößt die Industrie bisher auf grundsätzliche Probleme, weil in einem Experiment auf der Erde nie eindeutig unterschieden werden kann, wie sich die Atome selbst verhalten und welchen Anteil die Schwerkraft hat. Dieses Wissen über das Verhalten der Atome und Moleküle kann nicht nur bei der Herstellung neuartiger Solarzellen genutzt werden, sondern beispielsweise auch für brillantere Bilder durch bessere Farbpigmente für die Drucker der Zeitungen und zu Hause.

„In einigen Jahren werden wir diese neuen Produkte mit Selbstverständnis nutzen, ohne zu wissen, dass die Grundlagen dafür nur durch Experimente auf der Raumstation geschaffen wurden,“ erklärte Bulmahn.

Das wissenschaftlich exzellente Experiment zur Plasmaphysik wurde in internationaler Kooperation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching und der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau vorbereitet. Die erste Experimentserie soll noch von der ersten Besatzung der Raumstation vor ihrer Rückkehr zur Erde im März durchgeführt werden.

Plasmakristall-Experimente unter Schwerelosigkeit eröffnen völlig neue Perspektiven, da die interessanten dreidimensionalen Strukturen in Plasmen sich unter normaler Schwerkraft nicht bilden können.

Deutsche Forschung international führend
Seit der Entdeckung geordneter Strukturen so genannter Plasmakristalle, im Jahre 1994 ist der Umfang der Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet international sprunghaft angestiegen. Deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben in dieser Forschungsrichtung weltweit eine Spitzenposition inne und verfügen als einzige bereits über Experiment-Erfahrung unter Schwerelosigkeit. Die ISS bietet jetzt der Plasmaphysik deutlich mehr Versuchs-Ressourcen, die zukünftig stärker ausgeweitet werden sollen. Nach Abschluss der ersten Experimente mit der Plasmakristall-Anlage ist auf Anregung deutscher Wissenschaftler der Bau eines eigenen modularen Plasma-Labors auf der ISS geplant. Es soll über mehrere Jahre betrieben werden und neben der Grundlagenforschung genügend Raum für anwendungsorientierte Fragestellungen bieten.


Erste Bilder und weitere Informationen erhalten Sie im Internet beim Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching unter
http://www.mpe.mpg.de/pke

Weitere Informationen finden Sie im WWW:

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Iris Marzian idw

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