Rückkehr von Wolf, Bär und Luchs

Der WWF Deutschland zieht eine durchwachsene Bilanz für die angestrebte Rückkehr von Wolf, Bär und Luchs nach Deutschland und Mitteleuropa.

„Die Wiederansiedlung der ausgerotteten Beutegreifer ist von zaghaften Erfolgen und dramatischen Rückschlägen geprägt“, sagt WWF-Artenschutzreferentin Izabela Skawinska-Luther. „Wir machen zwei Schritte vor und einen zurück.“ Zwar streifen Wolf und Luchs wieder durch deutsche Wälder, doch nach Ansicht des WWF kann noch nicht von einer dauerhaften Rückkehr gesprochen werden. „Luchs und Wolf leben inzwischen wieder in 19 Ländern der EU, aber in Deutschland tut man sich mit dem Willkommensgruß noch schwer“, sagt WWF-Referentin Skawinska-Luther.

Heulen in der Lausitz

Mittlerweile haben schätzungsweise 40 Wölfe in der Bundesrepublik ein Zuhause gefunden. Schwerpunkt liegt dabei auf der sächsischen Lausitz, wo 2008 die inzwischen fünfte Wolfsfamilie gegründet wurde. Doch auch zahlreiche andere Bundesländer, wie etwa Brandenburg, Bayern, Niedersachsen oder seit diesem Jahr auch Hessen, können sich wieder als „Wolfsländer“ bezeichnen.

Doch immer wieder werden Wölfe angeschossen oder beim Überqueren von Straßen getötet. So haben sich die bestehenden Populationen zwar auch 2008 erfolgreich fortgepflanzt, können jedoch noch längst nicht als stabil bezeichnet werden. „Es gibt in Deutschland genug Platz für Wolf und Mensch. Allerdings liegt es allein in unserer Hand, ob der Wolf auch die Möglichkeit erhält, dies zu beweisen“, sagt Izabela Skawinska-Luther.

„Leider kursieren noch viele scheußliche Ammenmärchen, die mit der Realität rein gar nichts gemein haben.“ So ergaben etwa aktuelle DNA-Untersuchungen aus Schweden, dass die Hälfte aller vermeintlichen Wolfsrisse in Wirklichkeit auf das Konto von Hund und Fuchs gehen.

Rückkehr auf leisen Pfoten

Leise und unspektakulär vollzieht sich die Rückkehr des Luchses nach Deutschland. Heimisch ist die Großkatze wieder in Eifel und Harz, dem Bayerischen Wald, der Sächsischen Schweiz oder dem Schwarzwald. „Die Populationszahl ist derzeit jedoch noch zu klein, um dauerhaft eine ausreichende genetische Variabilität sicherzustellen“, sagt Izabela Skawinska-Luther. Erst Anfang November 2008 war ein weibliches Tier bei einem Verkehrsunfall im Harz getötet worden. Aus diesem Grund wäre es dringend notwendig, Wanderkorridore einzurichten und die einzelnen Inseln miteinander zu verbinden. Doch auch der Luchs birgt Konfliktstoff in sich, wie sich derzeit in der Schweiz beobachten läßt. Die dortige Population ist die grösste und wichtigste im Alpenraum. Doch in Regionen, wo die Bestände der scheuen Katzenart steigen, kommt es vermehrt zu Konflikten mit Jägern, die den Luchs als Konkurrenten betrachten und einer dauerhaften Wiederansiedlung entgegenwirken.

Aussterben geht in die zweite Runde

Die Freude über die Rückkehr der Braunbären nach Österreich 1989 war groß – und kurz. Fünfzehn Jahre nach dem erfolgreichen Wiederansiedlungsprojekt begannen plötzlich die Tiere zu verschwinden. Zwei Männchen sind der verbliebene Rest einer einst stolzen Population in den Nördlichen Kalkalpen. Eine Reproduktion findet aufgrund fehlender Weibchen nicht statt. „Es ist ein tragisches Kuriosum: Der Braunbär droht in Österreich zum zweiten Mal auszusterben“, warnt Izabela Skawinska-Luther.

Der WWF startete 2006 eine Rettungsaktion für die Bären und erinnert die Österreichische Regierung an ihre Verpflichtung zum Schutz der seltenen Tiere. Nach Ansicht internationaler Experten sind rasche Bestandesstützungen der einzig mögliche Weg, um das Überleben der Bären zu sichern. Und das kann nur erreicht werden, wenn Weibchen aus anderen Teilen Europas, etwa Slowenien, in Österreich ausgesetzt werden.

„Der Zusammenbruch der österreichischen Bärenpopulation hat gezeigt, wie verletzlich und bedroht Wolf, Bär und Luchs in Mitteleuropa noch sind“, erklärt WWF-Artenschutzreferentin Izabela Skawinska-Luther. „Es liegt allein an uns Menschen, ob wir die Rückkehr dieser Tierarten zu einer Erfolgsstory oder einem Drama werden lassen.“

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WWF Deutschland

Weitere Informationen:

http://www.wwf.de

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