Naturschutzgroßprojekt "Ostrügensche Boddenlandschaft" erfolgreich abgeschlossen

„Mit dem Förderprogramm wurden die hochwertigsten Bereiche von Natur und Landschaft in dem 11.094 ha großen Kerngebiet gesichert und zahlreiche beispielhafte Maßnahmen zur Renaturierung und Optimierung von Lebensräumen, vor allem Waldstandorte, Niedermoore und Magerrasen, konnten mit Erfolg durchgeführt werden“, sagte BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel.

„Die Maßnahmen sind ein langfristiger Beitrag zur Steigerung der Bedeutung dieser Region für den Naturschutz und stellen daher auch eine Erhöhung des wirtschaftlichen Wertschöpfungspotentials dar. Die Realisierung eines solchen Naturschutzgroßprojektes im Südosten der Insel Rügen war eine besondere Herausforderung, weil der Raum vielfältigen Nutzungsansprüchen und einer hohen Flächenkonkurrenz unterliegt“, so Beate Jessel. Die einzigartige Naturausstattung war 1995 ausschlaggebend dafür, diese für den Naturschutz national bedeutenden Landschaftsteile in das Förderprogramm „Chance Natur – Bundesförderung Naturschutz“ aufzunehmen.

In dem insbesondere durch den Tourismus stark beanspruchten südöstlichen Teilraum Rügens war es nicht immer einfach, Akzeptanz für Maßnahmen des Naturschutzgroßprojektes zu bekommen und Flächen zu erwerben. Dieses ist dem Landschaftspflegeverband Ostrügen als Projektträger, durch kooperative Zusammenarbeit mit allen Beteiligten und Betroffenen sowie fairen Interessenausgleich beispielhaft gelungen.

Das 24.800 ha große Projektgebiet ist gekennzeichnet durch die stark bewegte Boddenland-schaft im Südosten Rügens mit flachen Meeresbuchten, Dünen, Strandwällen, Flachwasserseen, Niederungen und geschlossenen Waldgebieten auf historisch alten Waldstandorten und mit einem weiten Spektrum an Biotoptypen. Im Projektzeitraum wurden Grundstücke (1000 ha) gekauft, Maßnahmen zur Besucherlenkung durchgeführt sowie Flächen (350 ha) der Bodenverwaltungs- und Verwertungsgesellschaft (BVVG) kostenlos an den Landschaftspflegeverband übertragen. Damit konnten insbesondere großflächig zusammenhängende Buchwälder sowie Strand-, Dünen- und Kliffabschnitte, Moore und Gewässer aus der Nutzung genommen und der eigendynamischen Entwicklung überlassen werden.

In mehreren Niedermoorbereichen konnten auf insgesamt ca. 500 ha Fläche naturnahe Wasser-verhältnisse wiederhergestellt werden. Der stark verunreinigte „Schmachter See“ wurde entschlammt und damit natürliche Nährstoffgehalte im Wasser wiederhergestellt. Zur Entwicklung von Trocken- und Magerrasen und zur Erhaltung der Feuersteinfelder, eines einzigartigen Bio- und Geotops wurden umfangreiche Entbuschungsmaßnahmen durchgeführt.

Große Teile des Projektgebietes liegen innerhalb des Biosphärenreservats Südost-Rügen. Das Projekt hat hier gute Grundlagen für die angestrebte Erweiterung des Biosphärenreservats geschaffen. Durch die Nutzungsaufgabe in großen Waldbereichen im Kerngebiet des Projektes ist eine Erhöhung des Kernzonenanteils des Biosphärenreservats möglich.

Hintergrundinformationen:
Mit der Förderung gesamtstaatlich repräsentativer Naturschutzgroßprojekte (Chance Natur -Bundesförderung Naturschutz) unterstützt der Bund seit 1979 ausgewählte Regionen dabei, besonders schützenswerte und gesamtstaatlich repräsentative Teile von Natur und Landschaft großräumig zu sichern. Bundesweit gibt es derzeit 25 laufende und 42 erfolgreich abgeschlossene Naturschutzgroßprojekte. Insgesamt wurden seit 1979 über 370 Millionen Euro Bundesmittel für die Sicherung und Entwicklung bundesweit bedeutsamer Landschaftsausschnitte bereitgestellt.

Für das Naturschutzgroßprojekt „Ostrügensche Boddenlandschaft“ stellte das Bundesumweltministerium insgesamt 9,0 Mio. € bereit, bei Gesamtkosten von rd. 12,2 Mio. €. Durch das Land Mecklenburg-Vorpommern wurden 2,0 Mio. € und durch den Projektträger, den Landschaftspflegeverband Ostrügen e.V. (seit 2008 Landschaftspflegeverband Rügen), 1,2 Mio. € aufgebracht.

Eine der ersten biotoplenkenden Maßnahmen war die Entbuschung der Feuersteinfelder, eines einzigartigen Bio- und Geotops, welches vor ca. 3500 bis 4000 Jahren durch Sturmfluten aufgeworfen wurde, seit Beginn des 20. Jahrhunderts aber zunehmend von Pioniergehölzen überwachsen wird. Daher sind hier immer wieder Pflegemaßnahmen erforderlich.

Auf dem Nordperd und auf Klein Zicker konnten nach dem Rückbau von baulichen sowie militärischen Altlasten großflächig Trockenrasen entwickelt werden. Beide Flächen werden heute extensiv mit Schafen beweidet.

Ein sehr ehrgeiziges und umfangreiches Teilprojekt war die Entschlammung des Schmachter Sees. Vorrangiges Ziel dieser Seerestauration war die Wiederherstellung natürlicher Nährstoffgehalte im Wasser und Sediment, die sich durch die Einleitung von Abwässern der Kläranlage und erhöhte Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten vor Beginn des Projektes unnatürlich erhöht hatten und den Lebensraum für typische Pflanzen und Tiere stark gefährdeten. Insgesamt wurden 327.000 m3 Schlamm entnommen, die als Dünger auf landwirtschaftlich genutzten Flächen außerhalb des Einzugsgebietes verwertet werden konnten.

Die im nördlichen Projektgebiet gelegenen Bundesflächen rund um den Kleinen Jasmunder Bodden (rund 1900 ha) wurden 2008 als Bestandteil des nationalen Naturerbes an die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) für Zwecke des Naturschutzes unentgeltlich übertragen. Damit werden auch auf diesen Flächen die uneingeschränkte Umsetzung der Projektziele und deren langfristige Sicherung möglich. Übergeordnetes Ziel für diese Flächen ist es, alle Wälder möglichst schnell einer natürlichen eigendynamischen Entwicklung zuzuführen; wertvolle Offenlandlebensräume sollen erhalten und gepflegt werden.

Zu den seltenen und gefährdeten Arten des Gebietes zählen u.a. Meerstranddistel, mittlerer Sonnentau, Glockenheide, Sumpf-Glanzkraut, See- und Fischadler, Raub- und Trauerseeschwalbe, Wiedehopf, Kreuzkröte, Springfrosch, Schlingnatter und der Fischotter.

Anlässlich des 20jährigen Jubiläums zur Öffnung des Eisernen Vorhangs organisieren das Bundesamt für Naturschutz und das österreichische Umweltbundesamt vom 19.-30.August 2009 den internationalen NATURATHLON – Natur grenzenlos. Die Route führt vom „Paneuropäischen Picknickplatz“ an der österreichisch/ungarischen Grenze bis zum Europa Parlament nach Straßburg.

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Franz August Emde idw

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