Meereszählung: Forscher von Vielfalt überrascht

Unglaublich ist die Artenvielfalt der Lebewesen, die in den Weltmeeren leben. Zu diesem Schluss kommt der Leiter des Census of Marine Life, der ersten Lebewesenzählung der Weltmeere.

Nach zehnjähriger Forschungstätigkeit von mehr als 2.700 Wissenschaftlern aus 80 Ländern werden, heute, Montag, die wichtigsten Ergebnisse dieses internationalen Projekts mit mehr als 540 Einzel-Expeditionen der Öffentlichkeit vorgestellt.

„Es ist bei weitem noch nicht alles entdeckt“, meint der Meeresbiologe Paul Snelgrove von der Memorial University gegenüber pressetext. Das heißt, dass das Zeitalter der Entdeckungen in der Meeresforschung noch lange nicht zu Ende sei. „Neue Technologien und technische Hilfsmittel stehen der Wissenschaft heute zur Verfügung“, erklärt Snelgrove. Was die Forscher allerdings mit Schrecken festgestellt haben, ist die Tatsache, dass die Veränderungen der Meere wesentlich schneller vor sich gehen als bisher angenommen.

Dramatischer Rückgang der Raubfische

„Eine der schlimmsten Erkenntnisse war, dass die großen Raubfische wie etwa Haie in den meisten Regionen um 90 Prozent zurückgegangen sind“, erklärt Snelgrove. Es gebe sogar Gebiete, in denen diese an der Spitze der Nahrungskette lebende Tiere um 99 Prozent abgenommen haben. „Welche Auswirkungen das für die gesamte Nahrungskette in den Weltmeeren hat, ist nicht absehbar“, erklärt der Forscher.

Neue Erkenntnisse haben die Wissenschaftler auch bei der Nutzung der Meere durch den Menschen festgestellt. „Anhand von Aufzeichnungen und Untersuchungen von Siedlungen und deren Abfällen konnten wir feststellen, dass die Ausbeutung der Meere durch den Menschen bereits wesentlich länger existiert als wir das bisher angenommen haben. In den küstennahen Zonen fischen die Menschen seit Jahrtausenden – und das nicht gerade unter Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien“, erklärt der Meeresbiologe.

Globale Datenbank für alle

Die Schaffung einer für alle zugänglichen globalen Datenbank über die Meereslebewesen – von Mikroben bis hin zu den Walen – war eines der grundlegenden Projekte innerhalb des Census of Marine Life. „Diese Datenbank mit dem Namen Ocean Biogeographic Information System OBIS http://www.iobis.org wird auch weiterhin betrieben und mit immer neuen Informationen aufgestockt“, so Snelgrove. „In den vergangenen zehn Jahren hat sich dieses Werkzeug übrigens bereits bewährt, denn einige der Veränderungen – etwa in den Polarmeeren und in der Tiefsee – fanden bereits ihren Niederschlag.“

Insgesamt wurden in den vergangenen zehn Jahren im Rahmen des COML mehr als 2.600 wissenschaftliche Arbeiten publiziert. „Das bedeutet, dass umgerechnet alle 1,5 Tage eine Studie veröffentlicht wurde. Hinzu kommen unzählige Fotogallerien, Websites und Videos“, meint Snelgrove. „Die Vielfältigkeit der Ozeane wird allein durch die mehr als 30 Mio. Beobachtungen von mehr als 120.000 Arten innerhalb des Census unterstrichen“, erklärt der Forscher.

Unbekannte Pfade der Meereslebewesen

Große Überraschungen brachten auch die Entdeckungen bisher unbekannter Migrationspfade von Lebewesen sowie der teilweisen Kartographie des Meeresbodens. Moderne Technologien mit Schallwellen erlauben die Erfassung bestimmter Fischbestände ohne Entnahmen. Ein solches Projekt wurde etwa zur Erfassung von Dorschbeständen an der Ostküste der USA eingesetzt.

Paul Snelgrove hat im Zuge des Projekts das Buch „Discoveries of the Census of Marine Life: Making Ocean Life Count“ (Cambridge University Press) http://coml.org/discoveries-census-marine-life publiziert.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.deutschland

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