Korallenzerstörer: Cayman-Inseln verbieten Kreuzfahrtschiffe

Die Regierung der Cayman Inseln in der Karibik hat auf die Zerstörung der Korallenriffe in der Hafeneinfahrt ihrer Hauptstadt ungewöhnlich heftig reagiert: Sie haben großen Kreuzfahrtschiffen die Landung verboten.

„Kreuzfahrtschiffe sind die größten Schiffe, die regelmäßig unsere Inseln anlaufen. Mit den schweren Ankerketten richten sie große Schäden an den Riffen an“, erklärte John Bothwell, Research Officer des Umweltamtes der britischen Inseln. Der Umweltexperte berichtet, dass ein solcher Ozeanriese an einem Tag fast einen halben Hektar Korallenriffe vernichten kann. Aber nicht allen Kreuzfahrtschiffen ist die Landung verboten worden: Jene, die ihre Position ohne Anker halten können, dürfen ihre Passagiere in Spotts Bay, etwa 16 Kilometer östlich der Hauptstadt Georgetown, von Bord lassen.

Die Regelung existiert bereits seit einiger Zeit, wurde aber wegen zahlreichen Verstößen von der Hafenbehörde erst vor kurzem erneut ausgesprochen. Die drei Cayman Inseln sind für ihre reiche Unterwasserwelt in aller Welt bekannt. Auf den Inseln gibt es rund 40 Tauchbasen und mehr als 200 Hotspots, an denen man die einzigartige Rifflandschaft mit einer atemberaubenden Vielzahl an Meerestieren bestaunen kann. Der Tauchtourismus gehört zu den lukrativsten Fremdenverkehrsattraktionen der 260 Quadratkilometer großen Inseln.

Kreuzfahrtschiffe stehen schon länger auf der Watchlist der Ökologen: Seit Jahren kritisiert die Umweltorganisation Oceana die Verschmutzung der Weltmeere durch Kreuzfahrtschiffe. Was Oceana dabei besonders im Magen liegt, ist die globale Zunahme der großen Schiffe. Erst vor zwei Jahren hatte die Umweltorganisation erhoben, dass ein Ozeanriese der Royal Caribbean täglich bis zu 9.600 Hektoliter „Grey Water“ – das sind Abwässer aus Duschen, Wäschereien und Großküchen – ins Meer lässt. Gestattet ist das in einer Entfernung von vier Seemeilen vor der Küste. Oceana versucht die internationalen Gesetze auch auf Kreuzfahrtschiffe auszudehnen. Der Großreederei Royal Caribbean wurde vorgeworfen, moderne Abwasseranlagen auf lediglich drei ihrer 28 Schiffe installiert zu haben. (pressetext berichtete http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=040410002 ).

„Was sicherlich auch problematisch ist, ist die Verklappung von Kreuzfahrtschiffsmüll“, meint die Greenpeace-Meeresbiologin Antje Helms im pressetext-Interview. „Laut International Maritime Organisation IMO fallen rund zwei Kilogramm Abfall pro Person und Tag auf großen Kreuzfahrtschiffen an.“ Einige der Schiffe haben ihre eigenen Abfallbeseitigungs-Einrichtungen, viele andere jedoch nicht. „Selbst wenn der Abfall an Land entsorgt wird, bedeutet dies vor allem für kleine Inselparadiese oft eine zusätzliche Belastung für Abfallbeseitigungsanlagen an Land.

Helms gibt zu bedenken, dass an Bord dieser Schiffe bis zu 3.000 Passagiere reisen. „Die Müllhalden kleinerer Inselstaaten werden mit diesen Mengen an Abfällen komplett überlastet“, so Helms. Nicht alle Kreuzfahrthäfen haben das Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe, das so genannte MARPOL, unterzeichnet. „Durch die Nichtunterzeichnung sind die Länder nicht verpflichtet, Müllbeseitigungseinrichtungen anzubieten und können die Annahme von Abfällen der Kreuzfahrtschiffe verweigern. Durch diese Weigerung werden nach Meinung der IMO die Kreuzfahrtschiffe verleitet, den Müll weiter ins Meer zu entsorgen, ob nun legal oder nicht“, so Helms abschließend zu pressetext.

„Nach Angaben der UNO stammen 16 Prozent aller Schwefelemissionen aus dem Mineralölverbrauch von Schiffen“, meint der Sprecher der internationalen Stiftung für Seerecht http://www.iflos.org , Ludwig Rademacher. Die massiven Belastungen betreffen die Weltmeere, die Küsten und die Häfen. Aber nicht nur während der Fahrt machen die großen Traumschiffe die Umwelt kaputt, sondern auch dort, wo sie vor Anker liegen. Denn anstatt auf die Landstromversorgung zu setzen, die den Reedereien teuer kommt, lassen die weißen Riesen lieber die Schiffsmaschinen, die mit steuerfreiem Schweröl betrieben werden, laufen. Die Emissionsmessungen in Hafenstädten wie etwa Hamburg zeigen das klar.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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