Geographen arbeiten mit neuem Umweltsatelliten
In wenigen Stunden ist es soweit: In der Nacht zum 1. März wird der neue Umweltsatellit ENVISAT der europäischen Weltraumbehörde ESA an Bord einer Ariane 5-Rakete in seine Erdumlaufbahn starten. Zu denjenigen, die in dieser Nacht mitfiebern, zählen auch Geographen der Universität Bonn: Sie werden zu den ersten Wissenschaftlern gehören, die mit den Daten von ENVISAT forschen.
Die Bonner Wissenschaftler untersuchen mit Hilfe der Satellitendaten, inwiefern sich die Vegetation in Kenia sowohl im Jahresverlauf als auch langfristig ändert. Nur 3,3 Prozent Kenias können für den Ackerbau genutzt werden; zudem wächst in dem ostafrikanischen Land die Bevölkerung rapide. Der Zustand der landwirtschaftlichen Flächen ist daher von vitaler Bedeutung. Vorstudien auf Basis amerikanischer Satellitendaten haben gezeigt, dass in diesem Gebiet innerhalb der letzten 20 Jahre ein starker Nutzungswandel stattgefunden hat. Die Forscher der Arbeitsgruppe Fernerkundung unter Leitung von Professor Dr. Gunter Menz wollen zusammen mit dem Zentrum für Fernerkundung der Landoberfläche (ZFL) der Universität Bonn die Beobachtung der Vegetationsdynamik fortführen und Problemfelder herausstellen, die sich im Zusammenhang mit der Bevölkerungsentwicklung ergeben. Damit wollen sie den lokalen Entscheidungsträgern eine Grundlage für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement an die Hand geben.
ENVISAT (Environmental Satellite) wird in der Nacht vom 28. Februar auf den 1.März 2002 um 02:07 MEZ in Kourou, dem europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana, an Bord einer Ariane 5-Rakete in seine Erdumlaufbahn starten. Mit einem Gewicht von über acht Tonnen ist ENVISAT der bislang größte Satellit der europäischen Weltraumbehörde ESA (European Space Agency).
Er wurde speziell zur Umweltbeobachtung entwickelt und ist mit zehn Sensoren bestückt, die unter anderem Informationen zur Landoberfläche, der Atmosphäre und den Ozeanen liefern. Durch die kontinuierlich zur Verfügung stehenden Daten lassen sich Vegetationsveränderungen wie Waldrodungen und Wüstenbildung, aber auch Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche und Überflutungen global überwachen sowie Veränderungen der Eismassen oder Variationen des Ozongehalts messen. Fünf Jahre lang soll ENVISAT alle 100 Minuten die Erde umrunden. Dabei wird alle drei Tage die gesamte Erdoberfläche abgedeckt.
Der 2,3 Milliarden Euro teure Satellit wurde unter der Aufsicht der ESA sowohl mit optischen als auch mit Radarsensoren bestückt. Während die optischen Sensoren von ENVISAT insbesondere die Vegetationsänderungen großflächig erfassen sollen, ermöglichen die mit bis zu 30 Meter Bodenauflösung empfangenen Radardaten detailliertere Analysen. Die Radarsignale durchdringen zudem ungehindert Wolken, so dass diese Informationen eine wichtige Ergänzung zu den Daten der optischen Sensoren darstellen.
Weitere Informationen: Dipl.-Geogr. Doris Klein, Geographisches Institut der Universität Bonn, Tel: 0228/73-9705, Fax: 0228/73-9702, E-Mail: d.klein@rsrg.uni-bonn.de, oder im Internet unter http://www.rsrg.uni-bonn.de/ (Link „Research“).
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