Green Goal: Fußball-WM auch beim Umweltschutz erfolgreich

Die Fußball-WM 2006 war in allen Belangen ein voller Erfolg und ein bleibendes Erlebnis – nicht nur aus sportlicher Sicht. Auch für das erste Umweltkonzept einer WM, „Green Goal“, kann im jetzt veröffentlichten Abschlussbericht, dem „Legacy Report“, eine positive Bilanz gezogen werden. Von insgesamt 16 anspruchsvollen Umweltzielen wurden 13 erreicht. „Diese sehr gute Bilanz zeigt, dass auch Mega-Events wie die FIFA-WM umweltgerecht ausgerichtet werden können“, sagt Öko-Instituts-Experte Dr. Hartmut Stahl, der das Projekt Green Goal wissenschaftlich begleitet hat.

Da es für die Fußball-WM von der FIFA bisher keine ökologischen Vorgaben gab, hat das Öko-Institut in Kooperation mit dem Organisationskomitee (OK) ein innovatives und ambitioniertes Umweltkonzept erarbeitet und die WM-Organisatoren bei der Umsetzung unterstützt. Die Arbeiten wurden vom Bundesumweltministerium begleitet und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) finanziell gefördert.

Green Goal hat quantitative und qualitative Ziele für die Handlungsfelder Wasser, Abfall, Energie, Mobilität und Klimaschutz entwickelt und weitestgehend erreicht.

Einige Beispiele für die Erfolge des Umweltkonzepts:

Klimaschutz

Der aus umweltpolitischer Sicht größte Erfolg ist die klimaneutrale Ausrichtung der WM im eigenen Land. Während der WM sind in Deutschland trotz Energiesparmaßnahmen und trotz des Einsatzes von erneuerbaren Energien zusätzliche, im Verantwortungsbereich des OK nicht vermeidbare Treibhausgase in einer Größenordnung von 92.000 Tonnen angefallen. Insgesamt 100.000 Tonnen Kohlendioxid werden in den kommenden Jahren durch Klimaschutzprojekte in Indien und Südafrika kompensiert. Diese Projekte entsprechen dem so genannten Gold Standard, das heißt sie genügen höchsten Sozial- und Umweltstandards. Finanziert werden diese Maßnahmen durch den DFB, den Welt-Fußballverband und weitere Partner.

Wasser

Zur Trinkwassereinsparung wurde in Berlin die größte Regenwasserzisterne eines Stadions in Europa gebaut – mit einem Volumen von 1.400 Kubikmetern. Auch in fünf weiteren Stadien ersetzte Oberflächen- und Brunnenwasser kostbares Trinkwasser. Insgesamt haben alle Maßnahmen im Bereich Wasser dazu geführt, dass das Einsparziel von 20 Prozent weitestgehend erfüllt wurde.

Abfall

Erstmals kam bei einer WM im Publikumsbereich ein Mehrwegbecher zum Einsatz, der wesentlich zum sauberen Eindruck in den Stadien und zur Abfallvermeidung beigetragen hat. Das Ziel der Abfallreduzierung um 20 Prozent

konnte damit weitgehend erreicht werden.

Energie

Das Ziel, den Energieverbrauch der Stadien um mindestens 20 Prozent zu senken, konnte zwar nicht erreicht werden, da das OK nicht direkt für den Neu- und Umbau der Stadien verantwortlich war. Dafür wurde aber das zweite wichtige Ziel erfolgreich umgesetzt: Die Energieversorgung ist über regenerative Energien gedeckt worden. 13 Millionen kWh zertifizierter Ökostrom, das entspricht mehr als dem kompletten Stromverbrauch der WM, wurden zusätzlich eingespeist. Zudem wurden insgesamt in den Stadien und in den WM-Städten Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von über 2.800 kWp installiert. Die größte Anlage auf einem Stadiondach in Deutschland befindet sich nun in Kaiserslautern.

Mobilität

74 Prozent aller Fahrten zum und vom Stadion wurden mit Bussen, Bahnen, Fahrrädern oder zu Fuß zurückgelegt, waren also umweltfreundlich. Damit ist das Ziel, den ÖPNV auf 50 Prozent zu erhöhen, weit übertroffen worden. Nur etwa 23 Prozent der Fans kamen mit dem eigenen Auto ins Stadion.

Neben einer ausführlichen Bilanz und Dokumentation der Aktivitäten im Rahmen von Green Goal enthält der „Legacy Report“, den das Öko-Institut im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt hat, auch zahlreiche Empfehlungen an die FIFA und die Ausrichter zukünftiger Sportgroßveranstaltungen, wie der Umweltschutz erfolgreich in die Organisation dieser Groß-Events integriert werden kann. Verbindliche Umweltstandards der FIFA schon in der Bewerbungsphase und ökologische Leitlinien sowie die stärkere Einbindung der Sponsoren sind wichtige Schlüssel, um den Umweltschutz noch zu stärken.

Zusammenarbeit mit Südafrika zur WM 2010

Südafrika als Ausrichter der nächsten Fußball-WM in vier Jahren will sich an den Erfahrungen mit Green Goal in Deutschland orientieren. Deutschland und Südafrika beabsichtigen, bei einem Umweltprogramm für die WM in Südafrika zusammenzuarbeiten. Heute trifft sich der südafrikanische Umweltminister Marthinus van Schalkwyk mit dem OK und einer Delegation des Öko-Instituts, um sich über die Erfahrungen mit Green Goal während der WM in Deutschland zu informieren und die weitergehende Kooperation zu besprechen.

Weiterer wichtiger Partner von Green Goal war das Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP, das am 1. Dezember 2006 in Lausanne eine internationale Konferenz zu Sport und Umwelt und eine Pressekonferenz zu Green Goal veranstaltet hat. Exekutivdirektor Achim Steiner hatte dort das deutsche Organisationskomitee für sein eindeutiges Bekenntnis zum Umweltschutz gelobt: „UNEP ist gerne bereit, auch das Organisationskomitee für die WM 2010 in Südafrika dabei zu unterstützen, an eigenen Green Goal-Zielen zu arbeiten. Damit würde ein deutliches Signal an die Ausrichter großer Veranstaltungen gerichtet, dass Umweltschutz ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Organisation ist.“

In der vergangenen Woche hatte die österreichische Bundesregierung bekannt gegeben, dass sie die Europameisterschaft 2008 zu einem „Green Event“ machen möchte und sich im Umweltbereich an der WM 2006 misst. Der österreichische Umweltminister Josef Pröll sagte dazu: „Mit Green Goal wurden im Umweltbereich Standards gesetzt, die beispielgebend sind.“

„Wir freuen uns sehr, dass es uns mit Green Goal gelungen ist, die Veranstalter zukünftiger Großveranstaltungen im Sport für den Umweltschutz zu begeistern. Schon damit trägt Green Goal einen wesentlichen Teil zum nachhaltigen Erbe der WM bei. Auch viele der Green-Goal-Maßnahmen in den WM-Stadien machen den Umweltschutz zum Sieger auch über die WM hinaus im Bundesligabetrieb“, resümiert Christian Hochfeld, stellvertretender Geschäftsführer des Öko-Instituts.

Der „Green Goal Legacy Report“ kann unter http://www.oeko.de/oekodoc/293/2006-012-de.pdf kostenlos herunter geladen werden.

Ansprechpartner:

Dr. Hartmut Stahl, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Infrastruktur & Unternehmen und Projektleiter „Green Goal“, Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt, Telefon 06151/81 91-13, h.stahl@oeko.de

Christian Hochfeld, stellvertretender Geschäftsführer, Öko-Institut e.V., Büro Berlin, Telefon 030/280 486-85, c.hochfeld@oeko.de

eco@work
Nachhaltig gut! Das neue E-Paper aus dem Öko-Institut.

Media Contact

Christiane Rathmann idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer