1,5 Mill. Euro für internationales Projekt zur Armutsbekämpfung

EU-Projekt zum Biologischen Landbau auf zerstörten Vulkanascheböden in Mexiko und Chile

Frankreich, Spanien, Italien und die Schweiz sind die Partner der Justus-Liebig-Universität Gießen in Europa, Mexiko und Chile in Lateinamerika. Ein Projekt über „Alternative Agriculture for a Sustainable REhabilitation of Deteriorated VOLcanic SOils in Mexico and Chile“ (REVOLSO) hatte die Universität Gießen bei der Europäischen Union (EU) im Rahmen des INCO-DEV-Programmes („Confirming the INternational role of COmmunity research in DEVeloping Countries“) der EU beantragt. Die Kommission der EU hat jetzt den Forschungsantrag von Dr. Gerd Werner (Koordinator), Zentrum für Internationale Entwicklungs- und Umweltforschung (ZEU) und Institut für Bodenkunde und Bodenerhaltung der Justus-Liebig-Universität Gießen bewilligt. Das Finanzvolumen beträgt für vier Jahre insgesamt 1,5 Mill. Euro. Weitere Mitglieder des Konsortiums dieses Forschungsvorhabens sind:

  • Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frick, Aargau, Schweiz
  • Institut de Recherche pour le Développement (IRD) in Paris, Frankreich
  • Colegio de Postgraduados in Montecillo, Estado de México, Mexiko
  • Universidad Autónoma de Chapingo, in Chapingo, Estado de México, Mexiko
  • Universidad de Concepción, Facultad de Agronomía in Concepción, Chile
  • Consejo Superior de Investigaciones Científicas in Madrid, Spanien
  • Universidad Autónoma de Tlaxcala in Tlaxcala, Mexiko
  • Centro Nacional de Investigación para Producción Sostenible in Morelia, Mexiko
  • Centro Interdipartimentale di Ricerche Agroambientali „E.Avanzi“, Universitá Pisa, Italien

Bei den am Projekt beteiligten europäischen Institutionen ist sichergestellt, dass alle Mitarbeiter auf langjährige Erfahrungen nicht nur in ihrem Fachgebiet, sondern auch auf Erfahrungen in Lateinamerika zurück greifen können. Dr. Werner ist es gelungen, neben anderen bekannten Wissenschaftlern auch Prof. Dr. Emma Zapata Martelo vom Colegio de Postgraduados, Montecillo, Mexiko, zur Mitarbeit an diesem Vorhaben zu gewinnen. Prof. Emma Zapata Martelo wurde im Jahr 2000 mit dem Entwicklungsländerpreis der Justus-Liebig-Universität Gießen für ihre herausragenden Forschungen über die Rolle der Frauen in Entwicklungsländern ausgezeichnet.

Vulkanascheböden bilden weltweit eine hervorragende Grundlage für die Nahrungsmittelproduktion. In Lateinamerika beispielsweise entstanden die Hochkulturen der Tolteken, Azteken und der Inkas in Vulkangebieten, weil auf diesen Böden ausreichend Nahrungsmittel für eine große Bevölkerung produziert werden konnte, denn Vulkanaschen sind von Hause aus sehr nährstoffreich. Sie bilden ein hervorragendes Ausgangsmaterial für die Entwicklung von fruchtbaren Böden, denn wie Sandböden sind sie locker und „warm“. Ihre extreme Lockerheit (ca. 80 % Luft- und nur 20 % Substanzvolumen) einerseits und ihre speziellen chemischen Eigenschaften andererseits machen sie aber auch besonders anfällig für die Bodenerosion, und durch chemisch-physikalische Entwicklungen im Unterboden bilden sich häufig sogenannte Verhärtungslagen.

Bedingt durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung gerade in Gebieten der alten Hochkulturen Lateinamerikas, durch den Wandel der Landwirtschaft von der vorspanischen Subsistenzwirtschaft hin zur kolonialen, postkolonialen und modernen Agrarproduktion, wurden diese Böden übernutzt und zerstört. Sie erodierten völlig. Die Folge: Ehemalige Flächen höchster landwirtschaftlicher Produktion fallen wüst, der Bevölkerung droht Hunger durch Verarmung; sie wandert schließlich ab in die großen Städte, um dort Arbeit und Brot zu suchen. Da dieses Phänomen nicht nur auf Lateinamerika beschränkt ist, hat sich die Europäische Union entschlossen, einem Forschungsantrag der Universität Gießen zuzustimmen, der auch „Rezepte“ erarbeiten soll, wie man solche devastierte Böden wieder land- und/oder forstwirtschaftlich nutzen kann.

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, zusammen mit Kleinbauern (campesinos) in Mexiko und Chile die Prinzipien und Techniken des biologischen Landbaus anzuwenden, um durch Erosion zerstörte, sterile und verhärtete Vulkanascheböden wieder in eine landwirtschaftliche und/oder agro-forstliche Nutzung zurück zu führen. Angepasste Anbaumethoden sollen erarbeitet werden, die auf rehabilitierten Böden die Erosion minimieren oder gar verhindern. Sowohl die Auswirkungen unterschiedlicher landwirtschaftlicher und agro-forstlicher Anbaumethoden auf die Landbevölkerung, als auch ihre derzeitige Situation – und hier besonders die Rolle der Frauen, Kinder und Jugendlichen – sollen evaluiert werden.

Die Forschungsergebnisse aus den Versuchsparzellen des Projekts werden in die jährliche Anbauplanung der lokalen Kleinbauern unmittelbar einfließen und gleichzeitig über örtliche landwirtschaftliche Organisationen der „campesinos“ regional verbreitet werden. Es ist vorgesehen, die häufig noch vorhandenen Kenntnisse der Bauern, die teils noch aus vorkolonialer Zeit erhalten sind, in die Praktiken des biologischen Landbaus zu integrieren. Die Weiterentwicklung der Anbautechniken, ihre Akzeptanz durch die Kleinbauern und der Wandel ihrer Lebensbedingungen werden ebenso untersucht wie die Nachhaltigkeit der „eingeführten“ Maßnahmen.


Kontakt:

Dr. Gerd Werner
Zentrum für Internationale Entwicklungs- und Umweltforschung (ZEU)
Otto-Behaghel-Straße 10 D
35394 Gießen
Tel.: 0641/99-12780
Fax: 0641/99-12719
E-Mail: Gerd.Werner@agrar.uni-giessen.de

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Christel Lauterbach idw

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